Piëch gegen Winterkorn Gewitter über Wolfsburg

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Eine Intrige vermutet

Piëch soll hinter den Gerüchten eine Intrige aus dem Umfeld Winterkorns vermutet haben. Das Handelsblatt suchte dies zu entkräften, man haben ohne Zutun des Vorstandsvorsitzenden berichtet. So ganz scheint Piëch das bis heute nicht zu glauben. Das mag auch daran liegen, dass Mark C. Schneider, der ehemalige Handelsblatt-Redakteur und Autor eben jenes Artikels, von Winterkorn ausgewählt wurde, seine Biografie zu schreiben.

Ob dies der einzige und tatsächliche Grund dafür ist, dass Piëch nun seinem Vorstandsvorsitzenden das Vertrauen entzog, dieses Dunkel könnte sich schon in den nächsten Tagen erhellen. Piëch und Winterkorn sollen sich zu Gesprächen treffen.

Aktuell sieht es so aus, dass sich Winterkorn nun noch wenig Hoffnungen darauf machen kann, dass sein Vertrag, der Ende 2016 ausläuft verlängert wird - ein Einzug in den Aufsichtsrat scheint ebenfalls in weite Ferne gerückt.

Wer aber könnte Winterkorn beerben, sollte dieser den Hut nehmen?

Bisher ist kein Kronprinz in Sicht. Der Ex-BMW-Manager und künftige VW-Markenvorstand Herbert Dies gilt zwar als harter Sanierer und zielstrebiger Manager, einer dem man noch viel zutraut. Doch er tritt seinen neuen Posten erst zum Juli an. Dass er binnen anderthalb Jahren an die Gesamt-Konzernspitze aufrückt, ist zwar nicht gänzlich unmöglich, aber sehr sportlich gedacht. Betriebsratschef Bernd Osterloh hätte zudem gerne wie bisher einen Ingenieur an der Spitze. Betriebswirte wie es etwa Audi-Chef Rupert Stadler ist, will Osterloh nicht unterstützen.

Porsche-Chef Matthias Müller, der eben in den VW-Vorstand berufen wurde, gilt ebenfalls als aussichtsreicher Kandidat für eine Interimslösung. Spekulationen, er sei oder halte sich zu alt für eine solche Aufgabe, räumte er gegenüber der WirtschaftsWoche aus: "Meine Meinung ist (...), dass man auch über einen Generationswechsel nachdenken sollte, wenn sich die Frage eines Tages stellt. Und wenn man über einen Generationswechsel spricht, dann denke ich nicht, dass ich dafür dann noch der richtige Mann bin. Im Moment fühle ich mich überhaupt nicht alt (...)."

Die nächsten Tage und Wochen werden für Winterkorn zu einer Hängepartie werden. Bei seinem ersten offiziellen Auftritt nach der Veröffentlichung des Piëch-Zitats ließ sich Winterkorn von all dem Trubel um seine Person, nichts anmerken. In gewohnter Manier empfing er Bundeskanzlerin Merkel und Indiens Premier Narendra Modi während dem traditionellen Messerundgang auf dem VW-Stand. Von einer besonderen Anspannung keine Spur. Nach einem kurzen Plausch über den ausgestellten VW Vento, der im indischen Pune gefertigt wird, zog der hochrangige Besuch weiter zum nächsten Stand. Und Winterkorn verabschiedete sich durch den Seitenausgang, um den wartenden Kameras zu entgehen.

Tut Winterkorn so ruhig oder prallt die Aussage des Aufsichtsratschef tatsächlich an ihm ab? Fakt ist: Winterkorn hat eine Reihe mächtiger Befürworter. Nicht nur der Betriebsrat steht hinter ihm auch die Familie um Wolfgang Porsche, der zweite Ast der Porsche-Holding, dem Mehrheitseigener von VW, hat an Winterkorn nichts auszusetzen. Die Porsche-Familie bezeichnet die Aussage von Cousin Ferdinand Piëch als nicht abgestimmte "Privatmeinung".

Was VW 2014 in den USA verkauft hat

Die Familien Porsche und Piëch halten gemeinsam über die schwäbische Porsche-Holding PSE die Mehrheit im VW-Konzern. Sie hängt an den stimmberechtigten Stammaktien der Wolfsburger. Mit ihrer Stimmenmehrheit können die Porsches und Piëchs bei VW noch lange nicht durchregieren. Denn auf ihrer Kapitalseite stehen zwei der insgesamt zehn Aufsichtsratssitze dem zweitgrößten VW-Eigner Niedersachsen zu. Derzeit vertreten Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und sein Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies (beide SPD) die Beteiligung des Landes im Kontrollgremium. Die Vergangenheit zeigte mehrfach, dass Arbeitnehmerseite und Land als Allianz agierten.

Für eine Absetzung Winterkorns müsste dieser sich laut Aktiengesetz eine „grobe Pflichtverletzung“ geleistet haben oder „unfähig zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung“ sein. Und laut Mitbestimmungsgesetz müssten zudem für sein Aus mindestens 14 der 20 Kontrolleure stimmen.

Das kann sich derzeit in Wolfsburg niemand vorstellen, zumal keine der beiden Gründe vorliegen. Eine schnelle Lösung des Konflikts scheint dennoch nicht in Sicht.

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