Nach Kritik Produktionsvorstand Macht verlässt VW

In den vergangenen Wochen hatte die Kritik an VW-Produktionsvorstand Michael Macht zugenommen. Jetzt kommt es zur Trennung von Europas größtem Autobauer.

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Produktionsvorstand Michael Macht verlässt Volkswagen in gegenseitigem Einvernehmen. Quelle: APN

„In beidseitigem Einvernehmen“ trennen sich Volkswagen und sein Konzernvorstand für Produktion, Michael Macht. Der Aufsichtsrat und der scheidende Vorstand haben sich auf eine Vertragsauflösung zum 1. August 2014 geeinigt, teilte VW am Freitag mit. Bis zur Berufung eines Nachfolgers wird Thomas Ulbrich, Vorstand für Produktion der Marke Volkswagen Pkw, die Aufgaben kommissarisch übernehmen.

Macht war in die Kritik geraten, weil etwa die Einführung des modularen Baukastensystems nicht reibungslos gelaufen ist. Von dem Baukastensystem erhoffen sich die Wolfsburger hohe Einsparungen in Entwicklung und Produktion. Die modulare Technik, durch die verschiedene Fahrzeugtypen mit gleicher Architektur auf einem Band gleichzeitig und somit günstiger produziert werden können, soll den Schub für weiteres Wachstum geben. Die neue Vielfalt hat aber Tücken: Besonders deutlich wird das derzeit in der Golf-Produktion in Wolfsburg, wo VW die Bänder wegen technischer Probleme immer wieder anhalten muss – ein Versagen, das intern offenbar Macht angelastet wurde.

VW bleibt trotz Dieselgate vor Toyota
Toyota – 1. Halbjahr 2016Der japanische Branchenprimus, zu dem auch der Kleinwagenbauer Daihatsu Motor und der Nutzwagenhersteller Hino Motors gehören, verkaufte zwischen Januar und Juni global 4,99 Millionen Autos. Das ist ein Rückgang zum Vorjahreszeitraum von 0,6 Prozent. Die ganze Halbjahres-Bilanz auch mit Umsatz- und Gewinnkennzahlen legt der japanische Konkurrent am 4. August vor. Quelle: AP
Volkswagen (Konzern) – 1. Halbjahr 2016Krise? Welche Krise? Die Abgas-Affäre scheint die Auslieferungen bei Volkswagen nicht zu bremsen. Pünktlich zum Halbjahr setzt sogar die schwächelnde Kernmarke zur Wende an. Mit 2,925 Millionen verkauften Volkswagen blieb die Marke zwar knapp unter dem Vorjahresergebnis, die Tendenz im Juni zeigte aber um fast fünf Prozent nach oben. Mit dem starken Juni stehen nach sechs Monaten die Zeichen bei den Verkäufen klarer als zuvor auf Zuwachs: 5,12 Millionen Fahrzeuge – vom VW-Up bis zum schweren Scania-Lkw – sind 1,5 Prozent Verbesserung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Trotz Diesel-Krise steuert der Konzern damit 2016 bisher auf ein Auslieferungsplus zu. Nach fünf Monaten Ende Mai hatte der Zuwachs lediglich bei 0,8 Prozent gelegen. Zumindest als Momentaufnahme scheint der Autobauer damit zehn Monate nach dem Ausbruch der Diesel-Krise eine Durststrecke zu verlassen. Quelle: dpa
BMW – 1. Halbjahr 2016Zwischen Januar und Juni diesen Jahres wurden weltweit 986.557 BMW verkauft. Damit konnten die Münchner im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent zulegen. Allein im Juni stieg der Absatz um 9,7 Prozent auf 189.097 – mit den Marken Mini und Rolls-Royce kommt der Konzern sogar auf 227.849 Autos (+9,1 Prozent). Für das Plus sorgte demnach vor allem die hohe Nachfrage in Europa und Asien. In den USA dagegen schrumpfte der Absatz. Mit den knapp 190.000 Fahrzeugen im Juli lag BMW vor den beiden Dauer-Konkurrenten Audi (169.000 Autos) und Mercedes (188.444 Fahrzeuge). Doch wie sieht es im gesamten ersten Halbjahr aus? Quelle: dpa
Audi – 1. Halbjahr 2016Zumindest Audi konnte BMW hinter sich lassen. Die Ingolstädter konnten zwar zulegen, mit 5,6 Prozent fiel das Wachstum aber geringer aus als bei der Konkurrenz aus München – genauso die absolute Zahl an Auslieferungen von 953.200 Fahrzeugen. Dennoch ist die Bilanz für Audi positiv. Man habe den Absatz in allen Weltregionen steigern können, sagte Vertriebsvorstadn Dietmar Voggenreiter. Spaß-Modelle wie das TT Cabrio im Bild tragen traditionell wenig zum Volumen bei. Zu den größten Treibern gehörten die Baureihen A4 mit einem Plus von 12,3 Prozent und das Oberklasse-SUV Q7, das es nach dem Modellwechsel im Vorjahr auf ein Plus von satten 73,6 Prozent bringt. Auch für das zweite Halbjahr ist Voggenreiter optimistisch: Dann stehen die Premieren des überarbeiteten A3 und der komplett neuen Baureihen A5 und Q2 an. Quelle: obs
Daimler – 1. Halbjahr 2016BMW und Audi waren gut, Mercedes war besser. So lässt sich das erste Halbjahr zusammenfassen – sowohl beim Wachstum als auch beim Absatz konnte die Marke mit dem Stern die Konkurrenten abhängen. In den ersten sechs Monaten gingen 1.006.619 Mercedes-Benz an die Kunden – das entspricht eine Zuwachs von 12,1 Prozent. Ganz nebenbei der 40. Rekordmonat in Folge für die Marke. Dabei profitiert Mercedes vor allem von den SUV-Modellen, die inzwischen ein Drittel des weltweiten Absatzes ausmachen. „Das zeigt, dass sich unsere Produktoffensive auszahlt und unser rundum erneuertes SUV-Portfolio hervorragend bei den Kunden ankommt“, sagt Vorstandsmitglied Ola Källenius. Zusammen mit den 73.510 verkauften Smart kommt die Pkw-Sparte des Daimler-Konzerns so auf 1,08 Millionen Fahrzeuge. Quelle: dpa
Porsche – 1. Halbjahr 2016Drei Prozent Wachstum auf 117.963 Fahrzeuge. Das sind die Eckdaten des ersten Halbjahres bei Porsche. Der Sportwagenbauer zeigt sich damit zufrieden und spricht von einer „Stabilisierung auf hohem Niveau“. Viele Modelle wie die Baureihen Cayman, Boxster, Macan und der 911er konnten zwar zweistellig wachsen, bei der Limousine Panamera hielten sich die Kunden wegen des anstehenden Modellwechsels aber spürbar zurück. „Die durchweg positive Resonanz auf die Weltpremiere des neuen Panamera Ende Juni stimmt uns sehr optimistisch. Wir erwarten uns davon einen deutlichen Schub“, sagt Marketing- und Vertriebsvorstand Detlev von Platen. Der neue Panamera kann seit dem 28. Juni bestellt werden und steht in Europa ab November beim Händler. In den USA und im chinesischen Markt ist das Auto ab Januar 2017 verfügbar. Quelle: dpa
Toyota – Gesamtjahr 2015Der japanische Autokonzern Toyota hat seine Stellung als weltgrößter Fahrzeughersteller im vierten Jahr nacheinander behauptet und den durch den Abgasskandal gebeutelten Konkurrenten VW auf Distanz gehalten. 2015 verkaufte das Unternehmen 10,15 Millionen Autos, wie Toyota am Mittwoch mitteilte. VW kam im vergangenen Jahr auf 9,93 Millionen verkaufte Autos, General Motors auf 9,8 Millionen. 2016 rechnet Toyota mit einem Absatz von 10,11 Autos. Im vergangenen Jahr lag die Prognose bei 10,1 Millionen Fahrzeugen für 2015 und wurde durch die Realität übertroffen. VW hatte Toyota bei den Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2015 überholt, war dann aber infolge des Abgasskandals wieder zurückgefallen. Die Autoverkäufe auf den großen Märkten in den USA und Japan haben sich verlangsamt. Darüber hinaus hat sich auch das in den vergangenen Jahren stetige Wachstum auf aufstrebenden Märkten abgeschwächt. Das schlägt sich auch in den Toyota-Zahlen nieder: 2014 hatten die Japaner noch 10,23 Millionen Autos verkauft. Quelle: dpa

