Sportwagenhersteller Porsche im Auge des Sturms

Porsche präsentiert neue Rekordzahlen. Der Sportwagenhersteller ist froh, vom Dieselskandal nur gestreift zu werden.

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Oliver-Blume Quelle: dpa

Hausdurchsuchung? Nicht in Sicht. Dieselthematik? Nur eine Marginalie. Rendite? Phänomenal: Porsche ist im krisengeschüttelten Volkswagen-Imperium so etwas wie das Auge des Sturms.

2016 hat der Sportwagenhersteller, der seit mittlerweile zehn Jahren ein Teil des inzwischen weltgrößten Autokonzerns ist, erneut ein Rekordergebnis eingefahren. Die Auslieferungen stiegen um sechs Prozent auf knapp 238.000 Fahrzeuge. Das operative Ergebnis wuchs sogar um 14 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Mit einer Rendite von 17,4 Prozent war Porsche im abgelaufenen Geschäftsjahr der zweitprofitabelste Autobauer weltweit - nur Ferrari ist mit 19,2 Prozent noch erfolgreicher. Entsprechend locker zeigte sich der neuformierte Porsche-Vorstand um Oliver Blume am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart. "Porsche steht für wertschaffendes Wachstum. Wir konzentrieren uns auf begeisterte Kunden, gute Rendite und sichere Arbeitsplätze", sagte Blume.

Dennoch kam auch der Porsche-Chef nicht ganz an der "Dieselthematik" herum: Porsche hat in den vergangenen Jahren seine Geländewagen Cayenne und Macan sowie seine Sportlimousine Panamera mit großvolumigen Dieselmotoren von Audi ausgerüstet und im Modell Cayenne auch in den Vereinigten Staaten verkauft. US-Behörden hatten daraufhin auch gegen Porsche ein Ermittlungsverfahren eröffnet, das inzwischen, so Blume, "einen positiven Ausgang genommen" habe: "Die wesentlichen Fragen in den USA sind gelöst und die Untersuchungen haben bei Porsche keine Anhaltspunkte für ein schuldhaftes Verfahren ergeben." Deshalb werde Porsche im Unterschied zu Volkswagen auch keinen Aufseher bekommen.

Ferdinand Piëch hat den VW-Konzern in den vergangenen Jahrzehnten geprägt wie kein anderer. Der langjährige Vorstands- und Aufsichtsratschef verhandelt mit den Familienmitgliedern über den Verkauf seiner Anteile.

Mit den Behörden habe man sich auf eine technische Lösung verständigt, die allerdings von Gerichten noch freigegeben werden muss. Blume ist zuversichtlich, die Umrüstung der betroffenen rund 13.000 Fahrzeuge vom Typ Cayenne noch in diesem Jahr abschließen zu können. Ob Porsche auch in Zukunft Dieselvarianten seiner Modelle in USA anbieten wird, ließ Blume offen: "Darüber werden wir im Lauf des Jahres entscheiden."

In Europa ist das Unternehmen einen Schritt weiter: Das Kraftfahrt-Bundesamt hat nach Nachprüfungen die Konformität des Macan V6 TDI mit den Euro-6-Grenzwerten bestätigt. Gleichwohl erhalten die Fahrzeuge ein Software-Update, um das Abgasverhalten auch im Alltagsverkehr weiter zu verbessern. Rund 20.000 Fahrzeuge wurden so bereits nachgebessert.

Blume machte klar, dass Porsche auch in Zukunft Fahrzeuge mit Dieselmotoren im Lieferprogramm haben werde: "Den Diesel werden wir in Europa aus Klimaschutzgründen noch eine Weile brauchen." Deshalb werde man die nächste Generation des Cayenne "noch mit einem Diesel" anbieten.

Warten auf die "Mission E"

Wie lange der im Programm bleibe, hänge davon ab, wie schnell die Energiewende hin zum Elektroantrieb voranschreite. Die "Mission E" von Porsche liege jedenfalls voll im Zeitplan. In diesen Wochen werden in Zuffenhausen bereits die ersten Prototypen des neuen Viersitzers gebaut, der mit einer Akkuladung im Alltagsverkehr rund 500 Kilometer weit kommen soll. Der Verkaufsstart ist für Ende 2019 vorgesehen.

Porsche setzt seine Top-Limousine unter Strom
Porsche Panamera Turbo S e-Hybrid Quelle: Porsche
Porsche Panamera Turbo S e-Hybrid Quelle: Porsche
Porsche Panamera Turbo S e-Hybrid Quelle: Porsche
Porsche Panamera Turbo S e-Hybrid Quelle: Porsche
Porsche Panamera Turbo S e-Hybrid Quelle: Porsche
Porsche Panamera Turbo S e-Hybrid Quelle: Porsche
Porsche Panamera Turbo S e-Hybrid Quelle: Porsche

Bis dahin fließt noch viel Wasser den Neckar hinunter. Und Porsche konzentriert sich auf das Alltagsgeschäft, um auch im laufenden Jahr eine Rendite von wenigstens 15 Prozent erwirtschaften zu können. Die ersten beiden Monate des neuen Jahres sind, so heißt es, im Verkauf vielversprechend angelaufen. Gleichzeitig werden die Prozesse weiter optimiert, um die Kosten nochmals zu senken: Das Sparprogramm des Volkswagen-Konzerns gilt auch für die Erfolgsmarke Porsche.

Zusätzliche Erlöse soll die Auftragsfertigung für andere Konzernmarken bringen. So werden im Porsche-Werk Leipzig künftig auch Karosserien für die Schwestermarke Bentley gebaut, zunächst für den Continental, später auch für andere Modelle. Der Konzern schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Man hebt Synergien aus einer engeren Kooperation: Der Porsche Panamera teilt künftig Plattform und Module mit dem Bentley. Die Konzern-Markengruppe Sport-Luxus, zu der neben Porsche und Bentley auch Bugatti zählt, erwartet ab 2018 Synergien in Höhe von 100 Millionen Euro. Außerdem vermindert man durch die Produktion eines Bentley Modells auf dem Kontinent die Folgekosten aus dem Brexit.

Porsche und die Digitalisierung? Das klang lange Zeit fast schon nach einem Gegensatz. Die Kunden wollten lieber aufs Gaspedal drücken statt auf Tasten, sagten Porsche-Manager noch vor einigen Jahren.

Aufmerksam verfolgte Betriebsratschef Uwe Hück die Ausführungen der Vorstände zum Erfolgsjahr 2016 und zu den Perspektiven für 2017. In den kommenden Tagen wird er mit Blume und Meschke noch zu Einzelgesprächen zusammenkommen. Dabei geht es um die Erfolgsbeteiligung der Porsche-Mitarbeiter für 2016. Im vergangenen Jahr gab es den symbolischen Betrag von 8911 Euro. Wie hoch die Prämie für 2016 wird, steht noch nicht fest.

Andeutungen von Hück am Rande der Veranstaltung machten deutlich: Weniger sollten es nicht werden. Kommenden Mittwoch werden die 27612 Porschianer erfahren, wie viel es tatsächlich ist.

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