Produktionsausbau Autobauer im Mexiko-Rausch

VW, General Motors, Nissan & Co. lassen sich nicht von Drogenkrieg und Mafiabanden abschrecken. Die Autokonzerne haben das Land zum neuen Lieblingsstandort erkoren.

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Grafik: Autofabriken in Mexiko

Eine staubige, holprige Straße führt in den Industriepark an der Camino San Lorenzo in Puebla in Mexiko. Zwischen flachen Fabrikgebäuden stehen kleine rosa und hellblau gestrichene Imbissbuden, die Tortillas und Coca-Cola anbieten.

Das Werksgelände des deutschen Autoteileherstellers Brose, Hausnummer 1214, ist von einem hohen Zaun umgeben. „Technik für Automobile“ steht auf Deutsch am Eingang. Ein Pförtner in schwarzer Uniform kassiert vom Besucher erst mal den Pass. „Sicherheit muss sein“, sagt Werksleiter Harald Roeck und rät, das Auto auf dem Werkshof zu parken. Kürzlich habe ein Besucher sein Fahrzeug draußen auf der Straße geparkt. Als er zurückkam, seien die Reifen weg gewesen, erzählt der 53-Jährige. „So ist das hier halt.“

Die größten Autohersteller in Mexiko 2012

Bienvenido a Mexico, willkommen in Mexiko, dem neuen Dorado der Autokonzerne. In keinem Land investiert die Branche derzeit so viel in neue Fabriken oder erweitert ihre Werke so massiv wie in dem zentralamerikanischen Land.

In den vergangenen zwei Jahren haben Autobauer Investitionen von insgesamt fast acht Milliarden Dollar in Mexiko angekündigt, sagt Sean McAlinden vom Center for Automotive Research in Ann Arbor im US-Staat Michigan. Während die drei US-Konzerne General Motors (GM), Ford und Chrysler Fabriken in ihrer Heimat schlössen, bauten sie bei ihrem südlichen Nachbarn aus. Allein GM hat seit 2007 rund drei Milliarden Dollar in Mexiko investiert und besitzt nun drei Werke, Ford und Chrysler bringen es auf jeweils zwei.

Vorsprung durch Zollfreiheit

Aber auch die Europäer und Asiaten drücken kräftig aufs Gas: Volkswagen hat Anfang des Jahres mit großem Tamtam seine zweite Fabrik gestartet, ein Motorenwerk in Silao, einer Kleinstadt rund 350 Kilometer nördlich von Mexiko-Stadt – Investitionssumme: eine halbe Milliarde Dollar. Die VW-Tochter Audi eröffnet 2016 ein Werk, Mazda und Honda jeweils 2014. „Mexiko“, schwärmt Staatspräsident Enrique Peña Nieto, „ist das Paradies für die Autobauer.“

Tatsächlich entwickelt sich das Land zum wichtigsten Autoproduktionsstandort in Nordamerika. Den Anteil dort werde Mexiko in den kommenden Jahren von derzeit durchschnittlich 12 Prozent auf 20 Prozent steigern, schätzen Experten. Die Autoindustrie spielt für den Export des Landes inzwischen eine wichtigere Rolle als die Erdölproduktion. Rund 21 Prozent aller Ausfuhren sind Fahrzeuge und Fahrzeugteile, die Ölindustrie kommt auf einen Exportanteil von nur 16 Prozent.

Niedrige Löhne, gute Ausbildung, ausgebaute Infrastruktur und ein ausgedehntes Zulieferer-Netzwerk sind der eine Grund, weshalb die Autoindustrie des Landes immer mehr Wertschöpfung anzieht. Der andere Vorteil liegt im konsequenten Freihandel, auf den die Regierung setzt.

Für den Q5 der beste Produktionsstandort


Hoffnung auf eine steile Karriere. Frisch eingestellte Ingenieurin Maria Nohemi im neuen Volkswagen-Motorenwerk in Silao.

