Renault-Deutschland-Chef „Die Zukunft fährt elektrisch“

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„Halte nichts davon, Autofahrer quasi zu enteignen“

Wie wird das Software-Update aufgespielt? Einfach bei der nächsten Inspektion?
Wir werden unsere Kunden vorher natürlich informieren.

Hat die Diskussion um die Dieselabgase dem Selbstzünder geschadet?
Der Dieselanteil in Deutschland ist leicht, aber nicht signifikant zurückgegangen.

Der Van-Artige
Noch vor einigen Jahren galten Vans als das ultimative Familienauto. Doch wem ein Kombi heute zu schnöde ist, der greift heute zum SUV. Der Espace von Renault galt über vier Generationen als Inkarnation der Großraum-Limousine, weshalb die Franzosen nicht ganz auf einen Van verzichten wollten. Die Lösung des Dilemmas: ein Mischlingsrüde. Quelle: Renault
Der Vergleich der Generationen IV und V zeigt: Das Fahrwerk des neuen ist SUV-typisch höher, die Reifen sind größer. Um aber keinen höhergelegten Van zu bekommen, haben die Franzosen gleichzeitig das Dach gekappt – so ist der Neue in der einen Hinsicht ein gutes Stück höher als der Alte, aber auch flacher geworden. Quelle: Renault
Obwohl er seine Van-Basis verloren hat, bietet Renault den Espace weiterhin als Siebensitzer an. Erwartungsgemäß hat das luftige Raumgefühl der Großraum-Limousine etwas gelitten. Renault spricht aber davon, an anderer Stelle das Raumgefühl verbessert zu haben – so ist die Beinfreiheit in der zweiten Sitzreihe ein gutes Stück größer geworden. Die Ladehöhe seines Vorgängers erreicht der neue Espace aber natürlich wegen des neuartigen Konzepts nicht mehr – wobei laut Renault auch nur die wenigsten Kunden den Espace als Lastesel genutzt und bis unters Dach beladen haben. Quelle: Renault
Sind alle sieben Sitze aufgestellt, passen noch 247 Liter in den Kofferraum. Über das Tastenfeld links im Ladeabteil können die fünf Rücksitze einzeln oder alle auf einmal umgelegt werden, dass eine ebene Ladefläche entsteht. Die ausgefahrenen Kopfstützen klappen bei dem Tastendruck selbstverständlich zuerst ein. Quelle: Renault
So ensteht beim Siebensitzer ein bis zu 2.035 Liter großes Ladeabteil. Der Fünfsitzer schluckt sogar 2.101 Liter. Die hier ausgebaute Hutablage erweist sich allerdings als etwas fummelig: Es gibt keine durchgängige Führung, die Ablage muss jedes Mal rechts und links eingehakt werden. Das können andere Hersteller besser. Quelle: Renault
Ebenfalls einen großen Schritt gewagt hat Renault im Innenraum des Espace. Der große Bildschirm steht senkrecht, die gesamte Bedieneinheit "schwebt" über der Mittelkonsole und dem Armaturenbrett. Ergonomisch ergeben auch die meisten Sachen Sinn, die Bedienelemente sind allesamt gut erreichbar – vom Fahrer und Beifahrer. Quelle: Renault
Auch die umlaufende Beleuchtung, deren Farbe selbstverständlich im Menü einstellbar ist, wertet den Innenraum auf. An einer anderen Stelle zahlt der Kunde aber den Preis für das schicke Design: Der Cupholder ist unter die frei schwebende Mittelkonsole gewandert, im Bild nur schwer erkennbar. Wer dort während der Fahrt den Becher mit dem heißen Kaffee von der Tankstelle abstellen will, muss viel Feingefühl und Geschick mitbringen. Quelle: Renault

Wo liegt da der Unterschied?
Signifikant wäre es, wenn sich der Dieselanteil aufgrund eines bestimmten Grundes – etwa wegen der Abgasaffäre – stark in eine bestimmte Richtung entwickelt. Diesen Zusammenhang sehe ich derzeit nicht. In absoluten Zahlen sind die Verkäufe von Diesel im ersten Halbjahr sogar gestiegen. Der Dieselmotor ist derzeit der größte Einzahler in die Klimadebatte, er hält die CO2-Emissionen aus dem Straßenverkehr niedrig. Der Motor verbraucht weniger Kraftstoff, der obendrein preisgünstiger ist als Benzin. Insofern rechnet sich ein Dieselauto für viele Menschen. Das würde sich vielleicht bei einer anderen Besteuerung ändern. Das könnte dann zu einer signifikanten Veränderung der Nachfrage führen.

Oder bei der Einführung der blauen Plakette, mit der nur noch Autos der neuesten Bauart in die Innenstädte kämen.
Das könnte auch zu einer Änderung führen. Ich halte aber nichts davon, Autofahrer gewissermaßen zu enteignen, indem man sein relativ modernes Dieselfahrzeug der Emissionsklasse EURO 5 abwertet und aussperrt. Da muss man ordnungspolitisch schon aufpassen, denn das würde zu einem großen Misstrauen der Bürger gegenüber der Gesetzgebung ihres Staates führen.

