Rolls-Royce-Chef „Niemand braucht einen Rolls-Royce, um von A nach B zu kommen“

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„Auch Ferrari-Fahrer kaufen inzwischen bei uns“

Hinter den Kulissen läuft die Entwicklung des Phantom-Nachfolgers. Wie viel BMW wird in dem neuen Phantom stecken?
Wir halten uns bei der Entwicklung eines neues Produkts stets an die Devise unserer Gründerväter „Take the best that exists and make it better“. Es ist ein großer Vorteil, unter dem Dach der BMW Group Zugang zu Technologien zu haben, die ein eigenständiger Kleinserienhersteller niemals hätte. Wir nehmen die Technologie, die verfügbar ist, werden sie aber so gestalten, dass sie zu 100 Prozent Rolls-Royce-adäquat ist.

Zu lesen war auch, dass der Phantom den 6,0-Liter-V12 aus dem 7er übernimmt. Hat der 6,75-Liter-V12 ausgedient?
Alles, was Sie in einem Phantom sehen, ist von Rolls-Royce. Unser Motor basiert auf dem Zwölfzylinder von BMW, hat aber einen anderen Hubraum, eine andere Steuerungsmechanik und eine andere Software. Somit hat er auch einen ganz anderen Charakter und wird zu einem echten Rolls-Royce-Zwölfzylinder. Mit genau diesem Augenmaß gehen wir auch an andere Technologien, die wir von BMW übernehmen.

Mit diesen Autos passen Sie durch keine Baustelle
AudiGroße Limousinen sind chic, noch beliebter sind bei den Deutschen Autofahrern allerdings Geländewagen und SUV. Das Problem an diesem Fahrzeugtypus ist aber nicht nur, dass ihre Besitzer damit Nebenstraßen nahezu unpassierbar für andere Verkehrsteilnehmer machen oder erst gar keinen Parkplatz finden. Sie sind auch zu breit für Fahrbahnverengungen in Baustellen. Bei Fahrbahn-Verengungen ist die linke der beiden Fahrspuren nämlich auf eine Fahrzeugbreite von zwei Meter beschränkt. Und das ist nicht nur für die SUV zu eng. So sind auch der Audi A4, A5, A6, A6 Allroad Quattro, A7, Audi Q3, Q5 und Q7 zu breit für linke Spuren in Baustellen. Denn entscheidend ist nicht die angegebene Außenbreite des Wagens, sondern die tatsächliche Breite inklusive Außenspiegel. Und die liegt bei den genannten Modellen zwischen 2,02 Metern (Audi A5 und Audi Q3) und 2,18 Metern (Audi Q7). Wer eines dieser Modelle fährt, muss in Baustellen also wahlweise die Spiegel einklappen, um andere nicht zu touchieren, oder auf der rechten Spur zwischen den Brummis hertuckern. Die komplette Liste der "dicken Autos" finden Sie übrigens beim Autodaten-Experte Schwacke. Quelle: obs
BMWIn der Schwacke-Auflistung der meistverkauften Modelle ab der Kompakt-Klasse stellt sich heraus, dass der größte Teil an Pkw ausdrücklich nicht auf verengten Fahrbahnen mit 2,0 Meter zugelassener Breite fahren darf. Dazu gehören auch folgende Modelle von BMW: Die 3er Serie von BMW mit einer Außenbreite von 1,81 Metern, aber einer tatsächlichen Breite von 2,03 Metern, die 5er Reihe mit 2,10 Metern Breite (angegeben 1,86 Meter), der X1 mit 2,04 Metern, der X3 mit 2,09 Metern, der X5 mit 2,18 Metern (angegeben 1,94 Meter) und der BMW X6 mit 2,20 Metern. Quelle: obs
OpelSelbst Mittelklassewagen von Opel sind zu fett fürs Ballett. Der Opel Astra ist zwar nur einen Zentimeter breite als die übliche Baustellen, aber das genügt, um sich den Spiegel abzufahren oder den anderen Verkehrsteilnehmern unschöne Rallye-Streifen in den Lack zu kratzen. Noch tiefer werden diese Kratzer mit dem Opel Zafira (2,03 Meter), dem Opel Insignia (2,08 Meter) und dem Opel Zafira Tourer (2,10 Meter). Quelle: dpa
VolkswagenEntgegen der landläufigen Meinung betrifft die Zweimeter-Grenze immer häufiger selbst Kompakt-Pkw wie den aktuellen VW Golf (2,03 Meter). Auch der Volkswagen CC, der VW Passat, der Sharan, der T5, der Tiguan, der Touareg und der Touran haben nicht nur in engen Parkhäusern Probleme sondern auch nichts auf engen Baustellen-Fahrbahnen verloren. Quelle: dpa
Land RoverSelbst bei Fahrspur-Verengungen auf maximal 2,2 Meter dürfen einige Modelle nicht auf die linke Spur wechseln. Dazu gehören der Land Rover Sport (im Bild rechts) mit 2,22 Metern Breite, der Lancia Voyager oder der Mercedes Viano mit jeweils 2,25 Metern und der Volkswagen T5 mit 2,28 Metern Breite. Quelle: obs
MercedesWer die angeordnete Maximalbreite missachtet, riskiert übrigens ein Bußgeld von 20 Euro. Also Achtung, sollten Sie eine A-Klasse, B-Klasse, C-Klasse, E-Klasse, M-Klasse oder einen Mercedes CLS, GLK oder den bereits erwähnten Viano fahren. Die genannten Modelle sind nämlich inklusive Außenspiegel zwischen 2,01 Meter (B-Klasse) und 2,25 Meter (Viano) lang. Und das obwohl laut der eingetragenen Außenbreite kein Wagen breiter als 1,90 Meter (Viano) ist. Quelle: dpa
FordFahrer, die sich mit dicken Autos auf enge Spuren quetschen, müssen aber noch mehr befürchten, als ein kleines Bußgeld: Wird der Fahrer eines zu breiten Pkw in einen Unfall verwickelt, kann sogar der Kasko-Schutz eingeschränkt werden. Darüber hinaus kann wegen einer Mitschuld der Schadenersatz der gegnerischen Haftpflicht-Versicherung reduziert werden. Zu diesen zu breiten Wagen gehören auch der Ford Focus (Bild) mit 2,01 Metern, der Ford B- beziehungsweise C-Max mit je 2,07 Metern, der Ford Kuga mit 2,08 Metern, der Ford Mondeo mit 2,09 Metern und die Modelle Ford Galaxy und Ford S-Max mit jeweils 2,15 Metern Breite. Quelle: obs

