Stefan Jacoby Harte Landung für den Volvo-Chef

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Keine Zeit zu verlieren

Samuelsson löst den erkrankten Deutschen Stefan Jacoby (54) an der Spitze der Autoherstellers Volvo Cars ab. Jacoby hatte Ende September einen leichten Gehirnschlag erlitten. Quelle: dpa

Die Spannungen zwischen Jacoby und Olsson hatten sich seit längerem abgezeichnet. Jacoby, der seine Karriere in der Autoindustrie als Leiter des Generalsekretariats des damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piëch begann, ist ein Mann schneller Entscheidungen und klarer Worte, aber alles andere als ein geborener Diplomat. Als der Ford-Konzern Volvo Cars im August 2010 an den chinesischen Autohersteller Geely für umgerechnet 1,3 Milliarden Euro verkaufte, war Jacoby Chef von Volkswagen of America und hatte gerade den Weg des neuen Autowerks in Chattanooga in die Wege geleitet. Weil sich seine Hoffnung auf einen Spitzenjob im VW-Konzern nicht erfüllte – gerne hätte er die Leitung von Seat in Spanien übernommen – war er empfänglich für das Angebot des neuen Volvo-Eigners: „Ich wollte“, erklärte Jacoby im Frühjahr im Gespräch mit der WirtschaftsWoche, „einmal das große Rad drehen“.

Mit aller Kraft warf er sich denn auch gleich auf die neue Aufgabe und räumte dabei – ganz in Manier seines Lehrmeisters und großen Vorbilds Ferdinand Piëch - in den ersten Monaten in Göteborg in der Volvo-Führungsriege kräftig auf. Mit Peter Mertens machte er einen Landsmann zum Entwicklungschef, auch die Positionen des Einkaufschefs (Axel Maschka) und des Chefdesigners (Stefan Ingenlath) besetzte er mit Deutschen. Olsson zum Feind machte sich Jacoby aber wohl, als er im Juni 2011 den ehemaligen Ford-Manager Douglas Speck zum Vertriebs- und Marketingvorstand berief. Olsson, der zwischen 2000 und 2005 selbst als Vorstandschef die Geschäfte von Volvo Cars führte, hatte Jacoby seinen Schwiegersohn Thomas Andersson empfohlen. Aber der Deutsche entschied sich anders.

Ziel: Eine schwarze Null am Ende des Jahres

Aber das ist nun alles Geschichte. Volvo und Jacoby haben sich „in aller Freundschaft“ auf eine vorzeitige Vertragsauflösung geeinigt. Volvo-Eigner Li Shufu dankte Jacoby artig für sein “wertvolles und starkes Engagement bei der Entwicklung der Unternehmensstrategie und der Führung des Unternehmens in den zurückliegenden zwei Jahren” – und freut sich nun auf eine gute Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Scania-Finanzvorstand und MAN-Chef Hakan Samuelsson, der den Aufsichtsrat von Volvo Cars in den zurückliegenden zwei Jahren schon beraten hat.

Kommenden Montag wird Samuelsson seinen neuen Job antreten: Es sei keine Zeit zu verlieren, erklärte er am Freitag in einer Telefonkonferenz: Sein Ziel sei es, das Geschäftsjahr 2012 wenigstens mit einer schwarzen Null abzuschließen. Am Montag will er mit allen Vorstandskollegen in Einzelgesprächen klären, wie das Ziel zu erreichen sei.

Mal sehen, wer Volvo als nächstes verlassen muss.

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