VW bleibt trotz Dieselgate vor Toyota
Toyota – 1. Halbjahr 2016Der japanische Branchenprimus, zu dem auch der Kleinwagenbauer Daihatsu Motor und der Nutzwagenhersteller Hino Motors gehören, verkaufte zwischen Januar und Juni global 4,99 Millionen Autos. Das ist ein Rückgang zum Vorjahreszeitraum von 0,6 Prozent. Die ganze Halbjahres-Bilanz auch mit Umsatz- und Gewinnkennzahlen legt der japanische Konkurrent am 4. August vor. Quelle: AP
Volkswagen (Konzern) – 1. Halbjahr 2016Krise? Welche Krise? Die Abgas-Affäre scheint die Auslieferungen bei Volkswagen nicht zu bremsen. Pünktlich zum Halbjahr setzt sogar die schwächelnde Kernmarke zur Wende an. Mit 2,925 Millionen verkauften Volkswagen blieb die Marke zwar knapp unter dem Vorjahresergebnis, die Tendenz im Juni zeigte aber um fast fünf Prozent nach oben. Mit dem starken Juni stehen nach sechs Monaten die Zeichen bei den Verkäufen klarer als zuvor auf Zuwachs: 5,12 Millionen Fahrzeuge – vom VW-Up bis zum schweren Scania-Lkw – sind 1,5 Prozent Verbesserung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Trotz Diesel-Krise steuert der Konzern damit 2016 bisher auf ein Auslieferungsplus zu. Nach fünf Monaten Ende Mai hatte der Zuwachs lediglich bei 0,8 Prozent gelegen. Zumindest als Momentaufnahme scheint der Autobauer damit zehn Monate nach dem Ausbruch der Diesel-Krise eine Durststrecke zu verlassen. Quelle: dpa
BMW – 1. Halbjahr 2016Zwischen Januar und Juni diesen Jahres wurden weltweit 986.557 BMW verkauft. Damit konnten die Münchner im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent zulegen. Allein im Juni stieg der Absatz um 9,7 Prozent auf 189.097 – mit den Marken Mini und Rolls-Royce kommt der Konzern sogar auf 227.849 Autos (+9,1 Prozent). Für das Plus sorgte demnach vor allem die hohe Nachfrage in Europa und Asien. In den USA dagegen schrumpfte der Absatz. Mit den knapp 190.000 Fahrzeugen im Juli lag BMW vor den beiden Dauer-Konkurrenten Audi (169.000 Autos) und Mercedes (188.444 Fahrzeuge). Doch wie sieht es im gesamten ersten Halbjahr aus? Quelle: dpa
Audi – 1. Halbjahr 2016Zumindest Audi konnte BMW hinter sich lassen. Die Ingolstädter konnten zwar zulegen, mit 5,6 Prozent fiel das Wachstum aber geringer aus als bei der Konkurrenz aus München – genauso die absolute Zahl an Auslieferungen von 953.200 Fahrzeugen. Dennoch ist die Bilanz für Audi positiv. Man habe den Absatz in allen Weltregionen steigern können, sagte Vertriebsvorstadn Dietmar Voggenreiter. Spaß-Modelle wie das TT Cabrio im Bild tragen traditionell wenig zum Volumen bei. Zu den größten Treibern gehörten die Baureihen A4 mit einem Plus von 12,3 Prozent und das Oberklasse-SUV Q7, das es nach dem Modellwechsel im Vorjahr auf ein Plus von satten 73,6 Prozent bringt. Auch für das zweite Halbjahr ist Voggenreiter optimistisch: Dann stehen die Premieren des überarbeiteten A3 und der komplett neuen Baureihen A5 und Q2 an. Quelle: obs
Daimler – 1. Halbjahr 2016BMW und Audi waren gut, Mercedes war besser. So lässt sich das erste Halbjahr zusammenfassen – sowohl beim Wachstum als auch beim Absatz konnte die Marke mit dem Stern die Konkurrenten abhängen. In den ersten sechs Monaten gingen 1.006.619 Mercedes-Benz an die Kunden – das entspricht eine Zuwachs von 12,1 Prozent. Ganz nebenbei der 40. Rekordmonat in Folge für die Marke. Dabei profitiert Mercedes vor allem von den SUV-Modellen, die inzwischen ein Drittel des weltweiten Absatzes ausmachen. „Das zeigt, dass sich unsere Produktoffensive auszahlt und unser rundum erneuertes SUV-Portfolio hervorragend bei den Kunden ankommt“, sagt Vorstandsmitglied Ola Källenius. Zusammen mit den 73.510 verkauften Smart kommt die Pkw-Sparte des Daimler-Konzerns so auf 1,08 Millionen Fahrzeuge. Quelle: dpa
Porsche – 1. Halbjahr 2016Drei Prozent Wachstum auf 117.963 Fahrzeuge. Das sind die Eckdaten des ersten Halbjahres bei Porsche. Der Sportwagenbauer zeigt sich damit zufrieden und spricht von einer „Stabilisierung auf hohem Niveau“. Viele Modelle wie die Baureihen Cayman, Boxster, Macan und der 911er konnten zwar zweistellig wachsen, bei der Limousine Panamera hielten sich die Kunden wegen des anstehenden Modellwechsels aber spürbar zurück. „Die durchweg positive Resonanz auf die Weltpremiere des neuen Panamera Ende Juni stimmt uns sehr optimistisch. Wir erwarten uns davon einen deutlichen Schub“, sagt Marketing- und Vertriebsvorstand Detlev von Platen. Der neue Panamera kann seit dem 28. Juni bestellt werden und steht in Europa ab November beim Händler. In den USA und im chinesischen Markt ist das Auto ab Januar 2017 verfügbar. Quelle: dpa
Toyota – Gesamtjahr 2015Der japanische Autokonzern Toyota hat seine Stellung als weltgrößter Fahrzeughersteller im vierten Jahr nacheinander behauptet und den durch den Abgasskandal gebeutelten Konkurrenten VW auf Distanz gehalten. 2015 verkaufte das Unternehmen 10,15 Millionen Autos, wie Toyota am Mittwoch mitteilte. VW kam im vergangenen Jahr auf 9,93 Millionen verkaufte Autos, General Motors auf 9,8 Millionen. 2016 rechnet Toyota mit einem Absatz von 10,11 Autos. Im vergangenen Jahr lag die Prognose bei 10,1 Millionen Fahrzeugen für 2015 und wurde durch die Realität übertroffen. VW hatte Toyota bei den Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2015 überholt, war dann aber infolge des Abgasskandals wieder zurückgefallen. Die Autoverkäufe auf den großen Märkten in den USA und Japan haben sich verlangsamt. Darüber hinaus hat sich auch das in den vergangenen Jahren stetige Wachstum auf aufstrebenden Märkten abgeschwächt. Das schlägt sich auch in den Toyota-Zahlen nieder: 2014 hatten die Japaner noch 10,23 Millionen Autos verkauft. Quelle: dpa