Wie wichtig ist die Eigenständigkeit, die Sie in der BMW Group genießen?
Wir wären schlecht beraten, wenn wir die Eigenständigkeit von Rolls-Royce aufgäben. Ein wesentlicher Grund für den Erfolg ist Authentizität. Niemand braucht einen Rolls-Royce, um von A nach B zu kommen. Es handelt sich um ein Luxusgut, das sich ein Kunde kauft, der zu 100 Prozent vom Produkt überzeugt ist. BMW ist weltweit dafür gelobt worden, wie authentisch sie die Marke Rolls-Royce wieder aufgebaut haben – um genau dieses Gefühl bei den Kunden zu erzeugen.

Rolls-Royce steht für kultivierte V12-Motoren, aber auch in diesem Segment sind die CO2-Emissionen ein Thema. Dem Vernehmen nach steht für künftige Modelle auch ein Plug-In-Hybrid in der Diskussion. Wie stark stehen solche Antriebe im Fokus von Rolls-Royce?
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass sich Rolls-Royce mittel- und langfristig mit alternativen Antrieben auseinander setzen wird. Vor drei Jahren haben wir einen vollelektrischen Phantom präsentiert, der von den Medien sehr euphorisch aufgenommen worden ist. Unsere Kunden haben das Modell aber eher ambivalent gesehen, weil damit viele Nachteile wie etwa die Ladezeit oder die Reichweite verbunden waren. Derartige Konzepte müssen für den Kunden kompromisslos sein. Ein Plug-In-Hybrid ermöglicht emissionsfreies Fahren in der Stadt, aber auch hohe Reichweiten mit dem Verbrennungsmotor.

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Der Ghost hat bereits eine jüngere Kundschaft angesprochen als der Phantom. Hat sich der Trend mit dem Wraith verstärkt?
Deutlich sogar. Wir haben mit dem Wraith Kunden erobert, die bis dato Rolls-Royce nicht auf ihrer Liste hatten. Bis dahin hatten wir mehrheitlich große Limousinen im Angebot, der Wraith ist der erste Gran Turismo für den Selbstfahrer. Das hat uns deutlich jüngere Kunden gebracht, die zum Beispiel bisher Ferrari gefahren sind. Nicht, dass sie ihren Ferrari ersetzt haben: Der Wraith steht zusätzlich in der Garage, da es manchmal doch anstrengend sein kann, jeden Tag einen Sportwagen zu fahren. Hier bietet der Wraith Möglichkeiten, die wir zuvor bei Rolls-Royce nicht hatten.

Im Ghost Series II ist die modernste Generation der BMW-Assistenzsysteme verbaut. Fragen auch Rolls-Royce-Kunden nach Spurverlassenswarner, Notbremsassistent und Co. oder wird das in einem so teuren Auto quasi als Standard angesehen?
Der Phantom ist in großer Mehrheit ein Chauffeur-Fahrzeug, der Ghost hingegen ist für den Selbstfahrer. Vor diesem Hintergrund ist es ein Muss, die modernste Technologie einzusetzen. Das verlangen unsere Kunden auch zu Recht, sie verlangen ein zeitgemäßes, hochmodernes Fahrzeug – da gehören Fahrerassistenzsysteme dazu. Rolls-Royce steht für „Effortless Driving“, zu diesem mühelosen Umgang mit dem Fahrzeug spielen auch die Assistenten eine wichtige Rolle.

Herr Müller-Ötvös, wir danken für das Gespräch.

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