In seiner Brandrede vor VW-Führungskräften Mitte Juli sagte Konzernchef Martin Winterkorn, Volkswagen plane seine Werke oft zu groß, zu komplex und zu teuer. Zudem würden die Anlagen oft zu spät fertig. „Auch mit Blick auf unsere Wettbewerber sage ich: Lasst uns die bestehenden Standards kritisch hinterfragen“, so Winterkorn. Bereits damals war klar, dass sich Produktionsvorstand Macht ernsthafte Gedanken um seine Zukunft machen musste.

In der VW-Mitteilung klang das ganz anders. „Michael Macht hat das Volkswagen Produktionssystem weiterentwickelt. Wir danken ihm für seine Leistung“, wird Winterkorn in dem Schreiben zitiert. Macht sagte zu der Trennung: „Der Volkswagen Konzern mit seinen Mitarbeitern ist ein einzigartiges Unternehmen, dem ich viel verdanke. Ich bin überzeugt, dass der Konzern wie in den zurückliegenden Jahren erfolgreich und nachhaltig wachsen wird.“

Gegenüber dem „Spiegel“ sagten Manager der Konzerntöchter Audi und Porsche, VW leide unter Missmanagement. Probleme gebe es beim US-Werk in Chattanooga, es fahre hohe Verluste ein. Das Werk sei nicht ausgelastet, weil die richtigen Modelle für den US-Markt fehlten – obwohl in die Produktionsstätte weit über eine Milliarde Euro investiert worden sei.

von Franz W. Rother, Martin Seiwert, Melanie Bergermann

Gerade die Marke Volkswagen entwickelte sich zuletzt nicht wie erhofft. In der ersten Jahreshälfte ging der Betriebsgewinn um ein Drittel auf rund eine Milliarde Euro zurück, fast alle anderen Konzernmarken konnten hingegen zulegen.

Macht kam 2010 von Porsche zu VW. Bereits seit 1998 war er bei dem Sportwagenbauer im Vorstand für Produktion und Logistik zuständig. 2009 übernahm der 53-Jährige die Stelle als Vorstandsvorsitzender von Wendelin Wiedeking, blieb aber nur ein Jahr – um in den Volkswagen-Konzernvorstand zu wechseln.

Der Diplom-Ingenieur war in seiner Zeit als Porsche-Chef maßgeblich daran beteiligt, die Grundlagen für eine erfolgreiche Integration der Porsche AG in den Volkswagen Konzern zu schaffen. In seiner Zeit bei VW baute der Konzern unter seiner Verantwortung das Produktionsnetzwerk stark aus und konnte so das jährliche Produktionsvolumen von 6,7 Millionen auf nahezu 10 Millionen Fahrzeuge steigern.

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