Der Autobauer Porsche ruft die rund 21.500 vom Diesel-Skandal betroffenen Geländewagen vom Typ Cayenne von übernächster Woche an zurück in die Werkstätten. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe das zur Prüfung vorgelegte Software-Update freigegeben, teilte Porsche am Donnerstag auf Anfrage mit. Voraussichtlich vom 6. November an würden die Kunden informiert und gebeten, einen Werkstatttermin zu vereinbaren. In den Fahrzeugen vom Typ Cayenne 3,0 V6 Diesel war eine unzulässige Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung entdeckt worden.
Das Update dauere etwa eine Stunde und habe keinerlei Auswirkungen auf die Lebensdauer von Motor und Abgasnachbehandlungssystem, betonte das Unternehmen. Das KBA habe auch die bisherigen Angaben zu Verbrauch, Leistung und Drehmoment sowie zu Geräusch- und Kohlendioxidemissionen bestätigt.
Von den europaweit 21.500 Fahrzeugen sind rund 7500 in Deutschland zugelassen. Porsche hatte den Einsatz der Abschalteinrichtung beim Cayenne nach eigenen Angaben selbst dem KBA gemeldet und von „Unregelmäßigkeiten“ in der Motorsteuerungs-Software gesprochen. Daraufhin wurde der Rückruf angeordnet. Zudem verhängte der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ein Zulassungsverbot für dieses Fahrzeug.
Welche Schadstoffe im Abgas stecken
Stickoxide (allgemein NOx) gelangen aus Verbrennungsprozessen zunächst meist in Form von Stickstoffmonoxid (NO) in die Atmosphäre. Dort reagieren sie mit dem Luftsauerstoff auch zum giftigeren Stickstoffdioxid (NO2). Die Verbindungen kommen in der Natur selbst nur in Kleinstmengen vor, sie stammen vor allem aus Autos und Kraftwerken. Die Stoffe können Schleimhäute angreifen, zu Atemproblemen oder Augenreizungen führen sowie Herz und Kreislauf beeinträchtigen. Pflanzen werden dreifach geschädigt: NOx sind giftig für Blätter und sie überdüngen und versauern die Böden. Außerdem tragen Stickoxide zur Bildung von Feinstaub und bodennahem Ozon bei.
Kohlendioxid (CO2) ist in nicht zu großen Mengen unschädlich für den Menschen, aber zugleich das bedeutendste Klimagas und zu 76 Prozent für die menschengemachte Erderwärmung verantwortlich. Der Straßenverkehr verursacht laut Umweltbundesamt rund 17 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen in Deutschland – hier spielt CO2 die größte Rolle. Es gibt immer sparsamere Motoren, zugleich aber immer größere Autos und mehr Lkw-Transporte. Außerdem mehren sich Hinweise darauf, dass Autobauer nicht nur bei NOx-, sondern auch bei CO2-Angaben jahrelang getrickst haben könnten.
Bei der Treibstoff-Verbrennung in vielen Schiffsmotoren fällt auch giftiges Schwefeldioxid (SO2) an. In Autos und Lkws entsteht dieser Schadstoff aber nicht, was am Kraftstoff selbst liegt: Schiffsdiesel ist deutlich weniger raffiniert als etwa Pkw-Diesel oder Heizöl und enthält somit noch chemische Verbindungen, die bei der Verbrennung in Schadstoffe umgewandelt werden.
Winzige Feinstaub-Partikel entstehen entweder direkt in Automotoren, Kraftwerken und Industrieanlagen oder indirekt durch Stickoxide und andere Gase. Die Teilchen gelangen in die Lunge und dringen in den Blutkreislauf ein. Sie können Entzündungen der Atemwege hervorrufen, außerdem Thrombosen und Herzstörungen. Der Feinstaub-Ausstoß ist in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre deutlich gesunken. Städte haben Umweltzonen eingerichtet, um ihre Feinstaubwerte zu senken.
Feinstaub entsteht aber nicht nur in den Motoren. Auch der Abrieb von Reifen und Bremsen löst sich in feinsten Partikeln. Genauso entstehen im Schienenverkehr bei jedem Anfahren und Bremsen feiner Metallabrieb an den Schienen. All das landet ebenfalls als Feinstaub in der Luft.
Katalysatoren haben die Aufgabe, gefährliche Gase zu anderen Stoffen abzubauen. In Autos wandelt der Drei-Wege-Kat giftiges Kohlenmonoxid (CO) mit Hilfe von Sauerstoff zu CO2, längere Kohlenwasserstoffe zu CO2 und Wasser sowie NO und CO zu Stickstoff und CO2 um. Der sogenannte Oxidations-Kat bei Dieselwagen ermöglicht jedoch nur die ersten beiden Reaktionen, so dass Dieselabgase noch mehr Stickoxide enthalten als Benzinerabgase. Eingespritzter Harnstoff („AdBlue“) kann das Problem entschärfen: Im Abgasstrom bildet sich so zunächst Ammoniak, der anschließend in Stickstoff und Wasser überführt wird.
Das Verkaufsverbot für neue Fahrzeuge des betroffenen Typs wurde nach drei Monaten vom Kraftfahrtbundesamt nun aufgehoben, wie die „Stuttgarter Nachrichten“ (Freitag) berichteten.
In den USA ruft Porsche rund 11.500 betroffene Cayenne Diesel in die Werkstätten. Sie gehören zu den mehr als 38.000 Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern, deren Umrüstung die Behörden Anfang der Woche zugestimmt hatten. Auch deren Eigentümer erhielten in Kürze Post mit der Bitte, einen Termin zu vereinbaren, hieß es am Donnerstag. Die Diesel-Motoren im Cayenne stammen von Audi. Porsche selbst entwickelt und baut keine Diesel.