Mit über 42 Staaten unterhält Mexiko mittlerweile Freihandelsabkommen. So können nahezu alle wichtigen Automärkte weltweit zollfrei beliefert werden – vor allem der für die Branche so wichtige florierende US-Markt. Schwankungen wichtiger Währungen wie Euro und Yen gegenüber dem Dollar spielen keine Rolle, weil hauptsächlich im Dollar-Raum für die USA und Kanada produziert wird. Für Exporte aus den USA nach Europa und umgekehrt müssen die Hersteller dagegen zehn Prozent Einfuhrzoll zahlen. „Genau deshalb ist Mexiko der ideale Standort für uns“, sagt Audi-Chef Rupert Stadler. „Wir haben hier die besten wirtschaftlichen Voraussetzungen.“

Vor allem für Audi zahlt sich der Gang nach Mexiko aus. „Wer ein Weltauto wie den Audi Q5 baut, für den ist Mexiko tatsächlich der beste Produktionsstandort“, sagt Experte McAlinden. Zurzeit muss Audi das Auto aus dem bayrischen Ingolstadt teuer in die Vereinigten Staaten exportieren. Von 2016 an kommt der Audi Q5 für den US-Markt und Kanada aus Puebla, rund 130 Kilometer südöstlich der Landeshaupt Mexiko-Stadt.

Puebla, eine im Jahr 1531 von den Spaniern gegründete Kolonialstadt, namensgleich mit dem mexikanischen Bundesstaat, bildet zusammen mit dem Bundesstaat Guanajuato in der zentralmexikanischen Hochebene das Zentrum der internationalen Autoindustrie im einstigen Lande der Azteken. Das Gebiet gilt als relativ sicher vor Mafiabanden und Drogenkriminalität. Das liege vor allem daran, dass es in der Region die besten Schulen und Universitäten gebe, berichten Einheimische. Und auf die schickten auch die Drogenbosse ihre Kinder; deshalb sei es hier sicherer als etwa im Norden Mexikos direkt an der Grenze zu den USA oder etwa an der Westküste.

Zweitgrößte VW-Produktion

Und deshalb haben sich auch führende Autobauer aus der ganzen Welt, von VW über GM und Ford bis Nissan, in der Hochland-Region in einem Umkreis von rund 500 Kilometern rund um die Hauptstadt niedergelassen. Dazu kommen die Zulieferer. Allein um Puebla gibt es mehr als 140 von ihnen – fast nur aus dem Ausland.

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Es ist zehn Uhr an einem sonnigen, 25 Grad warmen Morgen Mitte Januar, sieben Stunden früher als am Firmensitz im fränkischen Coburg. Bei Brose in Puebla geht elektronisch ein Auftrag für die Auslieferung eines Türsystems ein, eine komplett montierte Tür mit Fensterhebern, Seitentürschloss, Lautsprecherkorb, Innengriff, Verkabelung. Das Teil ist für den Jetta A6 von VW, es muss um 13 Uhr am Montageband auf der anderen Seite der sechsspurigen Schnellstraße sein. „Wenn wir hier eine Verzögerung haben, stehen bei VW Mexiko die Bänder still“, sagt Roeck.

Das Volkswagen-Werk in Puebla ist hinter dem Stammsitz in Wolfsburg die zweitgrößte Produktionsstätte des Konzerns weltweit. Etwa 14 000 Mitarbeiter beschäftigt VW hier, nur rund 200 davon sind Deutsche. Die haben die Führungspositionen inne. VW, größter Arbeitgeber in Puebla, produziert wie alle ausländischen Autobauer in Mexiko hauptsächlich für den Export – 44 Prozent der Fahrzeuge gehen in die USA und nach Kanada. Immerhin 39 Prozent werden nach Europa exportiert.

