Rabattbrief an Ex-Opelaner "Blanker Hohn für gefeuerte Opel-Mitarbeiter"

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"Ich werde keinen Opel mehr kaufen"

Dass uns Mitarbeitern Rabatte für Opel-Autos angeboten werden, ist ja nichts Neues. Diese Briefe kommen jeden Monat, meistens schmeiße ich sie ungelesen weg. Auch wir ehemaligen Mitarbeiter waren dafür, dass die Rabatte weiterhin für uns gelten – leisten könnten wir sie uns momentan aber sowieso nicht. Doch die Formulierung „erfolgreiches Jahr“ hat das Fass wirklich zum Überlaufen gebracht. Das liest sich für mich wie eine Provokation. Zorn, Wut und Enttäuschung überkamen mich. Ich habe mehr als mein halbes Leben in die Hände dieser Firma gegeben! Dann wurde ich einfach entlassen – und jetzt soll ich Ihnen noch Geld geben für ein neues Auto? Niemals!

Lieber Opel-Chef Neumann, warum sprechen Sie uns „Opelanern“ so kurz vor Weihnachten nicht einfach Ihr Bedauern aus, dass es mit dem Standort Bochum so gekommen ist? Ein Wort des Dankes für die gute Arbeit hätte ich schon erwartet. Dann wäre ich auch bereit, wieder einen Opel zu kaufen – ich brauche nämlich demnächst tatsächlich ein neues Auto. Aber unter den derzeitigen Bedingungen möchte ich keinen Opel kaufen. Es fällt mir momentan schwer, diese Marke zu repräsentieren.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Welwei, Opelaner a.D.

Opel in Bochum von 1962 bis 2014

Opel will sich zu dem Brief nicht äußern

Auf eine Anfrage von WirtschaftsWoche Online, ob Opel für die Empörung der Ex-Mitarbeiter Verständnis hat, antwortete ein Sprecher: "Wir werden uns zu diesem internen Vorgang nicht weiter äußern." Die Transfergesellschaft, in der Welwei und seine rund 2500 Ex-Kollegen überführt wurden, hat derzeit lediglich 102 ehemalige Opelaner in eine neue Festanstellung vermittelt. Das berichtet die Gewerkschaft IG Metall in Bochum. Rund 150 weitere ehemalige Opelaner absolvierten Qualifizierungsmaßnahmen in anderen Unternehmen.

Die 2500 entlassenen Mitarbeiter stehen jetzt auf der Gehaltsliste des Personaldienstleisters TÜV Nord Transfer. Aktuell bekommen die Ex-Opelaner noch 75 Prozent ihres ehemaligen Nettogehalts. Die Bezahlung endet aber dieses Jahr, dann müssen die ehemaligen Mitarbeiter ohne die Transferleistungen auskommen – für viele bedeutet das: Arbeitslosigkeit. Nach Angaben von Opel stehen 380 der rund 2500 entlassenen Mitarbeiter in Kontakt mit potenziellen neuen Arbeitgebern.

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