Porträt Alan Mulally, Retter von Ford

Ohne Alan Mulally gäbe es Ford heute vielleicht nicht mehr. Er hat das Unternehmen vor dem Insolvenzschicksal bewahrt - mit ungewöhnlichen Methoden. Zum 1. Juli geht er in den Ruhestand. Ein Blick auf sein Schaffen.

Ford-Chef Alan Mulally tritt zum 1. Juli zurück und damit ein halbes Jahr früher als erwartet. „Es war mir eine Ehre“, erklärte er zum Abschied. Der Verwaltungsratsvorsitzende Bill Ford lobte Mulallys Schaffen bei Ford und sagte, er werde ihn vermissen. Acht Jahre führte Mulally den US-Autobauer und holte ihn aus der Krise. Quelle: AP
Zu Mulallys Amtsantritt im Jahr 2006 sah die Lage dramatisch aus: Technische Probleme und millionenfache Rückrufe hatten den Ruf des traditionsreichen Autobauers schwer beschädigt, die Kunden wanderten zur Konkurrenz ab. Die Gesundheits- und Pensionskosten der Mitarbeiter fraßen die dünnen Gewinne von Ford auf. Quelle: AP
Doch dann begann die Wende. Bill Ford, Urenkel des legendären Konzerngründers Henry Ford, trat nach fünf glücklosen Jahren als Konzernchef zurück. Mit Alan Mulally übernahm nicht nur ein familienfremder Manager das Steuer, sondern ein branchenfremder. Mulally hatte 37 Berufsjahre bei Boeing verbracht. Zuletzt leitete der gelernte Luftfahrt-Ingenieur dort das größte Standbein mit Verkehrsflugzeugen. Quelle: AP
Für die Detroiter Autowelt war der Wechsel ein Kulturschock. Mulally scherte sich nicht um alte Seilschaften und krempelte Ford um: Er strich zusammen mit dem damaligen Amerika-Chef und jetzigen Nachfolger Mark Fields Zehntausende von Stellen, schloss ein gutes Dutzend schlecht laufende Werke und stieß reihenweise unrentable Tochterunternehmen ab, darunter die beiden britischen Nobelmarken Jaguar und Land Rover sowie den schwedischen Autobauer Volvo. Zahlreiche hochrangige Manager mussten gehen. Quelle: AP
Um an frisches Geld zu gelangen, verpfändete Mulally alles, was noch irgendeinen Wert hatte: Fabriken, Modelle und sogar das weltberühmte blaue Firmenlogo. 23,5 Milliarden Dollar an Krediten kamen so zusammen, die Mulally in den Umbau von Ford steckte. „Wir haben unser Erbe verpfänden müssen“, sagte Bill Ford später. Und Mulally ergänzte: „Es ist nicht immer einfach gewesen.“ Quelle: REUTERS
Bei der Neuaufstellung nahm sich Mulally ein Beispiel an der japanischen Konkurrenz, die mit sparsamen Autos die amerikanischen Käufer reihenweise zum Umsteigen bewegte. Technische Schützenhilfe leisteten dabei die Kollegen von Ford Europa aus Köln, die sich mit kleineren und spritsparenden Wagen auskannten. Heute macht Ford in den USA mit Fiesta oder Focus gute Geschäfte. Quelle: AP
So überstand Ford am Ende aus eigener Kraft die Wirtschaftskrise des Jahres 2009, während General Motors und Chrysler vom US-Steuerzahler gerettet werden mussten. Ford hat mittlerweile einen guten Teil der Schulden zurückgezahlt und gilt wieder als voll kreditwürdig. Mulally konnte vor zwei Jahren auch das eigene Logo auslösen. Bei den Verkäufen in den USA liegt Ford wieder vor Toyota und nur knapp hinter General Motors. Quelle: dpa
Der 68-jährige Mulally blieb trotz seiner harten Einschnitte ein Sympathieträger. Er hat fast immer ein Lächeln auf den Lippen und wirkt bodenständig und freundlich. Statt Anzug trägt er gerne auch mal einen roten Pullover mit Ford-Logo. Quelle: dpa
Zum 1. Juli geht Mulally nun in den Ruhestand. Auf ihn folgt Mark Fields, der lange als Kronprinz galt. „Mark ist jetzt bereit, unser Unternehmen als Chef in die Zukunft zu führen“, erklärte Bill Ford (Mitte). „Er ist ein kampferprobter Manager.“ Fields ist ein Eigengewächs von Ford. Er stieg mit Anfang 20 bei dem Unternehmen ein, das war im Jahr 1989. Fields kletterte rasch die Karriereleiter hinauf. Er führte unter anderem die Landesgesellschaft in Argentinien. Mit Ende 30 wurde er Chef beim japanischen Autobauer Mazda, den Ford damals kontrollierte. Später war Fields für Europa samt der inzwischen verkauften Premiummarken Volvo, Jaguar, Aston Martin und Land Rover zuständig. Quelle: dpa
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