Razzien im Abgasskandal Was im Fall Audi bekannt ist

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Stadler bleibt vorerst auf seinem Posten

Ändert sich etwas für deutsche und europäische Kunden?

Nein. Die Staatsanwaltschaft hat klar gestellt, dass das Europa-Geschäft von Audi nicht betroffen sei. Es geht nur um die 83.000 in den USA ausgelieferten Fahrzeuge. Für die Kunden hierzulande ändert sich deshalb nichts. „In Europa wurde unser 3.0 V6 TDI nicht beanstandet“, sagte Stadler in seiner Rede. Dennoch führe man für ausgewählte Modelle eine „freiwillige Serviceaktion“ durch – die Pläne hierfür seinen beim Kraftfahrtbundesamt eingereicht. „Nach dessen Freigabe optimieren wir dank neuester technischer Möglichkeiten die Emissionen mit einem Software-Update.“

Welche personellen Konsequenzen gab es bei Audi wegen der Abgasaffäre?

Bereits zwei Audi-Technikvorstände – Ulrich Hackenberg und dessen Nachfolger Stefan Knirsch – stolperten über die „Diesel-Thematik“. Vier Audi-Mitarbeitern wurde gekündigt. Aktuell ist niemand mehr wegen der Dieselaffäre beurlaubt, wie Personalvorstand Thomas Sigi am Rande der Bilanzpressekonferenz bestätigte. Einer der gekündigten Audi-Mitarbeiter, der frühere Chefentwickler für Dieselmotoren Ulrich Weiß, wehrt sich allerdings gerichtlich gegen seine Entlassung – und hat Audi-Chef Stadler in dem Prozess am Arbeitsgericht Heilbronn schwer belastet.

Steht Stadler wegen der Razzia noch stärker unter Druck?

Vorerst lautet die Antwort jein. Der Druck war in den vergangenen Wochen und Monaten ohnehin hoch, bislang wurden jedoch keine Dokumente bekannt, die Stadler direkt belasten. Auch der Vorwurf des geschassten Diesel-Entwicklers, Stadler habe bereits 2012 von den Manipulationen gewusst, ist an dem Audi-Chef bislang abgeprallt: Eine vom Aufsichtsrat beauftragte Kanzlei hatte die Vorwürfe als nicht haltbar bezeichnet.

Dennoch: Für Stadler kommen die Ermittlungen zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Dem langjährigen Audi-Chef wird schon länger intern zur Last gelegt, dass er bei der Aufarbeitung der Abgasmanipulation keine glückliche Figur abgegeben habe. Auf die vielen Fragen nach personellen Konsequenzen wollte Stadler auf der Bilanzpressekonferenz nicht näher eingehen. Er verwies darauf, dass zwei Entwicklungschefs und Mitarbeiter auf unteren Ebenen hätten gehen müssen. Zu seiner Person habe der Aufsichtsrat „eine klare Aussage“ gemacht. Ob die Ermittler bei den Durchsuchungen belastendes Material gefunden haben, wird die Auswertung in den kommenden Wochen zeigen. Sprich: Jetzt wird es richtig ernst.

Wie teuer wird die Dieselaffäre für Audi?

Der Diesel-Skandal habe Audi bislang 1,86 Milliarden Euro gekostet, weitere Rückstellungen seien nicht mehr notwendig, sagte Finanzvorstand Axel Strotbek am Mittwoch. Der Vergleich in den USA ist gerichtlich abgesegnet – die Einspruchsfrist läuft allerdings noch bis zum 11. Mai. Erst dann ist der Deal fix – und die Umrüst- und Rückkaufaktion könne dann im Juli beginnen, so Audi.

Welchen Einfluss hat Dieselgate auf das Unternehmen Audi?

Da Gewinn und Marge wegen der Belastung sinken, muss Audi sparen. Warum soll Auto weiterhin Zweitürer anbieten, obwohl sie weniger verlangt werden? „Oder Motoren: Warum braucht jeder Vierzylinder vier Leistungsvarianten?“, sagte Stadler. Nach der Dieselkrise „stellen wir bei Audi jetzt alles auf den Prüfstand“ und können „Dinge weglassen, die uns lieb und geläufig geworden sind“.

Zudem gibt es intern neue Positionen und Abläufe. Man etabliere eine neue und erweiterte Compliance-Struktur mit neuen Berichts- und Kontrollsystemen, so Stadler. Zudem habe man in der technischen Entwicklung die Produktentwicklung organisatorisch streng von Homologation und Zulassung getrennt.

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