Neue Version des Tesla Model 3 „Nur eine abgespeckte Basisversion“

Tesla Model 3 Quelle: REUTERS

Tesla-Chef Elon Musk hat eine neue Version des Model 3 für 45.000 US-Dollar angekündigt – via Twitter natürlich. Ursprünglich sollte es viel weniger kosten und E-Mobilität massentauglich machen. Ist es jetzt soweit?

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Wenn es nach Elon Musk geht, dann ist das Model 3 von Tesla das Fahrzeug, das die Elektromobilität massentauglich machen soll. Bislang hat das allerdings nicht geklappt. Bei der Produktion kam Tesla den eigenen Zielen lange nicht hinterher. Erst im Juni hat das Unternehmen zum ersten Mal mehr als 5000 Model 3 in einer Woche produziert. Viele Kunden dürfte dieser Erfolg nicht zufriedenstellen. Immerhin hatte CEO Musk versprochen, das Model 3 für rund 35.000 US-Dollar auszuliefern. Das Versprechen hat er bis heute nicht eingelöst. Die günstigste Version lag zuletzt bei einem Kaufpreis von 49.000 US-Dollar vor Steuern.

Jetzt ein erster Schritt der Besserung: Es soll eine neue und günstigere Version des Model 3 angeboten werden, die 45.000 US-Dollar kosten soll. Das hat Elon Musk – wie so häufig – auf Twitter mitgeteilt. Kunden aus den USA und Kanada können die neue Version bestellen. In Deutschland sind nach wie vor nur Vorbestellungen möglich. Das ist noch immer teurer als der ursprünglich versprochene Preis. Doch schafft es Tesla mit dieser neuen Version, mehr Kunden zu erreichen und einer Massenproduktion näher zu kommen? Das beantwortet Fabian Brandt, Automobilexperte und Partner bei der Strategieberatung Oliver Wyman, im Interview.

Herr Brandt, mal abgesehen von dem ganzen Trubel um das Model 3: Es soll eine Reichweite von knapp 420 Kilometern haben und beschleunigt in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Wird es dem Preis von umgerechnet knapp 40.000 Euro damit gerecht?
Im Vergleich mit vielen anderen Elektrofahrzeugen, die es schon heute auf dem Markt gibt, ist diese neue Variante des Model 3 sicher kein schlechtes Angebot. Man darf aber nicht vergessen, dass es nur eine abgespeckte Basisversion ist: Die Batterie ist kleiner und hat eine geringere Reichweite, das Auto hat nur einen Heckantrieb statt des populären Allradantriebs und die Autopilotfunktion kostet ebenfalls extra. Insofern werden vermutlich nur wenige Autos wirklich für den Basispreis von 45.000 US-Dollar über die Theke gehen.

Die verschiedenen Varianten des Model 3

Nach anderthalb Jahren Produktion ist der von Musk versprochene Kaufpreis von 35.000 US-Dollar in weite Ferne gerückt und E-Mobilität immer noch nicht massentauglich. Schafft das die neue Version des Model 3 jetzt?
Es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Massentaugliche Elektromobilität beginnt nach meiner Auffassung aber erst bei einem Kaufpreis deutlich unter 35.000 US-Dollar. Die meisten Kunden im Volumengeschäft werden nicht bereit sein, nur aus Umweltgründen mehr Geld für ein Elektroauto auszugeben, das möglicherweise weniger Funktionalität bietet als ein klassisches Verbrennerfahrzeug. Viel wichtiger aber ist: Im Volumengeschäft zählen nicht primär emotionale Faktoren, die bisher viele Tesla-Kunden überzeugt haben, sondern vor allem rationale Kaufentscheidungen wie beispielsweise Qualität, Zuverlässigkeit und Wertstabilität. Nur wenn es Tesla gelingt, auch in diesen Punkten zu überzeugen, ist ein Erfolg in der breiten Masse langfristig realistisch.

Wie könnte das funktionieren?
Günstigere Fahrzeuge mit guten Leistungswerten und hoher Reichweite in Kombination mit staatlichen Anreizen werden sicher in den nächsten Jahren den Durchbruch für Elektromobilität in der Breite bringen. Die neue Variante des Model 3 ist hier sicher noch nicht die endgültige Antwort.

Warum sind die Verkaufszahlen trotz der leeren Versprechungen so gut? In den USA war das Model 3 im vergangenen Monat das nach Umsatz bestverkaufte Fahrzeug.
Tesla hat sich mit seiner Rolle als Elektropionier im Premiummarkt zu Recht eine sehr starke Position erarbeitet und ist heute eine echte „Love Brand“ – sprich viele Kunden sind regelrechte Enthusiasten, die sich für die Marke begeistern und einen Tesla mit Spaß und als Statement fahren. Die starke Sympathie lässt viele Fahrer auch über das ein oder andere Defizit hinwegschauen.

Wie steht es um die anderen Hersteller? Auch sie haben die E-Mobilität bislang nicht massentauglich gemacht.
Bislang nicht. Allerdings werden alle etablierten Hersteller in den kommenden drei Jahren ein echtes Produktfeuerwerk im Elektrosegment zünden. Davor muss sich Tesla wirklich in Acht nehmen, denn sie bekommen bei den reinen Elektrofahrzeugen erstmals ernsthafte Konkurrenz. Und mit den jetzigen Modellen, Leistungsdaten und Preisen wird Tesla meiner Meinung nach dann nicht wettbewerbsfähig sein.

Und die etablierten Hersteller werden es bei der Elektromobilität leichter haben?
Sie haben natürlich viel mehr Erfahrung darin, ein echtes Großseriengeschäft mit hoher Produktivität und Qualität profitabel zu betreiben. Die wird ihnen auch bei der Elektromobilität helfen. Tesla ist den Beweis, dass ihnen das auch gelingen kann, bislang noch schuldig geblieben. Der Launch des Model 3 war ja recht holprig und das Unternehmen ist nach wie vor defizitär. Die etablierten Hersteller haben zudem erhebliche Skalenvorteile und haben mit ihren breiten Produktportfolios viele potenzielle Einnahmequellen. Tesla dagegen muss mit Elektroautos Geld verdienen und das ist heute eben noch schwierig.

Warum eigentlich?
Eine kosteneffiziente Großserienfertigung ist eine riesige Herausforderung, gerade für ein junges Unternehmen wie Tesla. Möglicherweise verläuft auch die Kostenentwicklung bei teuren Komponenten wie etwa bei der Batterie nicht so positiv, wie sich Tesla das erhofft hat.

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