Stellenabbau Opel wechselt weitere Vorstände aus

Die Köpfe rollen beim Autobauer aus Rüsselsheim. Die Chefentwicklerin muss gehen, auch der Finanzchef räumt seinen Posten. Zusätzlich sollen 500 Führungskräfte das Unternehmen verlassen.

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Muss den Posten der Entwicklungschefin räumen: Rita Forst. Mit ihr wird auch Finanzchef Mark James abgelöst. Quelle: dapd

Das Stühlerücken in der Führungspitze des angeschlagenen Autobauers Opel geht weiter. Nach der Bestellung des Sanierungsexperten Thomas Sedran zum Interims-Chef wechselt die ums Überleben kämpfende GM -Tochter auch die Vorstände für Finanzen und Forschung aus. Der neue Finanzchef Michael Lohscheller kommt von VW, der künftige Forschungsvorstand Michael Ableson steigt intern auf. Beide würden „den Opel-Revitalisierungsplan weiter beschleunigen“, erklärte Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky am Mittwoch in Rüsselsheim.

Zusätzlich sollen nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) in den kommenden Wochen 500 Führungskräften gehen, deren Gehälter allesamt mindestens sechsstellig sind. Den Managern sollen demnach Abfindungsangebote gemacht werden. Die „FAZ“ beruft sich auf zwei Mitglieder des Aufsichtsrats. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd wollte ein Opel-Sprecher keine Angaben zum Umfang des geplanten Personalabbaus machen. „Opel will die Bürokratie im Unternehmen reduzieren. Die Führungsstrukturen sollen verschlankt und effizienter gestaltet werden“, sagte der Opel-Sprecher am Mittwoch auf Anfrage.

Dieser massive Umbau in den oberen Führungsebenen macht deutlich, wie unzufrieden der amerikanische Mutterkonzern General Motors (GM) inzwischen mit der Lage bei Opel ist. Zuletzt hatte sich die Krise bei der Traditionsmarke mit dem Blitz noch verschärft. So schrumpfte im ersten Halbjahr der Europa-Absatz um 15 Prozent auf knapp 458.000 Fahrzeuge ein. Opel gehört damit zu den Verlieren unter Autobauern in Europa, denn anders als viele Konkurrenten können die Rüsselsheimer den Nachfrageeinbruch nicht durch Verkäufe in Boomregionen wie China oder Südamerika ausgleichen.

Abelson ist seit 25 Jahren bei GM

Ab dem 1. September soll Lohscheller (43) als neuer Finanzvorstand und Opel/Vauxhall Vice President Finance mithelfen, Opel wieder auf die Spur zu bringen. Der Diplom-Kaufmann war zuletzt für die Finanzen bei der amerikanischen Tochter des Wolfsburger Rivalen Volkswagen zuständig. Dort habe er in den vergangenen vier Jahren für einen Umschwung im Amerika-Geschäft gesorgt, erklärte Opel.

Der Manager durchlief zudem verschiedene Managementpositionen bei Daimler, beim japanischen Mitsubishi -Konzern sowie beim Gabelstapler-Produzenten Jungheinrich. Lohscheller löst Mark James (50) ab, über dessen berufliche Zukunft der Autobauer erst später nähere Informationen geben will. Einen Nachfolger für Lohscheller hat Konkurrent VW bereits gefunden: Künftig soll Hardy Brennecke (38) bei der amerikanischen Volkswagen-Tochter für die Finanzen verantwortlich sein. Brennecke arbeitete zuletzt an Schlüsselprojekten des VW-Konzerns.

Opels Managerverschleiß auf dem Chefposten
Michael Lohscheller Quelle: Opel
Karl-Thomas Neumann Quelle: obs
Thomas Sedran Quelle: dpa
Stephen Girsky Quelle: dpa
Karl-Friedrich Stracke Quelle: dpa
Nick Reilly Quelle: REUTERS
Hans Demant Quelle: AP

Auch in der Forschung und Entwicklung bei der Adam Opel AG soll mit neuer Führung frischer Wind einkehren. Ableson wird ebenfalls ab 1. September das Vorstandsressort leiten. Zudem soll der 50-Jährige ab sofort im Mutterkonzern die Position des GM Europe Vice President Engineering übernehmen. Zuletzt war Ableson beim Autobauer in Rüsselsheim für die Entwicklung von Kompaktwagen verantwortlich, wozu etwa der Astra und der Astra GTC zählen. Der Manager ist seit mehr als 25 Jahren bei GM. Ableson löst auf seinem Posten Rita Forst (57) ab, die laut Opel zurücktreten wird.

Wie andere Massenhersteller spürt auch Opel massiv die Auswirkungen der Schuldenkrise in Südeuropa. In vielen Ländern können sich die Kunden angesichts drastischer Sparprogramme ihrer Regierungen keine Neuwagen mehr leisten oder stellen aus Sorge um die Zukunft größere Anschaffungen erst einmal zurück.

Dazu kommt der jahrelange Schlingerkurs des amerikanischen Mutterkonzerns und die Unklarheit über die weiteren Sanierungsschritte. Bislang gilt in den deutsche Opel-Werken eine Standortgarantie bis Ende 2016. Aber mit dem Wechsel an der Opel-Spitze könnten nach Auffassung von Beobachtern härtere Einschnitte drohen.

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