Weniger automatisiert


VW plant Crafter-Werk in Polen
Posen, PolenVolkswagen steht kurz vor dem Bau eines neuen Werkes in Polen für seinen Großtransporter Crafter. Die Konzernzentrale in Wolfsburg favorisiere den Standort im Großraum Posen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen des Managements im VW-Nutzfahrzeugwerk Hannover-Stöcken, das auch auf den Zuschlag für den Crafter-Bau hoffte. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete ebenfalls von entsprechenden Plänen. Bisher lässt VW den Großtransporter bei Daimler bauen, der Crafter gleicht größtenteils dem Mercedes-Sprinter. Die Kooperation läuft 2016 aus. Nach dpa-Informationen könnte die Fabrik in Stöcken künftig Teile der Produktion des VW-Kompaktvans Touran bekommen. VW war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Quelle: dpa
Puebla, MexicoVW gilt in Mexiko als Erfolgsgeschichte. Rund zehn Millionen Autos haben die Wolfsburger bislang am Standort Puebla gebaut. Eine ganze Region hängt an dem Riesenwerk. Auf dem Weg zum größten Autokonzern der Welt soll der neue Golf nun den schwierigen US-Markt erobern. „Der Produktionsstart des Golf 7 wird Volkswagen in Nordamerika ordentlich Schub nach vorn geben“, sagt auch VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn bei der Jubiläumsfeier. Bis 2018 will Volkswagen in der Region sieben Milliarden US-Dollar investieren. Ein Großteil davon dürfte nach Mexiko fließen. Quelle: AP
Foshan, China300.000 neue Golf-Modelle sollen in Foshan jährlich vom Band rollen - vorerst. Das neue Volkswagen-Werk in der südchinesischen Provinz Guangdong, nahe der Stadt Foshan soll in einer zweite Phase auf eine Kapazität von 600.000 Fahrzeuge ausgebaut werden. 6500 Beschäftige hat das Werk bisher. VW-China-Vorstand Jochem Heizmann erklärte, VW befinde sich zudem in "intensiven Gesprächen" mit seinem chinesischen Partner FAW. Dabei gehe es um eine Erhöhung des VW-Anteils am Joint-Venture FAW-Volkswagen auf von 40 auf 50 Prozent. Angesichts der Krise auf dem europäischen Automarkt wird für VW das Geschäft in China immer wichtiger. Im vergangenen Jahr produzierten die Wolfsburger mit ihren beiden chinesischen Partnern SAIC und FAW gut 2,6 Millionen Fahrzeuge. Bis 2018 sollen die Kapazitäten früheren Angaben zufolge in China auf vier Millionen Autos pro Jahr ausgebaut werden. Quelle: dpa
Changchun, ChinaModelle: VW Jetta, New bora, Golf, Sagitar, Magotan, Magotan CC, Motoren, Getriebe Das Joint-Venture mit FAW gingen die Wolfsburger 1991 ein. Fast 16.000 Menschen arbeiten in den gemeinsamen Werken. In Ningbo hat Volkswagen mit dem Bau eines neuen Werkes in China begonnen. Es soll 2014 fertig gestellt sein und eine Kapazität von 300.000 Fahrzeugen jährlich haben. Quelle: dpa/dpaweb
Puebla, MexikoModelle: Beetle, Jetta, Golf Variant In Puebla produziert Volkswagen seit 1964. Mehr als 15.000 Menschen arbeiten hier für Volkswagen. Werk Nummer 101 soll übrigens ebenfalls in Mexiko entstehen. Ab 2016 wird Audi hier den Q 5 produzieren. Quelle: dpa
Wolfsburg, DeutschlandModelle: Tiguan, Touran, Golf, Golf Plus Seit 1938 besteht das Werk Wolfsburg. Am Stammsitz des Volkswagen-Konzerns arbeiten fast 50.000 Menschen. Quelle: dpa
Chattanooga, USAIm Mai 2009 war in Chattanooga der offizielle Baubeginn des ersten amerikanischen VW-Werkes. Die Fertigung dort sollte laut Konzernangaben 2011 mit einer jährlichen Gesamtkapazität von bis zu 150.000 Fahrzeugen starten. Dieses Ziel hat der Autobauer erreicht: Mittlerweile ist dort der 250.000. Passat vom Band gelaufen. „Vor zwei Jahren haben unsere Leute gerade mal gelernt, Autos zu bauen“, erklärte Werksleiter Frank Fischer. „Ich bin sehr stolz auf dieses Team.“ Der US-Passat ist eine Erfolgsgeschichte: Die Produktion hatte am 18. April 2011 begonnen. Das auf den amerikanischen Geschmack abgestimmte Modell verkaufte sich auf Anhieb deutlich besser als der aus Europa importierte Vorgänger. Auch dank des Passat haben sich die Verkäufe der Marke VW in den USA von 2009 bis 2012 verdoppelt. Quelle: dpa

