Image ist alles in Dubai - auch bei der Polizei. Sie hat neben ihrer Flotte von schnöden grün-weißen Streifenfahrzeugen ein Arsenal an luxuriösen Sport- und Geländewagen angesammelt, die das Herz jedes Autofans höher schlagen lassen.
Dass die Gesetzeshüter in erlesenen Karossen mit reichlich Pferdestärken durch die Straßen kreuzen, passt in das auf Superlative bedachte Dubai, wo feuerwehrrote Ferraris an Ampeln röhren und Rolls-Royce-Cabrios auf einem Boulevard das höchste Gebäude der Welt umkreisen.
Diese Fahrzeuge werden nicht bei Verkehrskarambolagen eingesetzt, auch nicht bei Auto-Verfolgungsjagden, wie Polizei-Leutnant Saif Sultan Rasched al-Schamsi erklärt. Sie tauchen bei speziellen Veranstaltungen und Anlässen auf oder kreuzen durch Gebiete mit besonders vielen Touristen, um den Besuchern ein glamouröses Bild von der Polizei zu vermitteln.
Es sei ein guter Weg, die Uniformierten in der Öffentlichkeit beliebter zu machen, erläutert Al-Schamsi. So riefen viele Touristen und Einwohner sogar die Notruf-Nummer 999 an, um nach diesen Autos zu fragen. „Sie wollen wissen, an welchem Ort sie sind, wie sie sie finden können, und wollen mit ihnen fotografiert werden.“
Wie neulich, als die Polizei gleich mehrere vor einem Hotel geparkt hatte. Da wurde wie wild geknipst, als die Türen des BMW i8 wie Flügel nach oben schwangen, auf dem Nummernschild die Ziffern 2020 - eine Erinnerung daran, dass Dubai Gastgeber der Weltausstellung 2020 ist. Auch ein zweitüriger Bentley Continental und ein Nissan GTR waren dabei, letzterer funkelnagelneu, der Rücksitz noch in Plastik eingehüllt.
So zückte denn auch der Amerikaner Tim Dean seine Kamera. „Man sieht nicht viele Polizeiautos wie diese“, sagte der 24-jährige Tourist aus Florida. Er ist die bescheidenen Ford-Crown-Victoria-Autos der Polizei daheim gewohnt. Ob die Luxuswagen für die Gesetzeshüter in Dubai gekauft oder ob sie gespendet wurden, dazu wollte sich Al-Schamsi nicht äußern.
Bisher gibt es kaum Studien darüber, ob und, wenn ja, welchen Effekt solche Autos für die tatsächliche Polizeiarbeit haben. Der Einsatz in Dubai diene daher vielleicht mehr dem Ziel, ein bestimmtes Image zu vermitteln, sagt Professor Dennis Kenney vom John Jay College of Criminal Justice in New York. Diese Autos seien wirklich schnell, aber darüber hinaus für andere Aspekte der Polizeiarbeit nicht sehr geeignet.
Aber einen Flitzer zu steuern macht halt Spaß. Wie man kürzlich an einem Morgen sehen konnte, als Polizist Mohammed Ali einen Brabus Mercedes-Benz G63 AMG „ausführte“. Er brachte ihn vorsichtig über eine Bodenschwelle, ging dann in den Leerlauf und trat leicht aufs Gaspedal. Der V8-Motor reagierte mit einem kehligen Röhren. „Er ist sehr stark“, sagte der Polizist und lächelte.