Schummelsoftware im Porsche Cayenne Wie lange ist Müller noch tragbar?

In der Abgasaffäre geht es Schlag auf Schlag. Das Zulassungsverbot für Dieselfahrzeuge des Modells Porsche Cayenne ist ein weiterer Zwischenfall. Der Skandal lässt nur einen Schluss zu: VW-Chef Matthias Müller muss eigentlich zurücktreten.

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VW-Chef Matthias Müller war bis 2015 Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. Quelle: imago images

Eines muss man dem Autobauer Volkswagen wirklich lassen. Bei der Entwicklung von Schummelsoftware zeigen sich die Programmierer des Konzerns offenbar äußerst kreativ.

Die eingebaute Software bei Dieselfahrzeugen des Porsche Cayenne soll erkennen können, ob der Autoschlüssel steckt, die Zündung an ist und der Luftdruck einen bestimmten Wert erreicht. Hinzu kommen weitere Parameter. Unter solchen Bedingungen steht ein Fahrzeug meist auf dem Prüfstand. Dann arbeitet die Abgasreinigung auf Höchstleistung. Kommen all die Parameter nicht zusammen, wird sie ausgeschaltet.

Auf der Straße stößt der Wagen dann also deutlich mehr giftige Stickoxide aus.

Der Einbau der Schummelsoftware führt nun zu einem Verkaufsverbot der 3,0-Liter-Dieselmodelle des Porsche Cayenne. Solange der Hersteller an einer rechtskonformen Software für die Motorsteuerung arbeitet, sind Neufahrzeuge in Deutschland nicht mehr zugelassen. Außerdem muss Porsche 22.000 Autos dieses Typs zurückrufen und ein Software-Update aufspielen. 7500 Autos davon fahren derzeit in Deutschland.

Zwei Jahre nach Beginn von Diesel-Gate entdecken Prüfer des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) immer noch illegale Abschalteinrichtungen. Das ist ein Skandal. Die Software schaltet die Abgasreinigung sogar ab, obwohl das Auto laut Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt in der Lage wäre, mit der eingebauten Technik sämtliche Grenzwerte einzuhalten.

So wichtig ist die Autoindustrie für Deutschland

Und was macht VW-Chef Matthias Müller? Er habe versprochen, „vollumfänglich zu kooperieren“, sagte Dobrindt auf der Pressekonferenz in Berlin. Die entscheidende Frage aber ist: Wusste Müller von der Schummelsoftware im Porsche Cayenne? Darauf gibt es im Prinzip nur zwei Antworten und beide führen zum gleichen Schluss: Müller muss zurücktreten.

Angenommen, Müller wusste Bescheid. Dann hat er der Öffentlichkeit den Einsatz der Schummelsoftware verheimlicht. Denn ans Tageslicht kam der neueste Skandal durch einen Bericht des „Spiegel“ im Juni. Es wurde damals vermutet, dass eine Software erkennt, ob ein Fahrzeug auf der Rolle steht oder nicht. Porsche ließ dementieren. Das KBA hatte daraufhin den Porsche Cayenne noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Die Untersuchung hat den Einbau von Schummelsoftware nun bestätigt. Müller wäre dann nicht mehr zu halten.

Angenommen, Müller wusste tatsächlich nichts. Dann ist die einzig logische Erkenntnis: Der VW-Chef hat seinen Laden nicht im Griff. Zur Erinnerung: Nach Bekanntwerden des Diesel-Skandals warb Volkswagen in ganzseitigen Tageszeitungsanzeigen mit dem Satz: „Wir werden alles tun, um Ihr Vertrauen zurückzugewinnen.“ Doch nach zwei Jahren ist festzustellen: Nichts hat sich verändert. Ein Konzernchef, der in dieser langen Zeit nicht aufklären konnte, welche Modelle aus dem Reich der zwölf Marken illegale Abschalteinrichtungen verwenden, hat es nicht verdient, an der Spitze zu bleiben.

Volkswagen braucht einen neuen Chef. Darüber sollte man sich vor allem in der Staatskanzlei in Hannover Gedanken machen. Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent an dem Konzern.

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