Die Tageszulassungen sind ein süßes Gift für die Autobranche. Die Kurzzeitzulassungen auf den Autobauer selbst oder den Handelsbetrieb helfen zwar bei in der Neuwagen-Statistik. Wenn sie dann aber als Quasi-Gebrauchtwagen mit hohen Abschlägen verkauft werden müssen, drücken sie bei Herstellern und Händlern auf die Marge. „Das sind eigentlich Auswüchse der herrschenden Überproduktion, aber man kann auf dieses Zusatzgeschäft nicht verzichten“, sagt der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZdK), Jürgen Karpinski, der selbst in Frankfurt ein Autohaus betreibt.
Doch auch bei den „echten“ Neuwagen haben Hersteller und Händler eine Vielzahl von Strategien entwickelt, um Kunden mit vermeintlichen oder tatsächlichen Schnäppchen zu locken. Gängige Mittel sind offen beworbene Sonderaktionen, die häufig mit verschachtelten Leasing-Angeboten, Ausstattungs- und Garantiepaketen oder hohen Eintauschprämien arbeiten.
Woraus sich der Preis eines Neuwagens zusammensetzt
Der Listenpreis (brutto) des untersuchten Kompaktwagens liegt bei 26.780 Euro.
Quelle: Institut für Automobilwirtschaft (IFA)
Der Staat kassiert bei diesem Neuwagenpreis 4.276 Euro Mehrwertsteuer, was bei unserem Kompaktwagen zu einem Nettolistenpreis von 22.504 Euro führt. Dieser Nettopreis wird im Folgenden als 100 Prozent betrachtet.
9.789 Euro oder 43,5 Prozent des Nettopreises
2.250 Euro oder 10 Prozent des Nettopreises
2.138 Euro oder 9,5 Prozent des Nettopreises
1.350 Euro oder 6 Prozent des Nettopreises
1.013 Euro oder 4,5 Prozent des Nettopreises
563 Euro oder 2,5 Prozent des Nettopreises
450 Euro oder 2 Prozent des Nettopreises
Beim Händler bleiben 3.713 Euro oder 16,5 Prozent des Nettopreises hängen
Bei einem Nettopreis von 22.504 Euro kann der Hersteller 1.238 Euro oder 5,5 Prozent als Gewinn verbuchen
Soll heißen: Den Listenpreis muss niemand mehr zahlen, auch bei Neuwagen. Wer bei seinem neuen Auto jeden Schalter einzeln aussuchen möchte, kommt zum Beispiel über Internet-Plattformen an individualisierte Angebote, die aber nicht von den Herstellern betrieben werden. Laut dem CAR-Institutsleiter Ferdinand Dudenhöffer lagen bei solchen Portalen die Preise der 30 beliebtesten Modelle rund 19 Prozent unter den veröffentlichten Listenpreisen.
„Online ist es immer günstiger“
Auch der ADAC kommt in einem aktuellen Test mit fünf verschiedenen Neuwagen zum Ergebnis: „Online ist es immer günstiger“. Die niedergelassenen Händler ließen sich im Test des Autoklubs von den Offerten der Netz-Konkurrenz nur wenig beeindrucken: Nur 20 von 50 untersuchten Anbietern gingen noch einmal von ihrem ersten Preis herunter, blieben aber immer deutlich über dem Online-Niveau.
Die höheren Preise begründeten sie mit besserer Beratung und Service – ein Versprechen, das die ADAC-Tester allerdings ausdrücklich nicht bestätigen wollten: Von 50 Autohäusern hätten 23 keine ausreichende Informationen zum Neuwagen. Immerhin lagen auch die Händler-Offerten im Schnitt gute 12 Prozent unter dem Listenpreis.
Kryptische Kürzel in Auto-Anzeigen
Erste oder zweite Hand – dieses Kürzel gibt die Anzahl der Vorbesitzer an.
4WD und AWD stehen für Four-Wheel-Drive oder All-Wheel-Drive, sprich Allrad-Antrieb. Steht FWD in der Anzeige, handelt es sich um ein Auto mit Frontantrieb, bei RWD (Rear-Wheel-Drive) werden die Hinterräder angetrieben.
Das Kürzel steht für die Hauptuntersuchung. In der Regel steht noch dabei, wann die nächste HU fällig wird oder wie lange die aktuelle Hauptuntersuchung noch gültig ist.
