Milliarden-Vergleich im VW-Dieselskandal Die Einigung reicht nicht

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Wo sonst noch Milliarden-Zahlungen drohen

Nächste Baustelle: die US-Bundesstaaten. Mit 43 Bundesstaaten und Verwaltungsbezirken hatte sich VW im Juni auf eine Zahlung von 570 Millionen Dollar geeinigt. Dabei ging es um irreführende Geschäftspraktiken. Seit dem haben aber einige Staaten erneut geklagt. Dieses Mal wegen Verstößen gegen ihre Umwelt- und Verbrauchergesetze. Die Forderungen gehen abermals in den Milliardenbereich.

Neben den zivilrechtlichen Auseinandersetzungen laufen auch noch strafrechtliche Ermittlungen des Justizministeriums. Laut eines Berichts des „Wall Street Journal“ vom Sommer strebt VW auch hier eine außergerichtliche Einigung an, im Raum stehen wohl erneut 1,2 Milliarden Dollar.

Welche Modelle unter den Diesel-Vergleich fallen

Über allem schwebt noch die Frage nach der persönlichen Verantwortung. In Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschat Braunschweig gegen 21 Personen und gibt an, inzwischen ein „recht gutes Bild“ von der Entstehung des Skandals zu haben. Offen ist noch, was der Vorstand wann wusste. Einen eindeutigen Beleg über eine Mitwisserschaft gibt es aber wohl nicht.

US-Anwälte sehen das anders. Sie werfen Konzernchef Müller und seinem Vorgänger Martin Winterkorn vor, früh von den Schummeleien gewusst zu haben. Müller soll demnach schon 2006 als damaliger Audi-Manager zumindest gewusst haben, dass es Probleme gab, die US-Abgasnormen einzuhalten. Andere Quellen besagen, dass Porsche bereits vor einigen Jahren über die Probleme bei dem Drei-Liter-Diesel informiert wurde. Porsche-Chef war damals Matthias Müller. Das Unternehmen hat stets beteuert, die heutige und frühere Konzernspitze hätten nichts von den illegalen Tricksereien gewusst.

Wo VW überall zur Kasse gebeten wird
Italien will bis zu fünf Millionen EuroVW muss in Italien wegen des Abgasskandals um Dieselfahrzeuge bis zu fünf Millionen Euro Strafe zahlen. Es gehe um Verkäufe von Autos auf dem italienischen Markt ab 2009, bei denen die Zulassung durch Softwaremanipulationen erreicht worden war, teilte die italienische Wettbewerbsbehörde mit. Es habe einen schweren Verstoß gegen die professionelle Sorgfalt gegeben und Kunden hätten mit den realen Daten womöglich eine andere Kaufentscheidung getroffen. Laut früheren Meldungen sind in Italien knapp 650.000 Volkswagen von dem Skandal betroffen. Quelle: dpa
Bayern will bis zu 700.000 Euro Quelle: dpa
Entschädigungen für Aktionäre und Anleger: 1 bis 8 Milliarden Euro Quelle: dpa
Kundenentschädigungen von bis zu 10 Milliarden Euro Quelle: dpa
Rückrufe und Entschädigungen in Europa und dem Rest der Welt: bis zu 4,5 Milliarden Euro Quelle: dpa
Rückrufe und Nachrüstung in Europa Quelle: dpa
Mögliche Wertminderung von VW-Fahrzeugen: 0,5 Milliarden EuroIst ein VW-Diesel-Fahrzeug nach der Umrüstung noch genauso viel wert wie vorher und erzielt es als Gebrauchtwagen denselben Preis wie vor dem Skandal? Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt, doch das Risiko, dass die VW-Fahrzeuge im Wert fallen, ist gegeben. Die VW-Tochter Financial Services, die für 1,2 Millionen Leasing-Fahrzeuge zuständig ist, hat vorsorglich die Rücklagen für mögliche Wertverluste nach oben korrigiert. Quelle: dpa

Ob das so ist, wird sich in einem der unzähligen Prozesse wohl noch erweisen – ob in den USA oder irgendwo anders auf der Welt. Es laufen noch so viele Klagen, Prozesse und Verhandlungen, dass sich eine Gesamtsumme auch nach über einem Jahr nicht abschätzen lässt. Ein großer Posten ist jetzt erledigt. Mehr aber auch nicht, denn viele andere kommen noch.

Von einem Schlussstrich ist VW noch weit entfernt.



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