Nächstes Kapitel im Übernahme-Krimi Die dunklen Geheimnisse von VW und Porsche

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Prozess erzwungen

Noch im April 2014 sah es das Landgericht Stuttgart als unwahrscheinlich an, dass Härter und Wiedeking gelogen und so den Aktienkurs von VW manipuliert hätten. Doch nun zwingt das OLG Stuttgart das Landgericht, die Anklage gegen Wiedeking und Härter wegen Verdachts aus Marktmanipulation zuzulassen.

Der Prozess wird voraussichtlich im Frühjahr beginnen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart forciert jetzt auch ihre Ermittlungen gegen die Porsche-Aufsichtsräte, unter ihnen die Vertreter der Eignerfamilien, Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche, wegen möglicher Beihilfe. Sie prüft nun sogar, ob es noch zu weiteren Straftaten gekommen ist.

Dass nach mehr als sechs Jahren noch mal Schwung in die Sache kommt, liegt an neuen Dokumenten, Gutachten und Aussagen. So hat eine Mitarbeiterin des Landeskriminalamts in Stuttgart im Kreditbetrugsprozess gegen Finanzvorstand Härter erklärt, dass Porsche zusammen mit der Salzburger Porsche GmbH, die den Familien Porsche und Piëch gehört, bereits im September 2008 über VW-Aktien und -Optionen im Umfang von 76 Prozent verfügt habe.

Mit dem Rückenwind aus den Ermittlungen rechnen sich Hedgefonds, die Porsche auf 1,8 Milliarden Euro Schadensersatz verklagen, bessere Erfolgschancen aus. Sie meinen, dass Porsche Investoren im Oktober 2008 belogen habe. Die Klage wird ab Dienstag, 14. Oktober, vor dem Landgericht in Hannover verhandelt. Bislang hatten alle Zivilkläger ihre Prozesse sämtlich verloren. Doch das Blatt könnte sich nun wenden.

Das ist der neue Porsche Macan
Um 4.55 Uhr deutscher Zeit enthüllte der Sportwagenbauer noch vor dem Start der Automesse in Los Angeles sein neustes Modell: Den Macan, einen kompakten SUV, dessen Name sich aus dem indonesischen Wort für Tiger ableitet, doch dessen Zielgruppe ganz klar in der Stadt zuhause ist. Quelle: obs
Mit einer V6-Dieselvariante (258 PS) und zwei Benzinmotoren (340/400 PS) soll der kleine Geländewagen so sportlich sein, wie kaum ein Konkurrent. Quelle: obs
Das Einstiegsmodell beschleunigt einen 3,0-Liter-V6-Motor mit 340 PS in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Verbrauch liegt bei 9 Litern auf 100 Kilometer. Quelle: obs
Der Diesel schafft mit seinem 3,0-Liter-V6-Turbodieselmotor und 258 PS den Sprint in 6,3 Sekunden und trinkt 6,3 Liter auf 100 Kilometer. Quelle: obs
Das Topmodell mit 3,6-Liter-V6-Biturbo-Motor leistet 400 PS und bringt das Fahrzeug in 4,8 Sekunden auf 100 km/h. Der Verbrauch liegt dafür mit 9,2 Litern am höchsten. Quelle: obs
Der kleine Bruder des Cayenne wird ebenfalls in Leipzig produziert. Die Serienproduktion läuft gerade an, die Auslieferung startet im Frühjahr 2014. Quelle: obs
Technisch basiert der Macan auf dem Q5 der Konzernschwester Audi - 64 Prozent aller Bauteile sind identisch. Quelle: obs

Ein Blick zurück: 2008 waren bereits früh Gerüchte aufgekommen, dass Porsche eine Dreiviertelmehrheit bei VW anstrebe. Doch Wiedeking dementierte fleißig, mindestens fünfmal. Erst am 26. Oktober 2008 meldete er, dass man bei VW 2009 auf 75 Prozent gehen wolle, „um damit den Weg für einen Beherrschungsvertrag frei zu machen“. Weit entfernt schien das Ziel nicht: Porsche besitze 42,6 Prozent der VW-Stammaktien und 31,5 Prozent Optionen auf VW, „was in der Summe einen Betrag von 74,1 Prozent ergibt“.

Mit der Mitteilung stoppte der Porsche-Vorstand den für das Unternehmen als Inhaberin von VW-Optionen extrem gefährlichen Kursverfall der VW-Aktie. In diesem Finanzkrisen-Oktober 2008, kurz zuvor war Lehman pleitegegangen, hatte sich der VW-Kurs binnen einer Woche von 400 auf 210 Euro fast halbiert. Jetzt aber erkannten Hedgefonds, die mit Aktien zockten, die sie sich nur geliehen hatten und zurückgeben mussten, dass VW-Aktien extrem knapp würden – und kauften in Panik. Deshalb schoss der VW-Kurs zeitweise auf über 1000 Euro (siehe Chart Seite 88).

Mit der Pressemitteilung ließ Porsche nach monatelangen Dementis die Katze aus dem Sack und löste so die heftigste Kursexplosion der deutschen Börsengeschichte aus. Aber nicht nur das OLG hat erhebliche Zweifel, dass der darin verkündete Beschluss, über 75 Prozent zu gehen, wirklich erst am 26. Oktober fiel.

Im Sommer über 75 Prozent?

Die Mitarbeiterin des Landeskriminalamts in Stuttgart sagte im Frühjahr 2013 bei jenem Prozess gegen Finanzvorstand Härter aus, bei dem es um Kreditbetrug zulasten der BNP Paribas ging, Porsche habe am 16. September 2008 gemeinsam mit der Salzburger Porsche GmbH direkt mehr als 35 Prozent der VW-Stammaktien und über Optionen noch einmal mehr als 40 Prozent gehalten.

Diese Position habe sich seit Juli 2008 kaum noch verändert. Die Porsche Automobil Holding SE, die heute 50,73 Prozent der VW-Stammaktien und 32,2 Prozent des Eigenkapitals hält, will dies auf Nachfrage der WirtschaftsWoche nicht kommentieren.

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