Welche strategische Bedeutung das Land am Popocatepetl für die Autobauer mittlerweile hat, zeigen die Japaner. Nissan produzierte in seinen zwei Werken in Aguascalientes und Morelos im vergangenen Jahr knapp 700 000 Autos, fast 13 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Die Japaner stachen Ford aus und bauen bis 2023 als Einzige die gelben Taxis in New York. Der prestigeträchtige Auftrag umfasst 26 000 Autos zu je 29 000 Dollar. Bis 2018 sollen alle alten Taxen ausgetauscht sein und nur noch Nissan-Yellow-Cabs made in Mexico durch die Straßenschluchten von Manhattan fahren.

Knapp 30 Dollar am Tag verdienen die mexikanischen Autoarbeiter im Durchschnitt, ob bei Nissan oder Brose. Das ist ein Bruchteil des Betrages in den USA; in der Autohochburg Detroit etwa liegt der Stundenlohn bei 50 Dollar. Die niedrigen Personalkosten allein seien aber nicht der Grund gewesen, nach Mexiko zu kommen, sagt Brose-Manager Roeck. Entscheidend sei die Nähe zum Volkswagen-Werk.

VW fordert die Anlieferung von Türsystemen genau in der Reihenfolge und der Menge, wie sie zum Einbau in den Jetta am Band gerade benötigt werden. Deshalb eröffnete Brose 1993 ein Werk in Puebla und beschäftigt dort mittlerweile rund 420 Mitarbeiter – durchweg Mexikaner bis auf den Werksleiter.

Weil die Arbeitskraft so billig ist, hat Brose die Produktion in Puebla weniger automatisiert als in seinen vergleichbaren europäischen Fabriken. Das bringt dem Unternehmen weitere Vorteile. „Wir sind flexibler und können unser Produktionsvolumen nach oben und unten besser anpassen“, sagt Werksleiter Roeck. Wenn von 2016 an auch Audi in Puebla produziere, hofft Brose auf mehr Aufträge.

Trotz niedrigerer Automatisierung sei die Qualität in Puebla so wie in Europa, versichert Roeck. „Klar, wir müssen die Leute hier anlernen, wie überall auf der Welt, aber der Nachwuchs ist da, und die Leute sind lernwillig.“ Brose hat, wie die meisten Autobauer in Mexiko, ein eigenes Ausbildungsprogramm. Eine Lehre zum Kfz-Schlosser dauert bei Brose in Mexiko drei Jahre – üblich ist im Land nur ein halbes Jahr. Unter allen 36 Brose-Werken liege die Fabrik in Puebla bei der Qualität auf Platz zwei, sagt Roeck.

Die ausländische Autoindustrie zieht sich heran, was sie braucht, um ihre Qualitätsansprüche zu halten. Die derzeit rund 300 jungen Mitarbeiter im neuen VW-Motorenwerk in Silao etwa – das Durchschnittsalter liegt bei 20 Jahren – haben alle eine Ausbildung im konzerneigenen VW-Institut vor Ort erhalten. VW betreibt die Einrichtung gemeinsam mit der Kommune, die diese auch finanziert. Das 60 Hektar große Grundstück im Industriepark in Silao, gab’s vom Staat geschenkt.

Doch die Ausländer in Mexiko bilden nicht nur junge Werker für die Fertigungslinien aus. Mit finanzieller Hilfe der Regierung formen sie auch den akademischen Nachwuchs für ihre Zwecke. Einen Job zu ergattern ist für junge Mexikaner wie Maria Nohemi fast so gut wie ein Lottogewinn.

