Piëch steigt bei Porsche aus Der mühsame Abschied des Ferdinand P.

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Der Porsche-Clan hat eine Mehrheit

Im Porsche-Clan tauchen drei Namen aus der nächsten Generation regelmäßig auf. Mark Philipp, Christian und Peter Daniell Porsche. Vor allem Mark Philipp Porsche vertritt als Vorstand der Familien-Stiftung nun die Interessen der Porsches. Zweiter starker Mann der Autodynastie wird der Arzt Christian Porsche, der in zwei Aufsichtsräten des VW-Konzerns sitzt. Und Peter Daniell, Mitglied des Skoda-Aufsichtsrats, kommt ohnehin eine Sonderrolle zu: Der Sohn von Wolfgangs Bruder Hans-Peter Porsche ist ein Einzelkind – als einziger der nächsten Generation.

Wie sind die Familien organisiert?
Der Porsche-Clan hat heute schon eine kleine Mehrheit: Sämtliche Mitglieder des Porsche-Zweigs haben ihre Anteile in eine gemeinsame Stiftung eingebracht, die Ferdinand Porsche Familien-Privat-Stiftung. Damit treten sie geschlossen auf, während die PSE-Aktionäre auf Seiten des Piëch-Zweigs jeweils eigenständig auftreten.

von Melanie Bergermann, Martin Seiwert

Das aktuelle Übergewicht für Porsche rührt daher, dass, wie die WirtschaftsWoche bereits im April 2016 berichtete, Louise Kiesling aus dem Piëch-Clan übergelaufen ist und ihre Anteile in die Porsche-Stiftung eingebracht hat. Die Familienstiftung hält damit 51,7 Prozent der PSE-Anteile.

Wie steht die aktuelle VW-Führung zu Piëch?
Es scheint fast so, als ob Piëch in Wolfsburg zur „Persona non grata“ geworden ist. Vorstandschef Matthias Müller, einst ein enger Vertrauter Winterkorns, sagte erst kürzlich: „Ich stehe nicht in Kontakt mit Piëch.“ Stephan Weil, VW-Aufsichtsrat und Niedersachsens Ministerpräsident, warf dem „Alten“ gar vor, „fake news“ zu verbreiten. Und auch der Betriebsrat, früher lange ein enger Verbündeter, ist auf ihn alles andere als gut zu sprechen.

Die Opfer des Ferdinand Piëch
Porsche-Miteigner und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Quelle: dapd
Audi Quelle: dpa
Franz-Josef Kortüm Quelle: obs
Herbert Demel Quelle: dpa
Franz-Josef Paefgen Quelle: AP
José Ignacio López Quelle: REUTERS
Bernd Pischetsrieder Quelle: dpa

Auch Audi-Chef Rupert Stadler, Mitglied des VW-Vorstands und lange Zeit Büroleiter Piëchs, hat sich inzwischen von seinem Ziehvater distanziert – oder anders herum, das ist nicht genau bekannt. Klar ist, dass Stadler seit einigem Monaten nicht mehr die beiden Stiftungen Ferdinand Karl Alpha und Ferdinand Karl Beta führt – also jene Stiftungen, über die Piëch in der PSE investiert ist.

Wie hat der Streit angefangen?
Im Frühjahr 2015 braute sich bei VW hinter den Kulissen – trotz Rekordzahlen – bereits das Unheil zusammen: Im März 2015 spricht Ferdinand Piëch auf dem Genfer Autosalon mit dem damaligen Vorstandschef Winterkorn über die möglichen Diesel-Probleme in den USA. Er will auf die Probleme hingewiesen haben, auf mögliche Manipulationen – und auch den innersten Machtzirkel bei VW, das Präsidium des Aufsichtsrats mit Leuten wie Weil und Osterloh, heißt es in Berichten. Die Kontrolleure weisen diese Anschuldigungen scharf zurück. Der Vorstand prüft Schadenersatzansprüche gegen Piëch.

Dann, im April 2015, folgt das mittlerweile legendäre Zitat Piëchs im „Spiegel“: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“ Der Satz war intern, aber nicht mit der Familien abgesprochen. Die Folge: ein beispielloser Machtkampf. Eine Allianz aus Land, Betriebsrat und Wolfgang Porsche stützt am Ende – zur Überraschung vieler – Winterkorn. Piëch tritt als Aufsichtsratsvorsitzender zurück.

Seitdem ranken sich die Spekulationen über Piëchs Motive. So unter anderem, dass Piëch seine 19 Jahre jüngere Ehefrau Ursula in einer Art dynastischer Erbfolge als Nachfolgerin an der Spitze des Aufsichtsrats durchsetzen möchte, Winterkorn – im späteren Jahresverlauf 2015 über den Abgas-Skandal gestürzt – selbst wollte diesen zentralen Posten.
Es halten sich aber auch Gerüchte, Piëch sei höchst unzufrieden mit der Entwicklung von Volkswagen in den USA gewesen – vor dem Hintergrund der später bekanntgewordenen Diesel-Probleme.

Aber Genaues weiß man nicht, schriftliche Belege darüber soll es nicht geben. Piëch selbst hat sich seit fast zwei Jahren nicht mehr öffentlich geäußert, Interview-Anfragen sind zwecklos.

Mit Material von dpa.

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