Neue City-SUV Abenteuer im Großstadtdschungel

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Statt Verbrauchs-Ökologie geht es um Verkaufs-Ökonomie

Aber Sparen steht bei der Fahrzeugkategorie ohnehin nicht im Fokus, statt um Verbrauchs-Ökologie geht es Verkaufs-Ökonomie: Schicke SUV versprechen deutlich höhere Renditen als schnöde Kompaktwagen konventioneller Bauart. So verkaufte Peugeot vom Vorgängermodell des 2008 immerhin 60 Prozent in der Topversion Allure – bei über 3000 Euro Mehrpreis gegenüber dem Basismodell Access bleibt trotz des größeres Ausstattungsumfangs doch ordentlich mehr in der Kasse des Autobauers hängen. Peugeots Weg aus den roten Zahlen konnte (unter anderem) mit solchen Verkaufsstrategien deutlich verkürzt werden.

Käufer von SUV gönnen sich was – und können sich meist auch etwas mehr leisten als andere: Das Autos ist für sie in der Regel mehr als ein reines Transportgefährt und dient in alter Manier gerne noch zur Steigerung des Selbstwertgefühls. Die erhabene Sitzposition erlaubt es, auf viele andere Verkehrsteilnehmer herabzuschauen. Und der mehr oder minder stark aufgetragene Abenteuerlook der Autos lässt die Insassen agiler erscheinen als sie oftmals tatsächlich sind: Das Durchschnittsalter der 2008-Käufer in Deutschland liegt nach Auskunft des Marketing „nahe 60 Jahren“.

Geriatrie trifft auf Orthopädie: Je höher der Fahrersitz, desto geringer schmerzt der Bandscheibenvorfall. Umso besser, wenn die Gehhilfe dann auch noch fesch gestylt ist, in grell-rotem Metalliclack glänzt oder mit roten Nähten an den Sitzen und Sicherheitsgurten Sportlichkeit signalisiert. Stärker nachgefragt, die Prognose wage ich mal, werden bei der Zielgruppe des Peugeot 2008 sicherlich andere Ausstattungen sein: die Rückfahrkamera und das aktive Parksystem mit Lenkautomatik. Beides hilft im Stadtverkehr teure Rempler zu vermeiden.

Jaguar hofft auf den Evoque-Effekt
Jaguar F-Pace Quelle: Jaguar Land Rover
Jaguar F-Pace Quelle: Jaguar Land Rover
Jaguar F-Pace Quelle: Jaguar Land Rover
Jaguar F-Pace Quelle: Jaguar Land Rover
Jaguar F-Pace Quelle: Jaguar Land Rover
Jaguar F-Pace Quelle: Jaguar Land Rover
Jaguar F-Pace Quelle: Jaguar Land Rover

Wiewohl: Schwarze Radhaus-Auskleidungen und Aluminiumblenden signalisieren eine gewisse Robustheit, ja sogar Geländetauglichkeit. Aber bevor man mit den Stadt-SUV die City verlässt und zur Testfahrt über einen Acker oder durch einen Forst von der Straße abbiegt, sollte man vorsichtshalber die Rufnummer eines Abschleppdienstes im Handy abspeichern. Elektrische Fahrhilfen wie das Grip Control System im Peugeot können auf schneebedeckter Straße vielleicht das Anfahrverhalten modifizieren und die Antriebskräfte zwischen den Vorderrädern sensibel verteilen – aus dem tiefen Schlamm eines aufgewühlten Ackers aber rettet sich das Fahrzeug damit sicher nicht.

Aber was solls? Derartige Übungen kommen im Alltag eher selten vor. Dafür gibt es immer häufiger andere spektakuläre Aktionen zu sehen: Das Entern des SUV durch die Heckklappe. Denn die Städte sind auf den Ansturm der SUV schlecht vorbereitet – die Richtwerte für die Planung von Parktaschen stammen noch aus den 1970er Jahren.

Ein Mittelklasse-Modell von Mercedes war damals knapp 1,80 Meter breit. Heute kommt ein Mercedes GLE locker über zwei Meter. Da kann es schon mal eng werden, wenn gleich nebenan ein ähnliches Dickschiff von Audi parkt und der Leibesumfang des Fahrers ebenfalls XL-Format hat.

Und so erleben die Passanten an diesem Nachmittag einen Menschen, der erst auf Knopfdruck die (wow, elektrisch betriebene) Heckklappe öffnet, die Lehne der Rücksitzbank umklappt und dann auf allen Vieren in den mit Leder ausgeschlagenen Innenraum krabbelt, um hinter das Lenkrad zu gelangen. Ja, sie sind schon sportlich, die SUV-Fahrer. Manchmal aber auch nur notgedrungen.

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