Renault-Tochter Dacia Billigmarke wird feste Größe auf deutschem Automarkt

Seite 2/2

Billigmarke ist längst eine feste Größe

Preiswert und robust, zuverlässig und praxisgerecht – diese Grundwerte kommen auch in Deutschland immer besser an: Für 2014 wird mit einem Verkauf von rund 50.000 Fahrzeugen gerechnet. Es sei dahingestellt, ob der Erfolg von Dacia an der schleichenden Enteignung des Mittelstands durch immer höhere Steuerlasten und sinkende Sparzinsen liegt oder dem wachsenden Einfluss der Neosozialisten, die mit scheinökologischen Argumenten auf eine Nivellierung der privaten Fuhrpark dringen – Trabbi und Wartburg hätten im Osten der Republik bis schließlich bis zum Zusammenbruch (des Staates wie der Autos) ja schließlich auch ihren Zweck erfüllt.

Wie auch immer: Die Strategie von Renault, mit der rumänischen Tochtermarke und Low-Budget-Strategie die automobilen Grundbedürfnisse einer wachsende Zahl von Menschen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ost- und Südeuropa, in Afrika, Lateinamerika und Asien zu bedienen, ist voll aufgegangen. In den zurückliegenden zehn Jahren hat Dacia weltweit mehr als sechs Millionen Autos verkauft – Kleinwagen wie den Sandero, Kombis wie den Logan MCV, Vans wie Dokker und Lodgy oder Geländewagen wie den Duster. Letzterer ist derzeit sogar das bestverkaufte Modell der gesamten Renault-Gruppe.

Die beliebtesten Autos der Deutschen
Volkswagen Up Quelle: dpa
Opel Corsa Quelle: GM Company
VW Golf Quelle: dpa
VW Passat Quelle: dpa
VW Tiguan Quelle: dapd
BMW 5er Quelle: dpa/dpaweb
Porsche Panamera Quelle: REUTERS

In Deutschland ist die Billigmarke längst eine feste Größe auf dem Pkw-Markt – neun Jahren seit dem offiziellen Start 2005. Einige Dutzend Exemplare vom Typ Logan mit Stufenheck hatten mutige Renault-Händler 2004 zunächst auf eigene Rechnung und ohne den offiziellen Segen der Konzernzentrale importiert: Der damalige Renault-Chef Louis Schweitzer war der Meinung, für derart primitive (und zunächst auch wenig ansehnliche) Autos geben es in Westeuropa keine Käufer, schon gar nicht in Deutschland.

So kann man sich täuschen. Seit Juni 2005 und Juni 2014 hat Dacia allein in Deutschland knapp 350.000 Autos verkauft und damit einen Marktanteil von immerhin 1,5 Prozent erobert. 2009, im Jahr der Abwrackprämie, kam man mit einem Absatz von rund 80.000 Autos vorübergehend sogar auf einen Marktanteil von zwei Prozent. Kein wunder, dass inzwischen auch andere Autohersteller in das Segment drängen. Opel wird im kommenden Jahr seine Interpretation des Billigautos präsentieren – dem Vernehmen nach eine „entfeinerte“ Version des aktuellen Kleinwagen Corsa. Auch Volkswagen arbeitet an einem Billigauto, das zu einem Preis von etwa 7000 Euro die Mobilitätsbedürfnisse in den Wachstumsmärkten bedienen soll. Ein Verkauf in Deutschland ist nicht vorgesehen. Na ja, warten wir erst einmal ab, wie das Fahrzeug wird – und ob der Preis gehalten werden kann.

Louis Schweitzer hatte für den ersten Dacia noch einen Preis von 5000 Euro angepeilt – im Laufe der Entwicklung wurde daraus ein Einstandspreis von 7200 Euro. Eine Produktion in Rumänien, in einer alten Fabrik von Dacia, die Verwendung längst abgeschriebener Fertigungstechnik sowie altgedienter Renault-Motoren und –Plattformen hatten den niedrigen Preis möglich gemacht. Zudem wurden dem Vertrieb die Fesseln angelegt: Die Händlermarge wurde auf fünf Prozent pro Fahrzeug festgelegt. Zumindest dabei ist es bis heute geblieben: Schnäppchenjäger beißen bei Dacia-Händlern auf Granit.

So sieht das 7000-Euro-Auto aus
Wuchtiger Kühlergrill: Damit liegt der Dacia Sandero schon mal im Trend. So wollen das Autokäufer heute haben. Quelle: Sebastian Schaal
Die günstigste Version (Essentiel) kostet ab 6.990 Euro. Mit Top-Motorisierung und dem besten Ausstattungspaket (Stepway Prestige) kann man aber auch 13.790 Euro ausgeben. Unser Testwagen (Lauréate) kostet 11.890 Euro. Quelle: Sebastian Schaal
Der Dacia Sandero basiert auf dem Renault Clio, außerhalb Europas wird das Modell auch als Renault Sandero angeboten. Quelle: Sebastian Schaal
Die wichtigsten Ausstattungsmerkmale sind serienmäßig: Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) mit Antischlupfregelung (ASR), Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer, Isofix-Kindersitzbefestigungen. Im NACP-Crashtest machte der Wagen allerdings keine so gute Figur: Nur drei von fünf Sternen. Quelle: Sebastian Schaal
Viel Plastik, wirkt aber nicht billig. Das Cockpit macht einen aufgeräumten Eindruck. Quelle: Sebastian Schaal
Die Höchstgeschwindigkeit des 90-PS-Turbodiesels liegt bei 173 km/h. Er "beschleunigt" von 0 auf 100 in 11,1 Sekunden. Quelle: Sebastian Schaal
Die Motoren stammen von Renault. Der kleinste hat 1,2 Liter Hubraum und 75 PS. Darüber hinaus kommen der Top-Benziner TCe 90 sowie das überarbeitete Dieselaggregat dCi 90 (hier im Bild) zum Einsatz. Außerdem gibt es noch ein 1,2-Liter-Aggregat mit bivalenten Flüssiggas-Triebwerk. Quelle: Sebastian Schaal

Dafür wurde die Fertigung im rumänischen Pitesti in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt modernisiert, weitere Werke unter anderem in Marokko, Kolumbien und in Russland hochgezogen. Vor allem aber wuchs die Angebotspalette auf sieben Modelle – und hielten modernes Design und moderne Technik Einzug. So gibt es jenen Sandero in der zweiten Generation auch mit einem nochmals sparsameren Dreizylinder-Motor, auch mit Klimaanlage, Einparkhilfe und elektrischen Fensterhebern, mit Navigationssystem und Tempomat, Chromzierleisten und sogar Lederpolstern zu ordern. Das freut die Warmduscher unter den Autofahrern, noch mehr aber den Hersteller: Die aufpreispflichtigen Extras treiben nämlich den Verkaufspreis und steigern so den Gewinn. Der Überschuss von 729 Millionen Euro, den der Renault-Konzern im ersten Halbjahr 2014 erwirtschaftete, ist zu einem nicht geringen Teil Dacia zu verdanken. So kommt es, dass Dacia-Fahrzeuge in Basisausstattung hierzulande inzwischen Exoten sind. Bestseller in der Sandero-Baureihe ist nicht der Essentiel, sondern der Stepway in Offroad-Optik und Prestige-Ausstattung. Basispreis: 11.990 Euro. So viel Auto braucht eigentlich kein Mensch. Aber weniger will offenbar auch keiner haben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%