Porsche 718 Boxster Weniger ist mehr

Porsche stutzt dem Mittelmotor-Sportwagen zwei Zylinder, spendiert ihm aber mehr Leistung – und einen neuen Namen. Mit dem Kürzel 718 soll der Boxster an die Erfolge alter Vierzylinder-Sportwagen anknüpfen.

Vor 20 Jahren war es eine regelrechte Zäsur: Porsche brachte einen Sportwagen unterhalb des 911er auf den Markt. Für die Traditionalisten war es ein erneuter Tabubruch, hatten sich die "Hausfrauen-Porsche" 924 und 944 nie blendend verkauft. Doch für den Sportwagenbauer, der in den 1990er Jahren in großen Problemen steckte, war die Entscheidung von Unternehmenslenker Wendelin Wiedeking überlebenswichtig: Der Boxster anno 1996 wurde ein großer Erfolg, sicherte Arbeitsplätze und schuf Umsatz. Für 2016 bekommt die dritte Generation des Mittelmotor-Sportlers ein umfangreiches Update – und die Adelung in Form eines neuen Namens. Quelle: Porsche
Statt dem schlichten Namen Boxster wird die Baureihe künftig mit dem Kürzel 718 geehrt. Neben dem 718 Boxster wird auch das Coupé künftig als 718 Cayman verkauft. Porsche-Kennern ist diese Ziffernfolge gut bekannt: Der ursprüngliche 718 gewann in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche Rennen, darunter die legendäre Targa Florio und den 24-Stunden-Klassiker in Le Mans. Die Besonderheit des 718: Er hatte einen Vierzylinder Boxermotor. Damit gibt er auch die Linie für den heutigen 718 vor. Quelle: Porsche
Soll heißen: Die beiden Sechszylinder-Boxermotoren haben ausgedient. Künftig kommen turbogeladene Vierzylinder zum Einsatz. Im Falle des 718 Boxster leistet der 2,0 Liter große Motor 300 PS, der 718 Boxster S schöpft aus seinem 2,5-Liter-Aggregat sogar 350 PS. Die Zusatz-Leistung des S-Modells kommt nicht nur aus dem größeren Hubraum, hier setzt Porsche einen Turbolader mit variabler Turbinengeometrie an – neben dem 911 Turbo der einzige variable Turbo in einem Benziner weltweit. Noch etwas wird sich mit dem 718 ändern: Hatte bislang der Cayman stets ein paar Pferdestärken mehr als der Boxster, bringen künftig Coupé und Roadster dieselbe Leistung auf die Straße. Quelle: Porsche
Bei dem ersten Vierzylinder-Sportwagen aus Zuffenhausen seit den 60er Jahren sorgt der Turbolader nicht nur für einen niedrigeren Verbrauch (auf dem Papier minus 13 Prozent), sondern auch für deutlich mehr Drehmoment. Der Zweiliter-Motor des 718 Boxster erreicht 380 Newtonmeter (plus 100 Nm), 2er 2,5-Liter-Motor erzielt sogar 420 Newtonmeter (plus 60 Nm). Die Folge: Im Spurt von 0 auf 100 km/h ist der Boxster um 0,8 Sekunden schneller (4,7 Sekunden), der Boxster S noch 0,6 Sekunden. Werte von 4,2 Sekunden waren aber noch vor wenigen Jahren der Sportwagen-Ikone 911 vorbehalten. Quelle: Porsche
Wegen des komplett neuen Motorenkonzepts spricht Porsche intern auch nicht von einem Facelift der 981 genannten Baureihe, sondern gleich von der Baureihe 982. Den grundlegenden Aufbau teilt sich das neue Modell zwar mit seinem Vorgänger, neben den Motoren wurden auch Fahrwerk und Bremsen neu abgestimmt. Um den Anspruch als neues Modell zu untermauern hat Porsche das Design kräftig überarbeitet – nur die Kofferraumdeckel, die Windschutzscheibe und das Verdeck sollen gleich sein. Quelle: Porsche
An der Front prägen vor allem die neuen Scheinwerfer mit den inzwischen Porsche-typischen Tagfahrleuchten mit den vier LEDs das Bild. Im Rückspiegel dürfte der 718 damit noch stärker einem 911er ähneln – was nicht allen 911er-Kunden gefallen dürfte. Quelle: Porsche
Auch am Heck setzt sich die neue Leuchtengrafik mit vier LEDs fort. Außerdem fällt auf, dass der Porsche-Schriftzug und die neue Modellbezeichnung vom Kofferraumdecken ein Stück nach unten auf die Stoßstange gewandert sind. Zudem geht der ausfahrbare Heckspoiler nicht mehr, wie beim 981, fließend in die Heckleuchten über, sondern liegt quasi zwischen den Leuchten auf. Auch die Seitenansicht ist neu: Für den Turbo mussten die Lufteinlässe vergrößert werden, zudem sind die Türen neu gestaltet. Wie im überarbeiteten 911er kommt auch der 718 an den Türgriffen ohne Griffschalen aus. Klingt zunächst vernachlässigbar, sieht im direkten Vergleich aber deutlich hochwertiger aus. Quelle: Porsche
Auch innen übernimmt der 718 viele der Neuheiten aus dem überarbeiteten 911er – direkt oder in angepasster Form. So werden der Sport- und Sport-Plus-Modus nicht mehr über Tasten in der Mittelkonsole angewählt, sondern über das kleinen Drehregler am Lenkrad. Das Touchscreen-Display des Porsche Communication Module (PCM) ist serienmäßig eingebaut, die Navi-Funktion kostet aber Aufpreis. Quelle: Porsche
Mit dem 718 beendet Porsche zudem noch eine Besonderheit in der Preisliste: Bei allen Autobauern ist das Cabrio wegen der teuren Verdeck-Technik und zusätzlichen Versteifungen teurer als das Coupé. Als der Cayman 2005 als Coupé des Boxster auf dem Markt kam, war er aber teurer als der Roadster – dafür hatte er auch rund zehn PS mehr Leistung. Jetzt kommen beide Modelle der 718-Baureihe mit derselben Leistung aus – und auch das Preisgefüge wird zurecht gerückt. Der 718 Boxster ist ab dem 30. April für mindestens 53.646 Euro erhältlich. Der stärkere 718 Boxster S... Quelle: Porsche
... wird mit mindestens 66.141 Euro in der Preisliste stehen. Die genauen Preise für den 718 Cayman nennt Porsche noch nicht – eben nur, dass er günstiger sein wird als der vergleichbare Boxster. Seine Premiere wird der 718 auf dem Autosalon in Genf Anfang März feiern. Quelle: Porsche
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