Reifenmarkt Pirelli im Visier von Russen und Asiaten

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Hankook auf der Überholspur

Diese Teile sind beim Auto am teuersten
Ein Auto besteht aus Tausenden von Einzelteilen - jedes hat seinen Preis...
Der Motor ist das teuerste an einem Auto. Er macht rund 15 Prozent des Autopreises aus, wie Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft und Leiter des Center of Automotive der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach gegenüber Welt.de vorrechnet.
Das Getriebe macht bis zu zehn Prozent des Gesamtpreises aus. Quelle: dpa
Auf die Karosserie entfallen ebenfalls 15 Prozent der Kosten. Quelle: dpa
In letzter Zeit steigen die Kosten für das Interieur. Mittlerweile entfällt zehn Prozent des Autopreises auf die Innenausstattung. Quelle: dpa
Bei der Elektronik sind die Kosten weniger eindeutig zu bestimmen: Bei Kleinwagen macht dieser Komplex etwa zehn Prozent des Autopreises aus, während es bei einer Luxuslimousine durchaus bis zu 15 Prozent sein können.     Quelle: dpa

Der technische Vorsprung von Conti, Pirelli oder Michelin lässt sich einfach erklären: "Die starke Stellung der Europäer ist in erster Linie eine Folge der strengen gesetzlichen Vorschriften für die Reifenhersteller innerhalb der Union", sagt BCG-Autoexperte Dauner. Ob Vorgaben zur Geräuschentwicklung oder zur Verringerung des Rollwiderstands, ob die Pflicht zu Winterreifen oder zum Einbau von Druckverlustwarnern, wie sie in der EU ab November 2014 Pflicht werden: "Hier werden die Trends gesetzt, hier wird der Wettbewerb gewonnen", sagt Berater Bentenrieder.

Auf internationalem Parkett und im Volumenmarkt wächst der Druck aus Fernost. Bisher weitgehend unbekannte Hersteller wie Hangzhou aus China, Giti aus Indonesien oder MRF aus Indien drängen erfolgreich ins Geschäft. Neun der 20 weltweit führenden Reifenhersteller stammen aus der Volksrepublik China, aus Taiwan, Indien, Indonesien oder Korea. Schon zur Spitzengruppe aufgeschlossen hat ein Wettbewerber aus Südkorea. "Hankook gilt als Blaupause für einen erfolgreichen Aufstieg und die Etablierung einer starken Marke", sagt Berater Bentenrieder über den Konzern aus Seoul.

Die Geschichte des Reifens

Technologisch können die Koreaner problemlos mithalten - Hankook gehört zu den Erstausrüstern für die neue S-Klasse von Mercedes und die BMW-5er-Baureihe, was nicht nur den Umsatz, sondern auch das Renommee und die Marke stärkt. Geholfen hat dabei auch das Engagement der Koreaner im europäischen Motorsport: Hankook ist seit vier Jahren exklusiver Reifenlieferant der Deutschen Tourenwagen-Masters, in der sich Mercedes mit Audi und BMW misst. Das Engagement hat dazu beigetragen, dass Hankook inzwischen in Deutschland auf einen Marktanteil von über zehn Prozent im Premiumsegment kommt. In der Riege der Top Ten ist Hankook mit einem Weltmarktanteil von 5,7 Prozent schon auf Platz sieben vorgerückt.

Kumho Tyres, der zweite koreanische Anbieter mit Ambitionen für den Aufstieg in die internationale Reifen-Oberliga, hat es schon bis auf Position 13 geschafft, bisher allerdings vor allem mit preisgünstigen Reifen für kleine und mittlere Fahrzeuge. Den Asiaten hilft, dass sie von der Absatzkrise der europäischen Autoindustrie kaum betroffen sind: "Vor allem die Hersteller aus China und Korea entwickeln sich überdurchschnittlich dynamisch, weil sie mit einem schnell wachsenden Heimatmarkt über eine starke Basis verfügen", sagt Autoexperte Bentenrieder.

Pkw- und Europageschäft vorn. Umsätze mit Reifen nach Fahrzeugtyp und Region

Die etablierten Marktführer tun sich in den aufstrebenden Autonationen Asiens dagegen schwer. Während sie etwa in den USA auf einen Marktanteil von 60 Prozent kommen, erreichen sie in China nicht mal 30 Prozent. In den kommenden Jahren dürften sich die Gewichte weiter verschieben.

Auf jährlich vier Prozent schätzen Experten das weltweite Wachstum im Reifenmarkt. Doch während die Märkte in Europa, Nordamerika und Japan stagnieren, legen die Umsätze in den Schwellenländern Osteuropas und Südamerikas sowie in China und Indien jedes Jahr um gut sieben Prozent zu. "Rund 70 Prozent des globalen Wachstums der Reifenindustrie dürften in den kommenden drei Jahren aus den aufstrebenden Märkten kommen", schätzt Pirelli-Chef Tronchetti Provera.

Einer der Gründe: "Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge in Asien liegt deutlich unter dem in Europa und den USA, der große Schub für das Ersatzgeschäft kommt also noch, wenn diese Autos demnächst neue Reifen brauchen", sagt Philipp Grosse Kleimann, Autospezialist und Senior-Partner bei Roland Berger.

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