Oldtimerpreise steigen weiter Heiße Jagd auf Chromjuwelen

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Einkauf als Risiko

Zwei Trends beobachten beide Analysten seit Jahren auf dem Oldtimer-Markt: Einerseits gibt es den Investment-Trend in Sachwerte auszuweichen. Darunter fallen zum Beispiel die Auktionen, in denen seltene Fahrzeuge, wie der Flügeltürer Mercedes 300 SL, extrem hohe Preise erzielen.

Auf der anderen Seite des Oldtimer-Booms stehen die echten Enthusiasten. Sie geben im Schnitt für ein Fahrzeug weniger als 20.000 Euro aus. Ein reines Liebhaberhobby, ist doch kein exorbitanter Wertzuwachs erkennbar: In der Regel kompensiert er nicht einmal die stetig anfallenden Wartungs- und Erhaltungskosten. HAGI-Experte Jancke nennt einen Preis von 150.000 bis 200.000 Euro pro Fahrzeug, bei dem Liebhaberei endet und Investment beginnt.

Dass bei der jüngsten Bonhams-Versteigerung von zehn Fahrzeugen aus der Violati-Sammlung keine absoluten Spitzenpreise erzielt wurden, führt Jancke auch auf den Zustand der Autos zurück, von denen einige es nicht aus eigener Kraft auf den roten Teppich schafften. Auf die neuen GTO-Eigentümer warte die ein oder andere Teilrestauration unter dem Blech, sagt Jancke. „Als Museumsautos wurden sie mehr poliert als gefahren und das bekommt keinem Auto gut.“

Beim Oldtimerkauf spielen eben die Emotionen eine wichtige Rolle. Für den einen kommen die erst bei einem seltenen Ferrari-Boliden auf, für andere tut es schon ein Golf GTI der ersten Generation, die „Ente“ aus seligen Studentenzeiten oder ein 911er-Porsche der wilden 70er.

Oldtimer und ihre Bewertung

Mit Oldtimern verbinden die Besitzer oft schöne Erinnerungen an die eigene Jugend. Finanzstarke alte Herren, für die ein echter Klassiker noch aus der Vorkriegszeit stammen muss, danken nach Ansicht von Branchenfachmann Wilke allerdings langsam aber sicher ab. „Jetzt kommen eher die Lifestyle-Leute“, sagt des Classics Analytics-Geschäftsführer.

Heute seien viele Fans nicht mehr 70 Jahre alt, sondern nur gut über 40 - beruflich erfolgreich natürlich -, und sie kämen nicht mehr im Zweireiher, sondern mit Designerjeans und teurer Armbanduhr. Der Trendwechsel wirke sich auch auf die Wahl der Autos aus. Ganz alte und kaum alltagstaugliche Fahrzeuge würden weniger nachgefragt. „80 Sekunden von Null auf 100 und Seilzugbremse - das ist nicht mehr gewünscht.“

Im Durchschnitt lässt sich der Deutsche seinen Oldtimer auch nur einen Bruchteil des eingangs genannten GTO kosten, nämlich rund 15.000 Euro in der Anschaffung.

Bei der Frage, welche Modelle sich künftig wertmäßig wohl am besten entwickeln, gibt es auch von den Experten weder sichere Antworten noch risikofreie Geheimtipps. Das zumindest hat der Oldtimermarkt mit der Börse gemeinsam.

Als grobe Richtlinie kann allenfalls gelten, dass offene Sportwagen renommierter Hersteller stärker gefragter sind als die jeweils geschlossenen Versionen. Coupés schlagen außerdem Kombis. Ausnahmen bestätigen diese Regeln.

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