VW bedeutet Geld und Chancen


Die größten Autobauer der Welt
Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat gut Lachen: "Wir werden in diesem Jahr wahrscheinlich erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge verkaufen, dieses große Ziel hatten wir eigentlich erst für 2018 angestrebt", sagte Winterkorn der „Bild am Sonntag“. "Unser großer Wachstumsmarkt ist natürlich China. Dort werden wir in diesem Jahr voraussichtlich 3,6 Millionen Autos verkaufen, von denen übrigens weit über 90 Prozent vor Ort in China gebaut werden." Erreicht VW dieses Ziel, stiegen die Wolfsburger dadurch zum größten Automobilhersteller der Welt auf. Doch noch sieht das Ranking der größten Autobauer wie folgt aus... Quelle: dpa
BentleyDer britische Luxuswagen-Hersteller Bentley hat im abgelaufenen Jahr so viele Autos verkauft wie noch nie. Die Volkswagen-Tochter mit Sitz in Crew lieferte 2013 genau 10.120 Wagen aus. 2012 waren es 8510. Im bisherigen Rekordjahr 2007 waren 10.014 Bentleys verkauft worden, wie Vorstandschef Wolfgang Schreiber sagte. „2013 ist das vierte Jahr in Folge, in dem der Absatz zweistellig steigt“, so Schreiber. Der weltweite Marktanteil im Preissegment über 150.000 Euro liege bei 25 Prozent. 86 Prozent der Produktion geht in den Export, vor allem in die USA, China und Nahost. Der europäische Markt läuft schleppender. Allerdings stieg auch der Absatz in Deutschland deutlich. 544 Bentleys wurden den Angaben zufolge 2013 nach Deutschland geliefert, ein Plus von 22 Prozent zum Vorjahr. Kunden warten derzeit im Schnitt 45 Monate auf ihren bestellten Bentley. Schreiber will den Absatz bis 2018 auf 15.000 Autos hochschrauben und dafür in den nächsten Jahren mehrere hundert Millionen Euro in den Standort Crew investieren. Die Mannschaft von derzeit 3700 Mitarbeitern soll allein um 400 zusätzliche Leute aufgestockt werden, um bis 2016 einen luxuriösen Geländewagen auf den Markt zu bringen. Von den Absatzzahlen der Autohersteller wie Audi, BMW oder Daimler kann Bentley allerdings nur träumen... Quelle: REUTERS
AudiAudi hat auch im Dezember deutlich mehr Autos verkauft und damit erneut ein Bestjahr perfekt gemacht. Im vergangenen Jahr verkaufte der Konzern weltweit rund 1,57 Millionen Autos, ein Plus von 8,3 Prozent. Bereits im November hatte Audi die Rekordwerte von 2012 erreicht. „Unser strategisches Etappenziel von 1,5 Millionen Auslieferungen haben wir zwei Jahre früher als geplant erreicht und sogar komfortabel übertroffen“, sagte Vorstandschef Rupert Stadler. Quelle: REUTERS
DaimlerDie Schwaben haben und im vergangenen Jahr 1,32 Millionen Autos ihrer Top-Marke Mercedes verkauft. Das entspricht einem Plus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Quelle: dapd
BMWVon ihrer Kernmarke setzten die Bayern im vergangenen Jahr 1,54 Millionen Fahrzeuge ab. Das entspricht einem Plus von 12 Prozent gegenüber 2011. Quelle: dpa
Fiat-ChryslerDer Fiat-Konzern lieferte im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Fahrzeuge weltweit aus - sechs Prozent mehr als 2011. Fiat profitiert dabei vom guten Geschäft der US-Tochter Chrysler. Denn ähnlich wie die Kollegen von PSA Peugeot Citroen litten die Italiener massiv unter der Absatzkrise in Europa, sie verkauften dort 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Quelle: dpa
Nissan RenaultCarlos Ghosn - Chef der französisch-japanischen Allianz - kann zufrieden mit sich sein. Bei Nissan lief es hervorragend, Partner Renault litt unter der Schwäche des europäischen Markts. Die Renault-Gruppe setzte weltweit 2,55 Millionen Fahrzeuge und damit 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. In Europa sank der Absatz um volle 18 Prozent. Die Marke Renault verkaufte weltweit 2,1 Millionen Fahrzeuge, Dacia knapp 360.000 Autos. In Deutschland setzte Renault inklusive der Marke Dacia im Jahr 2012 mit 170.000 Einheiten rund 11.000 Fahrzeuge weniger ab als 2011. Die Marke Renault allein verkaufte 2012 in Deutschland 123.779 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Der Marktanteil sank um knapp 0,4 Prozentpunkte. Quelle: REUTERS

Die 25-Jährige ist frischgebackene Ingenieurin und „ziemlich happy“, dass sie bei VW in Silao eine Stelle gefunden hat. Nohemi hat an der renommierten Technischen Hochschule im benachbarten Léon studiert und den Auswahltest bei VW bestanden. Nach einem halben Jahr Training im VW-Institut montiert und testet die Mexikanerin die neuen Motoren im VW-Werk von Silao. Dieser Job, da ist sich Nohemi ganz sicher, ist der Start zu einer ganz steilen Karriere.

