Neuer Cayenne Wagt sich Porsche nochmal an den Diesel?

Hunderttausendfach hat sich der Cayenne verkauft, mit der Diesel-Variante hat sich Porsche auch ein Problem ins Haus geholt. Mit der dritten Generation könnte Porsche die Weichen für die Zukunft in Sachen Diesel stellen.

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Porsches SUV hat abgespeckt
Porsche Cayenne Erprobungsfahrt Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger
Porsche Cayenne Erprobungsfahrt Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger
Porsche Cayenne Erprobungsfahrt Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger
Porsche Cayenne Erprobungsfahrt Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger
Porsche Cayenne Erprobungsfahrt Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger
Porsche Cayenne Erprobungsfahrt Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger
Porsche Cayenne Erprobungsfahrt Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger

Es geht eigentlich gar nicht um den Diesel. Das neue Auto hat keinen, vorerst jedenfalls. Und womöglich bekommt es auch nie einen. Trotzdem: Cayenne? Von Porsche? Da war doch was. Und so geht es dann eben irgendwie doch auch wieder um den Diesel, wenn der Autobauer an diesem Dienstagabend in Stuttgart die Weltpremiere seines komplett neu aufgelegten Geländewagens feiert.

Denn inzwischen wird am traditionsreichen Stammsitz in Zuffenhausen recht offen darüber diskutiert, Konsequenzen aus der aktuellen Debatte zu ziehen, und auch darüber, sich wieder von der Diesel-Technologie zu verabschieden. Dann bekäme vielleicht schon dieser neue Cayenne, zum Einstieg ohnehin nur als Benziner zu haben, eben nachträglich schon keine Diesel-Variante mehr.

Porsche-Vorstandschef Oliver Blume hatte die Debatte selbst ins Rollen gebracht mit der Aussage, einen endgültigen Abschied vom Diesel in Erwägung zu ziehen. Beschlossen ist nichts, heißt es, auch ein möglicher Zeitplan ist unklar. Ziemlich offensichtlich ist hingegen: Der Autobauer möchte im Diesel-Debakel möglichst nicht allzu lange eine so große Rolle spielen wie zuletzt.

Rund 21.500 Cayenne mit 3-Liter-Diesel-Motor muss Porsche nachbessern – wegen einer aus Sicht des Bundesverkehrsministeriums illegalen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung. Zudem hat Minister Alexander Dobrindt (CSU) ein Zulassungsverbot für Fahrzeuge mit diesem Motor verhängt. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen Mitarbeiter des Autobauers wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung. Porsche hat angekündigt, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Man selbst habe Unregelmäßigkeiten bei der Motorsteuerungssoftware festgestellt und dem Kraftfahrt-Bundesamt gemeldet.

Diesel hat keine Tradition bei Porsche – und ist dennoch wichtig

„Das kratzt natürlich am Image“, sagt Branchenexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach – auch wenn er nicht glaubt, dass allzu viel davon dauerhaft hängenbleiben wird.

Der Diesel hat – anders als so ziemlich alles andere – keine große Tradition bei Porsche. Jahrzehntelang gab es ihn gar nicht, bei den klassischen Sportwagen wie dem 911er gibt es ihn bis heute nicht. Weltweit liegt der Diesel-Anteil nach Angaben des Unternehmens aktuell bei 14 Prozent. In Deutschland sind es immerhin etwa 32, aber auch das ist noch deutlich weniger als beispielsweise bei Mercedes, BWM oder VW.

Porsche baut selbst auch keine Diesel-Antriebe. Für den Cayenne nutzt der Autobauer wie beim kleineren Geländewagen Macan und dem Panamera Motoren der anderen VW-Konzerntochter Audi – und holte sich damit „Dieselgate“ ins Haus. Betriebsratschef Uwe Hück sprach jüngst von einem „Krebsgeschwür“ und „kranken Motoren“ und warf Audi Betrug und Lügen vor, sehr zum Ärger des jetzigen VW und früheren Porsche-Chefs Matthias Müller. „Der Frust scheint recht groß zu sein“, glaubt auch Bratzel. Er hält ein Ende des Porsche-Diesels daher auf längere Sicht durchaus für möglich. Der Diesel sei zwar nicht unwichtig für Porsche, aber auch nicht so wichtig wie für andere Hersteller.