Über das Kürzel ACC dürften eher Interessenten von neuwertigen Premiumautos stolpern: ACC steht für Adaptive Cruise Control und meint die automatische Geschwindigkeitsregelung. Das ist ein von einem Radar unterstützter Tempomat, der bei zu dichtem Auffahren auf das vorausfahrende Auto selbstständig abbremst und den eingestellten Abstand einhält.
Taucht dieses Kürzel auf, hat das Auto eine Klimaanlage.
Wenn das Kürzel ATM in der Anzeige auftaucht, ist Vorsicht geboten: ATM steht für Austauschmotor. Dann gilt es, den Rest des Fahrzeuges genauer zu begutachten: Wenn die Substanz des Autos stimmt, ist ein Austauschmotors positiv zu bewerten. Wenn der Motor aber nicht wegen eines technischen Problems, sondern wegen mangelnder Pflege getauscht werden musste, sollte man von diesem Angebot die Finger lassen.
CNG steht für Compressed Natural Gas – es ist ein Erdgasfahrzeug. Achtung: Nicht mit LPG verwechseln!
Das annoncierte Fahrzeug hat einen Dieselpartikelfilter. Wichtig für die Kunden, die mit ihrem Diesel auch in Umweltzonen fahren wollen.
Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP, bei vielen Herstellern auch DSC (Dynamic Stability Control) genannt, gehört bei den meisten Autos inzwischen zum Standard.
DSG steht für Direktschaltgetriebe – das ist die von Volkswagen eingeführte Bezeichnung für ein Doppelkupplungsgetriebe, eine besondere Art Automatikgetriebe. Die Abkürzung DKG hat sich nicht durchgesetzt, sodass in Anzeigen auch außerhalb des VW-Konzerns das Kürzel DSG üblich ist.
Kurz und knapp: elektrische Fensterheber.
EZ steht für Erstzulassung. Das nachfolgende Datum gibt an, wann das Auto erstmals von einem Händler oder Käufer zugelassen wurde. Sobald eine Erstzulassung vorliegt, handelt es sich um einen Gebrauchtwagen, sonst ist es ein Neuwagen.
Wenn FP in der Anzeige steht, will der Verkäufer nicht über den Preis verhandeln – der Festpreis ist also fix.
Der beworbene Wagen steht auf Leichtmetallfelgen, umgangssprachlich auch Alufelgen genannt.
LPG steht für Liquified Petroleum Gas und wird in Duetschland auch als Autogas verkauft. Nicht mit Erdgasfahrzeugen (CNG) verwechseln: Es handelt sich um unterschiedliche Systeme, die nicht miteinander kompatibel sind – wie Benzin und Diesel.
Mit dem NP (Neupreis) gibt der Käufer bekannt, was das Auto als Neuwagen ursprünglich gekostet hat.
SH heißt, dass der Wagen Scheckheft-gepflegt ist. Tipp: Nicht nur auf die Angabe vertrauen, sondern auch bei dem Besichtigungstermin das Scheckheft zeigen lassen.
Der Wagen hat nicht einen SD-Karten-Slot für Musikdateien, sondern ein Schiebedach.
Anders als beim Festpreis (FP) lässt der Verkäufer hier mit sich über den Preis reden, schließlich hat er in der Annonce nur eine Verhandlungsbasis genannt.
WA steht für Werksangehörigen. Soll heißen, ein Mitarbeiter des Händlers oder Autobauers ist den Wagen über ein spezielles Mitarbeiterleasing gefahren. Solche Fahrzeuge sind oft etwas teurer, aber meist in einem sehr guten Zustand.
Neben den Sommerreifen ist auch noch ein Satz Winterreifen dabei. In Anzeigen oft auch als "achtfach bereift" bezeichnet.
Heute bei den meisten Gebrauchtwagen Standard: die Zentralverriegelung.
„Servicequalität hat nun einmal ihren Preis“, gibt sich ZdK-Präsident Karpinski selbstbewusst. Der Handel könne Rechtssicherheit, persönliche Beratung, Probefahrt und individuelle Finanzierungsangebote wie kein Konkurrent anbieten.
Für Detlev von Platen hat das Autohaus noch einen ganz anderen Zweck. „Wir dürfen den direkten Kontakt zum Kunden nicht verlieren“, sagt von Platen, der im Porsche-Vorstand für Marketing und Vertrieb zuständig ist. „Wenn wir diesen Kontakt verlieren, wird das ein anderer übernehmen – und das dürfen wir nicht zulassen.“
Für den Kunden ist das Angebot durchaus attraktiv: Bei Amazon ist der Adam nach Berechnungen des CAR rund 2200 Euro günstiger als im Konfigurator auf der Opel-Website.