Neue Strukturen im Fiat-Konzern Montezemolo sagt "Ciao" bei Ferrari

Die Autobranche in Italien steht vor zwei großen Umbrüchen: Der Traditionskonzern Fiat kehrt der Mailänder Börse den Rücken – und nach 23 Jahren bekommt die Sportwagenikone Ferrari einen neuen Chef.

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Luca di Montezemolo gab in Maranello eine Abschiedsparty vor der versammelten Ferrari-Belegschaft in Maranello. Quelle: dpa

Nach der Fusion von Fiat und Chrysler geht in Italien eine weitere Ära zu Ende: Bei der Fiat-Tochter Ferrari tritt am Montag der bisherige Chef Luca di Montezemolo ab und macht Platz für Fiat-Chef Sergio Marchionne. Viele Emotionen gab es in den vergangenen Tagen, als sich der seit 1991 amtierende Ferrari-Chef an die Mitarbeiter in Maranello wandte: „Es ist nicht einfach“, sagte er. „Ihr seid die Kraft dieser Firma, die die schönste der Welt ist. Ihr seid die wirklichen Architekten ihrer Triumphe. Ihr seid Ferrari“, rief er der versammelten Belegschaft zu.

Am Freitag verabschiedete er sich noch einmal via Twitter: „Ciao Ferrari, die schönste Firma der Welt, erschaffen von außergewöhnlichen Menschen“, wurde di Montezemolo in dem Tweet zitiert, mit dem Ferrari zugleich seinen neuen offiziellen Twitter-Account @Ferrari startete.

Der Personalie waren Meinungsverschiedenheiten mit Fiat-Konzernchef Marchionne vorausgegangen. Dabei ging es nicht nur um die sportliche Bilanz, sondern auch um die künftig stärkere Einbindung von Ferrari in den Fiat-Konzern. Marchionne will den Sportwagenbauer nun selbst leiten und ihn in der Formel 1 wieder in die Erfolgsspur führen. „Ein Ferrari, der auf der Rennstrecke nicht gewinnt, ist kein Ferrari“, sagte er Anfang Oktober auf dem Pariser Autosalon.

Wall Street statt Mailänder Börse

Doch der Chefwechsel bei Ferrari ist nur ein kleiner Umbruch, verglichen mit der Fusion des Motterkonzerns Fiat mit Chrysler. Dort hat Marchionne das scheinbar Unvorstellbare durchgesetzt: Fiat kehrt Italien den Rücken. Seit dem vergangenen Sonntag hat der neue Konzern Fiat Chrysler Automobiles seinen Hauptsitz nicht mehr in der namensgebenden Stadt Turin. Der Sitz des neuen Konzerns wird aus steuerlichen Gründen nach London verlegt, das Unternehmen nach niederländischem Recht organisiert. Und die Autowelt muss sich an eine neue Abkürzung gewöhnen: FCA.

Bereits am vergangenen Freitag nahm der alte Fiat-Konzern nach mehr als 100 Jahren Abschied von der Mailänder Börse. Ab Montag werden dann die neuen FCA-Aktien gehandelt – sowohl an der Wall Street in New York als Zweitnotiz auch auf dem Parkett in Mailand.

Ob der selbstbewusste Fiat-Chef Sergio Marchionne den Termin bewusst gewählt hat, ist zwar nicht bekannt – aber das Datum erscheint auf jeden Fall passend: Am Montag wird in den USA der „Columbus Day“ gefeiert – in der Erinnerung an die Ankunft von Christoph Kolumbus, italienischer Seefahrer in spanischen Diensten, in der „Neuen Welt“, 1492.

„Natürlich ist das jetzt ein entscheidender Schritt für den Konzern“, erläutert Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. „Aber in Wirklichkeit ist es schon der zweite oder dritte bedeutende Einschnitt.“ Man denke nur an die Aufspaltung des Fiat-Konzerns in die Teile Industrie und Automobilbau vor einigen Jahren, so der Branchenkenner.

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