Streik in Korea Hyundai-Arbeiter streiken nach Milliarden-Deal

Für rund zehn Milliarden Dollar hat Hyundai ein Grundstück für eine neue Zentrale gekauft. Deshalb streiken nun die Arbeiter – denn in Gehaltsverhandlungen hatte Hyundai auf leere Kassen verwiesen.

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Hyundai übernimmt für 10,55 Billionen Won (rund zehn Milliarden US-Dollar) das Gelände der Kepco-Zentrale in Gangnam. Quelle: AP

Die Angestellten in den koreanischen Werken von Hyundai haben wegen der Verhandlungen um höhere Löhne mit mehrstündigen Warnstreiks begonnen. So weit, so gewöhnlich. Pikant ist aber der Anlass für den Arbeitsausstand im Gehaltsstreit: In den Verhandlungen hatte das Management stets auf die leeren Kassen verwiesen. Doch dann kaufte der Konzern im Seouler Trendviertel Gangnam ein Grundstück für eine neue Unternehmenszentrale – für rund zehn Milliarden Dollar.

Das entzürnte nicht nur die Belegschaft, die in dieser Woche insgesamt 24 Stunden streiken will. In einem Bieterstreit mit Samsung zahlte Hyundai ungefähr das Dreifache des Schätzwerts. Auch die Investoren straften das Unternehmen für den überteuerten Grundstücksdeal an der Börse ab: Die Hyundai-Aktien gaben nach der Bekanntgabe des Deals um bis zu neun Prozent nach.

Das 80.000 Quadratmeter große Grundstück gehört bislang dem koreanischen Energiekonzern Kepco. Hyundai will auf dem Gelände mitten in dem Trendviertel Gangnam eine Unternehmenszentrale im Stil der Wolfsburger „Autostadt“ von VW errichten. Neben Arbeitsplätzen für 18.000 Mitarbeiter sollen Einkaufszentren, Hotels und Ausstellungen entstehen. Obwohl das zu der alten Konzernzentrale im Süden Gangnams mit Platz für rund 5.000 Angestellte eine deutliche Verbesserung wäre, läuft die Belegschaft gegen den Größenwahn Strum.

„Der Grundstücksdeal zeigt, dass das Unternehmen eine Menge Geld hat“, zitiert die „Financial Times“ den Hyundai-Gewerkschaftssprecher Hwang Ki-tae. „Was die Firma über knappe Kassen gesagt hat, ist eine vollkommene Lüge.“

Zwar gehören jährliche Gehalts- und Boni-Verhandlungen in Korea zum Standard, doch sie werden meist nicht in so einem aggressiven Ton geführt. Nicht erst seit dem Grundstückskauf gilt die Stimmung als vergiftet, die Gewerkschaft forderte auch den Rücktritt von Hyundai-Konzernchef Chung Mong-koo.

Neben der Höhe der Bezahlung streiten sich Gewerkschaften und Management über die Frage, ob die regelmäßig bezahlten Boni zum normalen Gehalt zählen. Da das Basisgehalt als Grundlage zur Berechnung von Pensionsansprüchen und Überstundenbezahlung gilt, würde eine Zusammenlegung der regelmäßigen Boni mit dem Gehalt zu erheblich höheren Ansprüchen führen – weshalb Hyundai gegen eine solche Regelung plädiert.

Allerdings ist das ein Streit auf selbst für westliche Verhältnisse hohen Niveau: Bei der Hyundai-Tochter Kia zum Beispiel verdient ein Fabrikarbeiter pro Jahr rund 90.000 US-Dollar inklusive Boni, allerdings nur bei wenigen Tagen Urlaubsanspruch.

Dank der hohen Bonuszahlungen konnte in den vergangenen Jahren der Betriebsfrieden gewahrt werden. Da die Boni allerdings zur Regel statt zur Ausnahme geworden sind, wollen die traditionell starken Gewerkschaften sie mit dem Gehalt zusammenlegen.

Branchenbeobachter werten sowohl die Gehaltsverhandlungen als auch das umstrittene Grundstück in Gangnam als ernsthaftes Problem für die Glaubwürdigkeit der Geschäftsführung bei Hyundai. Wie viele andere asiatische Konzerne gehört Hyundai einem von Südkoreas familiengeführten Konglomeraten.

Die Familien herrschen in ihren Unternehmen mit harter Hand, was unter anderem zahlreiche internationale Investoren abschreckt. Auch bei der sonst loyalen Belegschaft stößt die autoritäre Unternehmensführung auf immer weniger Gegenliebe. Die Gewerkschaft fordert inzwischen den Wechsel zu einem „professionellen Management wie bei anderen fortschrittlichen Autobauern“.

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