Anhaltende Probleme in der Industriesparte zwingen den Autozulieferer Schaeffler zu erneuten Stellenstreichungen. Das Unternehmen will in nächster Zeit weitere 500 Arbeitsplätze im Industriebereich abbauen, wie Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Mittwoch in Herzogenaurach ankündigte. Betroffen seien vor allem Verwaltungsjobs in europäischen und amerikanischen Werken.
Ziel der „Effizienzmaßnahmen“ sei eine Senkung der Herstellungs- und Verwaltungskosten, um den Industriebereich wieder profitabler zu machen. In den nächsten drei Jahren solle so „das Ergebnis der Industriesparte um rund 60 Millionen Euro verbessert werden“, kündigte Rosenfeld an.
Das Unternehmen reagiert damit auf das rückläufige Industriegeschäft. Im dritten Quartal sank der Umsatz dieser Sparte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,8 Prozent auf 741 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern sank sogar um fast ein Drittel - von 77 auf 53 Millionen Euro. Konzernweit blieb Schaeffler wegen des weiter rund laufenden Autogeschäfts aber auf Wachstum programmiert: Der Konzernumsatz stieg im dritten Quartal um 0,9 Prozent auf 3,265 Milliarden Euro.
Die weltweit größten Autozulieferer
Faurecia (Frankreich)
Umsatz 2016: 18,711 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 18,770 Milliarden Euro
Veränderung: -0,3 Prozent
Hauptprodukte: Sitze und Innenausstattung
Quelle: Berylls Strategy Advisors, Stand: Juni 2017
Michelin (Frankreich)
Umsatz 2016: 20,907 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 21,199 Milliarden Euro
Veränderung: -1,4 Prozent
Hauptprodukte: Reifen
Bridgestone-Firestone (Japan)
Umsatz 2016: 22,485 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 24,094 Milliarden Euro
Veränderung: -6,7 Prozent
Hauptprodukte: Reifen
Aisin (Japan)
Umsatz 2016: 27,977 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 24,133 Milliarden Euro
Veränderung: +15,9 Prozent
Hauptprodukte: Getriebe, Bremssysteme, Karosserie- und Motorenteile
Hyundai Mobis (Südkorea)
Umsatz 2016: 30,227 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 28,096 Milliarden Euro
Veränderung: +7,6 Prozent
Hauptprodukte: Cockpit-, Frontend- und Chassismodule
ZF Friedrichshafen (Deutschland)
Umsatz 2016: 32,353 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 27,113 Milliarden Euro
Veränderung: +19,3 Prozent
Hauptprodukte: Fahrwerks- und Antriebssysteme, Elektronik/Software
Magna (Kanada)
Umsatz 2016: 34,587 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 29,408 Milliarden Euro
Veränderung: +17,6 Prozent
Hauptprodukte: Karosserie & Fahrwerksysteme, Exterieur-Ausstattungen
Denso (Japan)
Umsatz 2016: 36,301 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 34,299 Milliarden Euro
Veränderung: +5,8 Prozent
Hauptprodukte: Klimasysteme, Motorsteuerung, Human-Machine-Interface
Continental (Deutschland)
Umsatz 2016: 40,550 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 39,232 Milliarden Euro
Veränderung: +3,4 Prozent
Hauptprodukte: Brems-, Fahrwerk- und Sicherheitssysteme, Reifen
Bosch (Deutschland)
Umsatz 2016: 43.936 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 41,657 Milliarden Euro
Veränderung: +5,5 Prozent
Hauptprodukte: Antriebs-, Sicherheits- und Komfortsysteme
Schaeffler will Umsatz stärker steigern - E-Autos im Fokus
Durch einen höheren Absatz von Teilen für Elektro- und Hybridautos will Schaeffler aber künftig trotzdem etwas kräftiger wachsen. So sollen die Schwächen in der Industriesparte ausglichen werden. Bis zum Jahr 2020 soll der Umsatz währungsbereinigt jedes Jahr um vier bis sechs Prozent steigen, kündigte Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Mittwoch an. Schaeffler wolle langfristig profitabel wachsen, sagte Rosenfeld. Weil im Industriegeschäft der Markt nicht vom Fleck kommt, und die Preise sinken, ist "eine zweite Welle von Kostensenkung" samt Stellenabbau geplant.
Schaeffler setze bei seiner künftigen Strategie auf umweltfreundliche Antriebe und neue Formen der Mobilität, erläuterte der Vorstandschef. Die genaue Entwicklung der Elektromobilität sei allerdings schwer vorherzusagen. Im Jahr 2030 könnten zehn Prozent aller produzierten Fahrzeuge weltweit reine E-Autos sein, möglicherweise auch 30 Prozent. Gemeinsam mit Hybridfahrzeugen könne der Anteil zwischen knapp 50 und 70 Prozent liegen.
Für den Zulieferer ergäben sich vor allem bei Hybridfahrzeugen mit ihren zweierlei Antriebsarten Absatzchancen, bei reinen E-Autos seien sie geringer. Laut Rosenfeld befinden sich derzeit in einem Pkw im Schnitt für rund 110 Euro Produkte von Schaeffler. Vor allem Motor, Getriebe und Fahrwerk seien relevant. Um das Geschäft mit der E-Mobilität voranzubringen, will der Konzern bis 2020 hier weitere 500 Millionen Euro investieren; die Zahl der Mitarbeiter in diesem Bereich - derzeit rund 1200 - soll sich verdoppeln.
Im Industriegeschäft, wo der Markt schwächelt, viele chinesische Hersteller für starken Wettbewerb sorgen und die Preise verfallen, will Rosenfeld den Sparkurs verschärfen. Der Umsatz ging hier im ersten Halbjahr um fünf Prozent zurück, die Rendite sank auf 7,8 Prozent. "Wir wollen zehn bis elf Prozent Marge erreichen", sagte der Vorstandsvorsitzende. Das gehe nur, wenn dem ersten Jobabbauprogramm ein zweites folge. Details nannte er nicht. Die Verhandlungen dazu liefen noch. Eigentlich war für die Industriesparte eine Zielmarge von 13 Prozent ausgegeben.