Die Diskussion über den Diesel müsste eigentlich den Absatz von Elektroautos beflügeln. Wie schlägt sich da der Renault Zoë?
Der Zoë ist ein absolutes Erfolgsmodell – in seiner Klasse. Er ist das mit Abstand meistverkaufte Elektroauto in Deutschland. Bei Privatkunden kommt der Zoë auf einen Anteil von über 50 Prozent. Aber man muss die Dinge auch realistisch sehen: Mit dem Modell werde ich den Marktanteil von Renault in Deutschland kurzfristig nicht signifikant steigern.

Warum nicht?
Weil die Stückzahlen noch immer zu klein sind. Aber Elektroautos spielen strategisch eine extrem wichtige Rolle. Die Zukunft fährt elektrisch, keine Frage, und hier sind wir sehr gut aufgestellt. Wir werden in den nächsten fünf Jahren ein starkes Wachstum in dem Segment erleben. Wir sind heute schon hochzufrieden mit den Verkäufen: Unser Marktanteil bei Elektroautos liegt bei 31 Prozent. Wir sind damit die Nummer Eins in Deutschland. Dass dahinter nur relativ kleine Stückzahlen stehen, ist klar – das ist immer so auf einem neuen Markt.

Die Lieferzeit für den Zoë beträgt aktuell sechs Monate. Ist die Nachfrage so groß?
Die Nachfrage steigt, was uns freut. Zudem greifen langsam die Verkaufsprämien. Das hat die Lieferzeiten ansteigen lassen.

In Deutschland gibt es beim Kauf eines Elektromobils einen Zuschuss zum Kaufpreis von 4000 Euro. Die Prämie zeigt also Wirkung?
Die Prämie hilft, sie ist eine gute Sache. Sie ist ein wichtiger Schritt nach vorne und bringt Bewegung in das Thema. Die Zahl der Anträge auf Förderprämie ist zwar noch nicht so hoch, wie man sich es vielleicht gewünscht hat. Im Handel ist die Nachfrage nach Informationen über die E-Modelle schon deutlich gestiegen. Aber der Kunde denkt nach dem Gespräch meist erst einmal ein, zwei Wochen nach, bevor er den Kauf tatsächlich tätigt.

Einige Experten kritisieren, dass die Hersteller, auch Renault, die Händlerrabatte für Elektroautos seit Inkrafttreten der Förderprämie zurückgefahren haben: Der Steuerzahler müsse jetzt in die Bresche springen. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Der Vorwurf ist nicht haltbar. Klar ist: Der Kunde erhält beim Kauf eines Elektroautos von Renault 5000 Euro. Die vorher von uns allein getragene Prämie war von vornherein zeitlich begrenzt und auch so kommuniziert.

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