Porsche-Prozess Der Aufmarsch der Ahnungslosen

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Ex-Porsche-Stratege Harmening: Blackout

Auch vom früheren Chefstrategen Harmening wollte das Gericht wissen, wann Porsche welche Beteiligungsschwellen bei VW überschreiten wollte. Viel kam nicht, es reihte sich ein Blackout an den nächsten.

Richter: „(…) Dann einfach mal raus! 20 Prozent, 30 Prozent, Pflichtangebote, 50 Prozent etc.“

Zeuge: Viel weg. Ganz ehrlich.

Richter: Nein, weil, Sie erinnern sich. Wissen Sie, Sie sagen mir ja, dass es um eine Diskussion 20, 30, 50 Prozent geht. Dann ist denknotwendig ausgeschlossen, dass viel weg ist. Sie haben es ja auf der Pfanne. Genau das will ich hören.

Zeuge: Na ja, es ist momentan gerade so ein bisschen eine Blockade…

(…)

Richter:  „Wissen Sie, was mich irritiert? Dass Sie immer wieder sagen: ‚Ich habe keine Erinnerung‘, aber gleichwohl kommen sehr detaillierte Fetzen zu bestimmten Zeitpunkten, nämlich dass es eine Presseberichterstattung gab, dass Herr Hunger mit Herrn Middelberg sich ausgetauscht habe etc. pp. Bei jemandem, der sich nicht erinnern kann, erwarte ich auch solche Fetzen nicht.“

Zeuge: Okay.

Der Name Harmening fiel auch in der Vernehmung des Kripo-Beamten, der die Ermittlungen gegen Wiedeking und Härter leitete. Bei einer Hausdurchsuchung, so der Kripo-Mann, sei man auf interessante Unterlagen gestoßen: „Wir haben im Übrigen auch noch Unterlagen im Zusammenhang mit dem Ausscheiden von ihm (Harmening, Anm. d. Red.) bei Porsche aufgefunden. (…) Er hat dem Personalvorstand Wittig schriftlich mitgeteilt, dass er absolutes Stillschweigen wahren kann; er stelle sich eine Einmalzahlung von fünf  Millionen vor und eine Sicherung seiner Ruhestandsbezüge. Er hatte dann auch beim Ausscheiden einen Beratervertrag bekommen.“

Ob Millionen geflossen sind, wurde weder vom Gericht noch von der Staatsanwaltschaft hinterfragt.

So wie auch ein neuer Zeuge, der in dieser Woche auftauchte, die Staatsanwälte dem Vernehmen nach nicht interessiert. Der Zeuge soll bestätigen können, dass Porsche gegenüber einem Manager der Investmentbank Merrill Lynch einräumte, dass eine Porsche-Pressemitteilung mit dem Ziel verschickt wurde, den Kurs der VW-Aktie in die Höhe zu treiben.

Die Staatsanwaltschaft will offenbar nicht erneut in die Beweisaufnahme einsteigen sondern am Donnerstag wie geplant ihr Plädoyer halten. Es ist alles andere als sicher, dass sie auf schuldig plädiert, nachdem kaum ein Zeuge im Verfahren Belastendes über Wiedeking oder Härter zu Protokoll gab.

Viele wussten eben nichts. Und wenn sie was wussten, haben sie es vergessen.

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