Opel-Verkauf PSA kauft Opel für 1,3 Milliarden Euro

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Die Pensionsverpflichtungen waren der Knackpunkt

Was waren die letzten Streitpunkte in den Verhandlungen?

Die Pensionsverpflichtungen. Laut verschiedenen Insider-Berichten vom Freitag waren sie der letzte offene Verhandlungspunkt. Die Gespräche dauerten über das Wochenende an, weil trotz einer grundsätzlichen Annäherung zwischen GM und PSA noch nicht alle Hindernisse ausgeräumt waren – was aber letztendlich gelungen ist.

Die Pensionsverpflichtungen sind ein so wichtiges Thema in den Verhandlungen, weil sie für den kommenden Eigentümer PSA sehr teuer werden können. Analysten schätzen, dass in der Pensionskasse von Opel und der britischen Schwester Vauxhall ein Loch von acht bis zehn Milliarden Dollar klafft. Insidern zufolge forderte GM, im Gegenzug für Zugeständnisse bei den Pensionslasten den Verkauf von Opel-Modellen in China zu beschränken. Laut PSA-Finanzchef de Chatillon trägt GM bis zum vorgesehenen Closing Ende des Jahres sämtliche Verantwortung für die Pensionsverpflichtungen seiner Mitarbeiter. Eine wichtige Ausnahme in dieser Übereinkunft betrifft die deutschen Opel-Mitarbeiter. Sie werden auf Dauer ihre Pensionen von GM erhalten - zumindest indirekt. GM zahlt zu diesem Zweck 3 Milliarden Euro an PSA. Die Franzosen werden einen Fonds bilden, aus dem diese Gelder ausbezahlt werden. 

Welche Zusagen hat PSA bereits gemacht?

Peugeot hat zugesagt, die Opel-Standorte in Deutschland und Großbritannien zu erhalten und damit die Gemüter in Politik und Belegschaft beruhigt. Die Garantien beziehen sich allerdings nur auf die schon von General Motors ausgesprochenen Zusagen und Vereinbarungen. Diese gelten zumeist bis 2020. Was danach geschieht ist unklar.

Was hat PSA mit Opel vor?

PSA-Chef Carlos Tavares will nach der Übernahme von Opel insgesamt 1,7 Milliarden Euro jährlich einsparen. „Wir glauben, dass wird mit diesem Deal die Effizienz auf ein höheres Level bringen können“, sagte er am Montag in einer Telefonkonferenz für Analysten. Als Beispiele nannte Tavares Mengeneffekte beim Einkauf, die Zusammenführung der Fahrzeug-Plattformen und eine effizientere Produktion. Die vollen Einspareffekte sollen 2026 wirksam werden.

Tavares erneuerte seine Ansage, dass Opel seine Sanierung weitgehend selbst gestalten müsse: „Die Kehrtwende von Opel muss von den Opel-Leuten und dem Opel-Management geschaffen und umgesetzt werden.“ Mit dem Zusammenschluss entsteht hinter Volkswagen eine neue Nummer Zwei in Europa – addiert kommen PSA und Opel auf 17 Prozent Marktanteil (ohne Russland und Türkei).

Doch zunächst kämen auf hohe Kosten zu: Die meisten Opel-Modelle basieren auf GM-Plattformen, da die Marke nach 88 Jahren im Konzern organisatorisch und technisch tief eingebunden ist. Das alles zu entflechten, wird Jahre dauern und hohe Restrukturierungskosten und Lizenzgebühren verursachen.

Wie schnell kann Opel von General Motors gelöst werden?

Organisatorisch lassen sich die Geschäfte sicher noch 2017 trennen. Anders sieht es aber bei den Modellen aus: Bis ein Opel nichts mehr mit einem Auto von General Motors zu tun hat, werden mindestens sieben oder acht Jahre vergehen. Ein Beispiel: Der neue Opel Insignia – der auf GM-Technik aufbaut – wird auf dem Genfer Autosalon vorgestellt und kommt noch dieses Jahr in den Handel. Damit sich ein Modell rechnet, wird es in der Regel sieben Jahre lang verkauft – mit ein oder zwei Facelifts. Erst der Nachfolger, der etwa 2025 vorgestellt werden wird, könnte dann vollständig auf einer Plattform des PSA-Konzerns basieren. Bis dahin muss die GM-Plattform zugekauft werden.

Wie laut der Nachrichtenagentur Reuters mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen erklärten, präsentierte PSA-Chef Carlos Tavares in der vergangenen Woche im Vorstand zu Kostensenkungen bereits einen Vorschlag. Die Kleinwagen Peugeot 208, Citroën C3 und Opel Corsa könnten im Fall einer erfolgreichen Übernahme auf einer einheitlichen von PSA zu entwickelnden Plattform gebaut werden.

Dieser Schritt wäre aber erst mit der übernächsten Generation des Corsa um 2025 herum möglich, denn die Neuauflage des absatzstarken Opel-Klassikers ist auf GM-Basis schon weit entwickelt und soll 2019 auf den Markt kommen.

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