„VW bedeutet gute Bezahlung, internationale Aufstiegschancen, Weiterbildung“, sagt die junge Frau. Vorbei seien die Zeiten, als viele junge Mexikanerinnen nur zu Hause saßen und auf die Kinder aufpassten. „Wir bewegen hier was in Mexiko“, sagt sie und streicht sich energisch ihre langen schwarzen Haare aus dem Gesicht. Sie weiß, wie gut sie es getroffen hat.

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Die offizielle Arbeitslosenquote in Mexiko liegt zwar nur bei knapp fünf Prozent, doch 40 Prozent der Bevölkerung schlagen sich mit einem Job außerhalb eines geregelten Arbeitsverhältnisses durch. Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe gibt es nicht in Mexiko.

Eines der Vorbilder Nohemis ist ihr Landsmann Ruben Lelal. Der 56-Jährige hat es ziemlich weit nach oben geschafft bei VW. Seit 30 Jahren arbeitet er für den Konzern aus Alemania. Lelal spricht fließend Deutsch. Zurzeit sorgt er als Manager für den Anlauf des neuen VW-Motorenwerks in Silao, das einmal 330 000 Aggregate pro Jahr produzieren soll.

Die Motoren sind für den Jetta und Beetle im 500 Kilometer entfernten Puebla sowie für den Passat im US-Werk in Chattanooga bestimmt. „Wir haben hier einen guten Pool an jungen Talenten, die müssen für einen guten Job nicht mehr in die USA auswandern“, sagt Lelal. „Wir schicken die Autos über die Grenze.“

Wer kommt als nächstes nach Mexiko

Blitzeblank glänzt die gut 250 Meter lange Produktionshalle. Alle paar Meter sind schön ordentlich drei Abfalleimer aufgestellt: einer für Restmüll, einer für Papier, einer für Plastik. „Bitte den Müll trennen“ steht auf einem Schild auf Deutsch und Spanisch. „So ein modernes Werk wie dieses gibt’s wohl in ganz Mexiko nicht“, schwärmt VW-Novizin Nohemi. Eine Recyclinganlage bereitet das Brauchwasser des Werkes auf, denn die Gegend rund um die Fabrik ist sehr trocken. Knapp 400 000 Dollar hat VW in ein Aufforstungsprogramm der Kommune gesteckt.

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Die Wolfsburger haben in Mexiko einen besonders guten Ruf. Bis vor zehn Jahren bauten sie hier den legendären Käfer, lange nachdem die Produktion überall sonst eingestellt worden war. Der „vochito“, der kleine Käfer, wie die Mexikaner die Volkswagen-Ikone nennen, fährt immer noch überall in Mexiko herum. Er fährt und fährt, zur Not auch mit Tequila im Tank, witzeln die Mexikaner.

BMW auf Erkundungstour

Auf der Automesse im US-amerikanischen Detroit Mitte Januar wettete so mancher Manager: Welcher Autobauer investiert als nächster in Mexiko? Von Hyundai war die Rede und von Daimler und BMW. Die Münchner entsandten ihre Standortexperten bereits nach Mexiko, um sich in Puebla die deutsche Schule, das Colegio-Humboldt, zeigen zu lassen. Die renommierte Privatschule, wo Kinder in Deutsch und Spanisch nach deutschem Schulsystem unterrichtet werden, liegt in einem ruhigen, wohlhabenden Viertel der Stadt mit streng bewachten Wohnanlagen.

Die Gegend gilt als sehr sicher. Auch hier sollen die Kinder von Drogenbossen die Schulbank drücken, heißt es in der Nachbarschaft. Aber das sei nur ein Gerücht.

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