Porsche-Digital-Chef Thilo Koslowski „Der reine Silicon-Valley-Tourismus ist ein Fehler“

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„First-Mover-Advantage funktioniert bei neuen Technologien nicht“

Dennoch: Wenn Sie das so groß ausrollen wollen, muss das nicht auf Konzernebene passieren anstatt bei dem verhältnismäßig kleinen Porsche?
Nicht alles, da viele Marken eine andere Ausrichtung haben. Um einzelne Elemente wie etwa die End-to-End-Mobilität zu koordinieren, können wir sicher auch mit anderen Konzernmarken zusammenarbeiten. Es wird aber immer Dienste und Funktionen geben, die wir Porsche-spezifisch anbieten müssen und wollen.

Was steht für Sie bei der Einführung einer neuen Funktion eher im Fokus: Das Wann oder das Wie?
Weder noch. Es geht darum, ein Konstrukt zu kreieren, bei dem es weniger um eine einzelne Funktion, sondern ein ganzheitliches Angebot geht, bei der wir Funktionen im Laufe der Zeit ergänzen können. Ganz zentral ist, dass die Kunden mit einer neuen Funktion etwas anfangen können. Der bekannte First-Mover-Advantage funktioniert bei neuen Technologien nicht, weil die Kunden keine Ahnung haben, was das soll. Etwa die Diskussion um Telematik-Funktionen im Auto lange bevor es das mobile Internet gab. Das war zu früh und hat keiner verstanden, deshalb war es ein Flop.

Es gibt aber auch Beispiele, bei denen es geklappt hat. Die Autoindustrie hat einst die Kutsche disruptiert – und das nicht, weil der Motor ein neues Feature war, sondern weil das Auto ganzheitlich einen Vorteil geboten hat. Diejenigen, die das verstehen und umsetzen, sind auch heute erfolgreich.

Wie sich Carsharing auf die Nutzung anderer Verkehrsmittel auswirkt

Die Porsche-Kundschaft an sich ist nicht konsistent. Wie bringt man die unterschiedlichen Anforderungen und Wünsche eines Macan-Fahrers und dem eines GT3 RS unter einen Hut?
Mit unserem ganzheitlichen Konzept setzen wir nicht am Fahrzeug an, sondern eher an der Marken-DNA – und diese Kombination aus Sportlichkeit und Premium-Anspruch haben alle Porsche-Fahrzeuge und unsere Kunden. Das ist auch das Besondere, was wir unseren Partnern, etwa Technologiefirmen, anbieten können: Wir haben eine Klientel mit ausgeprägter Wertschätzung für die eigene Zeit, für Design, für Premium.

Das trifft aber nicht nur auf Menschen zu, die einen Porsche in der Garage haben.
Wir wollen uns nicht nur um die Fahrzeugbesitzer kümmern, richtig. In Zukunft können wir auch jemanden als Porsche-Kunden definieren, der gar kein Auto in der Garage hat.

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