Porsche-Chef Matthias Müller "Wir sind nur ein kleiner Fisch"

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"Wir müssen uns mit dem E-Auto beschäftigen"

Zur Rentabilität von Porsche soll der neue Standortsicherungsvertrag beitragen. Die Gespräche darüber ziehen sich bald fünf Monate hin. Wann kommt die Einigung?
Die Sondierung beginnt gerade erst jetzt, sodass wir vor den Sommerferien einen unterschriftsreifen Vertrag haben werden. Ich erwarte keine großen Auseinandersetzungen, sondern einen kreativen und konstruktiven Dialog.

Und wann steht die Entscheidung über die siebte Baureihe von Porsche an?
Unsere Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen. Und wir lassen uns nicht zu einer Entscheidung drängen. Was gibt es denn schon groß für Möglichkeiten?

PS-Protze auf dem Genfer Autosalon
Der 85. Genfer Automobilsalon, der am 5. März seine Pforten für Besucher öffnet, schwelgt in Leistung und Luxus. Doch nicht nur die Mobile der Schönen und Reichen dürfen PS-Orgien feiern. Auch die Großserienhersteller brennen bei Studien und Neuheiten ein Feuerwerk der bürgerlichen Boliden ab. Quelle: Presse
So darf sich ein Ford Focus RS mit 320 PS produzieren, der Audi A3 RS mit 367 PS, der Honda Civic Type R mit 280 PS (hier im Bild) oder der Opel Corsa OPC künftige Kunden mit 207 PS locken. Quelle: Presse
46,25 Dollar sind der magische Betrag, um den derzeit die Autoindustrie und ganze Volkswirtschaften kreisen. Die umgerechnet 39,50 Euro waren vergangene Woche in London für ein Barrel Rohöl der Sorte „Nordsee Brent“ fällig. Nie zuvor in diesem Jahrhundert waren 158,98 Liter Öl (entspricht einem Barrel) so preiswert. Förderländer stöhnen unter dem Preisverfall. Des einen Leid, des anderen Freud: Autofahrer auf der ganzen Welt begeistern die tiefen Spritpreise, die positiven Impulse für viele nationale Konjunkturen sind unverkennbar, und die Autoindustrie profitiert vom Sexappeal großer und leistungsstarker Fahrzeuge. Quelle: Presse
Offenbar vollkommen vergessen ist das Krisenjahr 2008, als der Ölpreis die Marke von 150 Dollar pro Barrel riss und drohte auf die 200 Dollar zu marschieren. Damals mussten Messe-Premieren in puncto Leistung in Sack und Asche gehen und um jeden Tropfen Verbrauchssenkung ringen. Aber nun darf erst einmal wieder gebolzt werden. Den Trend zu Selbstbewusstsein und Status läutete bereits die erste wichtige Automesse des Jahres, die Detroit-Motorshow im Januar ein. Nun geht die Party in Genf weiter. Quelle: Presse
Mercedes-Benz überlässt die besten Bühnenplätze der Spaß-Tochter AMG. Die enthüllt ihre Interpretation des CLA Shooting Brake (360 PS). Neu sind auch die AMG-Beiträge zur C-Klasse. Mit 476 PS so stark wie keine C-Klasse zuvor. Alpina will mit dem B6, seiner Interpretation des BMW 6er-Gran Coupé glänzen, das 600 PS aus seinem aufgeladenen 4,4-Liter-V8 mobilisiert. Quelle: Presse
Mercedes hat für den Dauerbrenner G-Modell ein neues Paket geschnürt. Der G 500 4x4² verdoppelt quasi das bereits legendäre Vermögen des Off-Roaders über Stock und Stein zu fahren. Vorausgesetzt genügend solvente Genf-Besucher skandieren „Haben wollen!“, geht das Modell Ende des Jahres für rund 300.000 Euro in Kleinserie. Mit 422 PS sollen dann auch fast senkrechte Felswände kein unüberwindliches Hindernis für den Kraxler mehr errichten. Quelle: Presse
Die Exoten und extrem Getunten gehören zu Genf wie der See, das Verkehrschaos und Preise, die den Messebesucher selbst am Würstelstand in Schnappatmung versetzen. McLaren toppt mit dem 675LT seine Straßensportler. Der Name ist Programm: 675 PS ... Quelle: Presse

Porsche könnte zum Beispiel einen kleinen Panamera auflegen.
Ja, warum nicht, ich habe mich dem nie verschlossen. Das Problem ist nur: Wie schaut denn so ein kleiner Panamera aus? Wie viel Kopffreiheit sollte man im Fond haben, und was für einen Antrieb kriegt der Wagen? Einen Hybridantrieb, oder fährt er rein elektrisch?

Letzteres wäre nicht schlecht...
Ja. Aber gerade auf dem Gebiet gibt es viele Unwägbarkeiten: Wie leistungsfähig werden in vier oder fünf Jahren die Batterien dafür sein, und was werden sie kosten? Heute kostet ein Akkupack immer noch sehr viel – und keiner wird damit so recht glücklich. Die Kunden nicht, weil die Reichweite zu gering ist und der Wiederverkaufswert nicht akzeptabel ist. Und wir nicht, weil wir damit kein Geld verdienen. Wir müssen uns aber mit dem Thema E-Auto beschäftigen, um für jede Eventualität gewappnet zu sein.

Porsche ist Teil eines Großkonzerns, das hilft doch?
Das hilft sicherlich. Aber auch dort hat man keine Glaskugel und kann nicht sicher sagen, wie der Antriebsmix der Zukunft aussieht.

Eine Unwägbarkeit für die Porsche-Holding sind die Schadensersatzklagen von Investoren. Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein?
In den USA konnten wir die Rechtsstreitigkeiten vollständig beenden, und in Deutschland haben die Gerichte in den vier Zivilverfahren, in denen es bisher ein Urteil gab, der Porsche SE recht gegeben. Wir sind deshalb zuversichtlich, auch wenn sich die Klärung der Vorwürfe noch länger hinziehen sollte.

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