„Porsche ist bei weitem nicht so abhängig vom Diesel“, sagt auch Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen. Aber: Trotzdem spiele er eine wichtige Rolle, vor allem in den europäischen Märkten, und ein Verzicht hätte Folgen. „Man würde sich damit einen Wettbewerbsnachteil einhandeln“, glaubt Diez. Außerdem sei der neue Motor, der wieder von Audi kommen würde, ja schon ausentwickelt. Ihn dann nicht anzubieten, hielte er für keine gute Idee und obendrein für ein falsches Signal.

Was Porsche 2016 verkauft hat
Platz 6: Porsche 918 SpyderJa, der zählt nicht so wirklich. Der 918 Spyder ist ein sündhaft teurer und auf 918 Exemplare limitierter Supersportwagen. Die ersten Exemplare wurden Ende 2013 ausgeliefert, die beiden wichtigsten Jahre waren 2014 und 2015. Die letzten 44 Fahrzeuge wurden aber erst 2016 den Käufern übergeben – womit der 918 Spyder noch in die Statistik kommt. Wenn auch mit einer großen Sonderrolle. Quelle: AP
Platz 5: Porsche PanameraDas Interesse an der Porsche-Limousine hatte zuletzt spürbar nachgelassen. Die erste Generation, von der 2014 immerhin noch fast 25.000 Exemplare zugelassen wurden, war an das Ende des Lebenszyklus angelangt. Im Juni 2016 wurde der Nachfolger vorgestellt, im November kam die zweite Generation dann in den Handel. Deshalb verzerrt das Bild von 15.240 Auslieferungen – von dem neuen Modell, dem auch ein Kombi zur Seite gestellt wird, erwarten sich die Stuttgarter mehr. Quelle: REUTERS
Platz 4: Porsche 718 Boxster/CaymanAuch bei dem kleinen Sportwagen von Porsche gab es 2016 einen Modellwechsel – Boxster und Cayman tragen seitdem den Namenszusatz 718. Das ist die kleinere Neuerung, weißt aber dank des historischen Porsche 718 auf die größere hin: Der neue 718 hat nur noch Vierzylinder-Motoren. Die 2,0 und 2,5 Liter großen Boxer-Aggregate wurden nur für den 718 entwickelt. Beim Absatz macht sich der Verlust von zwei Zylindern noch nicht bemerkbar: Mit 23.620 Auslieferungen liegt der 718 exakt auf dem Niveau der Vorjahre. Quelle: AP
Platz 3: Porsche 911Der Klassiker im Modellangebot ist schon lange nicht mehr der meistverkaufte Porsche. Dafür der mit der größten Variantenvielfalt – in 21 Versionen ist der 911 erhältlich. Dennoch haben „nur“ 32.365 Kunden zugegriffen. Für einen Sportwagen mit einem Grundpreis von mindestens 97.914 Euro ist das viel. Verglichen mit den beiden meistverkauften Porsche aber wenig. Quelle: dpa
Platz 2: Porsche CayenneÜber Jahre war der Cayenne die Nummer eins in der Porsche-Statistik. Seit Dezember 2002 im Angebot, hat Porsche den wuchtigen Geländewagen mehr als eine halbe Million Mal verkauft. 70.867 Exemplare davon wurden im vergangenen Jahr an die Kunden ausgeliefert. Quelle: dpa
Platz 1: Porsche MacanDen Spitzenplatz musste der Cayenne an seinen kleinen Bruder abtreten. Bereits in seinem ersten vollen Produktionsjahr 2015 konnte das Kompakt-SUV Macan den Cayenne überholen. 2016 hat sich der Vorsprung mit 95.642 Auslieferungen nochmals vergrößert. Quelle: dpa

In gut zwei Wochen kommt Porsche mit dem neuen, intern E3 genannten Cayenne zur Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt. Möglich, dass Blume sich bis dahin festgelegt hat, wie man in Zuffenhausen künftig zum Diesel steht. Bratzel hält es allerdings für geschickter, das dann nicht gleich an die große Glocke zu hängen, um insbesondere den eigenen Konzern nicht in die Bredouille zu bringen. „Man braucht den Diesel ja“, sagt Bratzel und verweist wie auch Diez auf die Vorgaben zum CO2-Ausstoß, die ohne den in diesem Punkt umweltfreundlicheren Diesel kaum einzuhalten wären. Stiege Porsche aus, gerieten die anderen noch stärker unter Druck. Solch ein Präzedenzfall, sagt Bratzel, wäre nicht hilfreich.

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