Opel-Gesamtbetriebsrat "Großteil der Verluste in Abfindungen geflossen"

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„Herr Tavares kennt die Nachteile von Abfindungsaktionen“

Wie stellt es sich Herr Tavares denn dann vor?
Ich weiß nicht, welche Vorstellungen Herr Tavares hat – aber wir werden dann, wenn es die rechtlichen Vorgaben zulassen, mit ihm in den Dialog treten. Ich glaube aber, Herr Tavares weiß sehr wohl, welche Nachteile freiwillige Abfindungsaktionen haben. Das kostet erstmal viel Geld und allzu oft bezahlt das Unternehmen Menschen, die das Unternehmen verlassen, um zu Wettbewerbern zu gehen. Und das sind oft die qualifiziertesten Mitarbeiter. Opel hat so in der Vergangenheit viel an Substanz verloren. Dennoch haben wir zwei Elemente, die Gegenstand von Verhandlungen sein werden. Das eine ist die Entwicklung in der Industrie, hin zur Elektromobilität. Da bin ich Realist. Wird sich diese auf Basis der jetzigen Regulierungsanforderungen durchsetzen, wird das die Automobilindustrie signifikant Arbeitsplätze kosten.

Nähmaschinen, Laubfrosch und ein Raketenantrieb
Die Marke mit dem Blitz - Opel Quelle: dpa
Anfang mit Nähmaschinen Quelle: PR
Opels Markenlogo 1862 Quelle: PR
Fahrrad „Velociped“ Quelle: PR
„Patent Motorwagen System Lutzmann“ Quelle: PR
Erste Eigenkonstruktion: Modell 10/12PS Quelle: PR
Opel Zweizylinder-Luxus-Motorrad Quelle: PR

Also gehen doch Jobs verloren…
Die Frage wird sein: Werden nicht mehr benötigte Jobs über einen längerfristigen Zeitraum, etwa über Altersteilzeit, sozialverträglich abgebaut und welche Möglichkeiten gibt es, wegfallende Tätigkeiten durch neue Tätigkeiten zu ersetzen?

Wie viele Arbeitsplätze, schätzen Sie, gehen bei Opel verloren?
Es gibt auf jeden Fall keinen Grund für Horrormeldungen wie die, dass wir 6500 Leute verlieren. Betriebsrat und IG Metall werden dafür kämpfen, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Was der Fünf-Meter-Opel kann
Opel Insignia Sports Tourer Quelle: Opel
Opel Insignia Sports Tourer Quelle: Opel
Opel Insignia Sports Tourer Quelle: Opel
Opel Insignia Sports Tourer Quelle: Opel
Opel Insignia Sports Tourer Quelle: Opel
Opel Insignia Sports Tourer Quelle: Opel
Opel Insignia Sports Tourer Quelle: Opel

Was wird aus dem Entwicklungszentrum?
Dort wird die Schlüsselfrage sein, welche Rolle Tavares dafür vorsieht. Er hat mir im Gespräch aber klar gesagt: „Ich habe dieses Entwicklungszentrum nicht gekauft, um es auf Zulieferertätigkeiten zu reduzieren. Dafür ist das Opel-Entwicklungszentrum zu qualifiziert und auch zu teuer.“ Also gehe ich davon aus, dass Herr Tavares sehr wohl weiß, welche Vorteile das Rüsselsheimer Entwicklungszentrum im Wettbewerb bietet.

Was sagen Sie zu den angeblichen Abfindungen von 20 bis 30 Millionen Euro für das Opel-Management, sobald der Verkauf über der Bühne ist?
In dieser Liga hat Opel nie gespielt. Sollte das aber wider Erwarten korrekt sein, dann wäre das zu verurteilen und dann wäre das absolut inakzeptabel. Sowas hat auch immer ein Geschmäckle.

Der Betriebsrat beklagt sich derzeit, dass er nicht genügend Informationen erhält. Was sagen Sie dazu?
Der Gesamtbetriebsrat hat letzte Woche den Vorstand eingeladen – und der erklärte er sei nicht befugt, uns die notwendigen Informationen zu geben. Er bräuchte dazu die Genehmigung eines sogenannten GM-Transition-Komitees, dem Übergangskomitee. Es gibt dieses Komitee wohl, um die notwendigen Schritte zwischen der Vertragsunterschrift, Signing, und dem Abschluss des Deals, dem Closing, zu besprechen und zu klären. Das Komitee scheint befugt, dem Vorstand zu sagen, was er zu tun und zu lassen hat, was rechtlich eigentlich nicht zulässig ist.

Dieser Zustand ist ein zentraler Konflikt, den wir gerade mit GM haben. Denn der Betriebsrat muss informiert werden, was zwischen Signing und Closing passiert. Diese Themen müssen in den Gesamtbetriebsrat, und wenn sich das nicht relativ schnell ändert, kann der Streit eskalieren, was wir eigentlich nicht wollen. Es kann nicht sein, dass da ein GM-Transition-Komitee sitzt, was Entscheidungen über unseren Kopf hinweg trifft. Es geht hier schließlich um das Schicksal von 38.000 Menschen.

Was halten Sie von dem Gerücht, dass Opel-Chef Karl-Thomas Neumann zu Volkswagen wechselt?
Nichts. Ich kann dazu aber sagen: Wir brauchen einen Vorstand, der im Fahrersitz sitzt. Und da kann ich mich gerade nicht beschweren, dass Neumann aktuell nicht für Opel-Interessen kämpfen würde. Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass Herr Neumann das Schiff verlassen will. Aber fragen Sie besser ihn selber.

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