Michael Lohscheller Der Opel-Chef hat jetzt mehr zu sagen

Opel-Chef Michael Lohscheller Quelle: dpa

Opel hing über Jahre am Tropf von GM, viele Entscheidungen wurden in den USA getroffen. In einem Interview erklärt Opel-Chef Michael Lohscheller seine neuen Freiheiten unter PSA – unter anderem bei Vordertüren.

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Lange Zeit war die Opel-Zentrale in Rüsselsheim der verlängerte Arm des Managements von General Motors in Detroit: Wollten die Deutschen etwas ändern – sei es noch so geringfügig –, mussten sie in den USA um Erlaubnis bitten. Trotz eigener Entwicklungsarbeit basieren alle aktuellen Opel-Modelle im Kern auf GM-Plattformen. Änderungen waren da nicht gern gesehen, auch wenn sie nötig waren, um die Autos dem Geschmack der europäischen Kunden anzupassen.

Viele Branchenbeobachter sahen in der Übernahme von Opel durch PSA keinen großen Wechsel in der Unternehmenskultur –angesichts der zentralistisch veranlagten Franzosen. Doch das scheint zumindest bislang in der Praxis anders zu sein, wie der neue Opel-Chef Michael Lohscheller in einem Interview sagt. „Im Gegensatz zu früheren Zeiten im GM-Verbund können wir nun direkt entscheiden“, sagte Lohscheller dem Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“. „Wir treffen jetzt Maßnahmen, um alle Werke wettbewerbsfähig zu machen, was heute noch nicht der Fall ist.“

Als konkretes Beispiel führt Lohscheller wenig nachgefragte Ausstattungsoptionen der aktuellen Modellpalette an. Die Produkte seien zu komplex, damit die Stückkosten zu hoch. „Wir streichen bei jedem Modell die Optionen, die von weniger als einem Prozent unserer Kunden ausgewählt werden. Das reduziert massiv die Komplexität und die Kosten“, sagte der Opel-Chef. Alleine beim Corsa gibt es dem Unternehmen zufolge 16 verschiedene Frontscheiben, beim Mittelklasse-Modell Insignia seien mit allen Lackierungs-, Stoff/Leder- und Technik-Optionen theoretisch über 400 verschiedene Vordertüren möglich.

Opel-Übernahme durch PSA: Vorteil Frankreich

„Durch die Groupe PSA sind die Kosten pro Fahrzeug genau vergleichbar, auch über die unterschiedlichen Marken und Ländergrenzen hinweg“ erklärte Lohscheller. „Da sehen wir im Detail, wo unnötige Kosten entstehen – und können es sofort ändern.“ Wenn die Nachfrage entsprechend gering ist, sogar im laufenden Betrieb.

In den kommenden Jahren wird die Komplexität aber hoch bleiben, schließlich läuft die Produktion der Modelle auf GM-Basis weiter, während bereits einige Fahrzeuge sowie die neuen Modelle auf PSA-Technik aufbauen werden. Bis 2020 soll es neun neue Modelle geben, darunter auch einen elektrischen Corsa. Ab 2024 sollen dann alle Opel auf dem Technik-Baukasten der Franzosen basieren.

Ab demselben Jahr solle auch die gesamte europäische Modellpalette elektrifiziert sein, so Lohscheller – also mit einem Plug-in-Hybrid oder ausschließlich einem Elektroantrieb angeboten werden. Kurzfristig setzt der Opel-Chef aber auf einen alten Bekannten. „Der Ampera-e wird ab Januar 2018 wieder bestellbar sein“, sagte Lohscheller. „Wir versuchen, so viele Fahrzeuge wie möglich von GM zu bekommen.“

Ende November 2017 hatte Opel die Reservierungsmöglichkeit des Elektroautos gestoppt, offiziell wegen hoher Nachfrage. Möglich ist aber auch ein Zwist mit der Ex-Mutter GM: Der Ampera-e ist baugleich mit dem US-Modell Chevrolet Bolt. Beide Fahrzeuge werden auch in derselben Fabrik Orion (Michigan) gebaut. Laut der Fachzeitschrift „Automobilwoche“ hat Chevrolet im vergangenen Jahr 23.297 Bolt ausgeliefert. Im selben Zeitraum wurden aber offenbar nur wenige tausend Ampera-e produziert.

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