SUV-Offensive So will Seat zurück in die Erfolgsspur

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VW bricht für Seat sogar mit seiner Tradition

Doch niemand hatte ernsthaftes Interesse an Seat und so dürfen die Spanier jetzt durchstarten. Die Einführung des ersten SUV namens Ateca als Zwillingsbruder des VW Tiguan war hierbei nur ein erster Schritt. Jetzt wurde Seat die Ehre zuteil, mit der neuen Ibiza-Generation die neueste Variante des Modularen Querbaukastens einzuführen. Im VW-Konzern ist das ein ungewöhnlicher Schritt, in der Regel erhält die Kernmarke den Vorzug, die intern MQB-A0-Plattform genannte Basis kommt aber erstmals bei den Spaniern zum Einsatz.

„Wir sind die ersten, die die neue MQB-A0-Plattform einführen können“, sagt Seat-Entwicklungs-Vorstand Matthias Rabe nicht ohne Stolz, „sie bietet uns völlig neue Möglichkeiten.“

Der VW Polo zieht erst in diesem Sommer nach und sieht ohnehin bei weitem nicht so gut aus, wie der Ibiza. Technisch sind die beiden Modelle wie bisher weitgehend identisch – das wird sich mit der flexibleren Plattform ändern. „Der neue Seat Ibiza macht einen großen Schritt nach vorn für unsere Marke und wird ein Wendepunkt in seinem Segment setzen“, sagt de Meo.

Was das erste SUV von Seat kann
Spät dran ist gar kein Ausdruck. Seit mehr als zehn Jahren boomt weltweit das SUV-Segment. Der Markt für die Lifestyle-Geländewagen wächst und wächst – kaum ein Hersteller, der nicht eine Scheibe davon abhaben will. Während manche Autobauer mit kuriosen SUV-Coupés oder offroadtauglichen Van-Kombi-Crossovern jede noch so kleine Nische bedienen wollen, hatten einige (wenige) Hersteller noch kein SUV im Angebot. Mit dem Ateca kann man nun Seat von dieser Liste streichen. Quelle: Presse
Das SUV, das in diesem Frühjahr auf dem Genfer Autosalon präsentiert wurde und in diesen Tagen in den Handel kommt, soll sich laut Seat-Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer zu der „dritten Säule“ der spanischen Marke entwickeln. Sprich: Es soll das dritte wichtige Modell von Seat neben dem Kompaktwagen Leon (2015: rund 43.000 Verkäufe in Deutschland) und dem Kleinwagen Ibiza (ungefähr 20.000 Verkäufe) werden. Quelle: Presse
Bauer schätzt, dass der Ateca in seinem ersten vollen Jahr 2017 ebenfalls auf rund 20.000 Exemplare kommen kann. Seit zwei Monaten sind die Order-Bücher geöffnet, seit dem sind über 11.000 Bestellungen alleine aus Deutschland eingegangen. Kleine Überraschung: Mehr als 70 Prozent der Vorbesteller haben sich für die teure Top-Ausstattung „Xcellence“ entschieden, nicht für die preiswerte Einstiegsvariante ab 20.000 Euro. Das hat zwei Gründe: Zum einen sind die Erstkunden echte Seat-Fans. Zum anderen können die Kunden bei Seat jetzt Features bestellen, die es früher schlichtweg nicht gab. Quelle: Presse
Darunter ist etwa ein Allradantrieb, mit dem der Ateca sogar anspruchsvolle Steigungen, Verschränkungen oder Gefälle meistern kann – auch wenn die meisten Kunden den Allradantrieb wohl eher auf rutschigen Straßen im Herbst und Winter schätzen als bei Offroad-Einlagen. Möglich macht das der Modulare Querbaukasten des Volkswagen-Konzerns: Zu Zeiten der Plattform-Strategie hätten sich der Ateca und sein Technikspender VW Tiguan bis auf einige optische Details geglichen. Heute ermöglicht der Baukasten größere Änderungen, womit auf einer technischen Basis drei SUV mit unterschiedlicher Ausrichtung entstehen können: Der Ateca mit 4,36 Metern Länge, der Tiguan mit 4,48 Metern und der Skoda Kodiaq, der stolze 4,70 Meter lang ist. Quelle: Presse
Seat geht davon aus, dass sich langfristig aber nur ein Drittel der Kunden für den 4x4-Antrieb entscheidet. Das liegt zum einen daran, dass der Allrad je nach Motor und Ausstattung zwischen 1700 und 1850 Euro Aufpreis kostet – die beiden kleinsten Motoren 1.0 TSI und 1.6 TDI (jeweils 115 PS) sind gar nicht mit Vierradantrieb verfügbar. Zum anderen auch, weil beim normalen Einsatz im Stadtverkehr, auf Landstraßen und Autobahnen der Frontantrieb vollkommen ausreicht. Quelle: Presse
Der Ateca steht ab 19.990 Euro im Prospekt. Dafür gibt es das Ausstattungsniveau „Reference“ und einen gerade einmal einen Liter große Dreizylinder-Benziner. Der günstigste Diesel, ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 115 PS, steht mit 23.190 Euro in der Liste. Die empfehlenswerten 1.4 EcoTSI und 2.0 TDI mit jeweils 150 PS stehen ab 24.700 Euro (Benziner) und 27.560 Euro (Diesel) im Prospekt. Dann aber in der mittleren Ausstattung „Style“, die unter anderem 17-Zoll-Alufelgen, eine Klimaautomatik, Tempomaten oder Parksensoren bietet. Quelle: Presse
Das Top-Modell ist ein Ableger des Zwei-Liter-Diesels, der um 40 auf 190 PS zulegt. Dieser Motor ist allerdings nur in der Top-Ausstattung „Xcellence“ (unter anderem 18-Zoll-Alufelgen, Voll-LED-Scheinwerfer, Media-Plus-Navigationssystem und Rückfahrkamera) erhältlich und auch nur mit dem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, das sonst 1800 Euro Aufpreis kostet. Das relativiert den hohen Grundpreis von 35.580 Euro. Selbst mit allen verfügbaren Extras wie Ledersitzen und einem Panorama-Glasschiebedach kostet der Top-Ateca maximal 44.000 Euro. Zum Vergleich: Der VW Tiguan bringt es mit dem 190-PS-Diesel in der „Highline“-Ausstattung bereits auf einen Grundpreis von 39.975 Euro – ohne weitere Extras und mit einer deutlich längeren Aufpreisliste. Quelle: Presse

Doch bei Ibiza und Ateca wird es nicht bleiben. Noch in diesem Herbst wird ein kleiner SUV namens Arona eingeführt, der in der Einstiegsklasse wildern soll und Modellen wie Ford Ecosport, Renault Captur, Peugeot 2008 und Opel Crossland X auf den Füßen stehen soll.

Im kommenden Jahr legen die Spanier direkt nach oben den nächsten SUV nach. Er wird wahlweise als Fünf- oder Siebensitzer verkauft und ist technisch eng mit VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq verwandt. Da die SUV-Nachfrage ungebrochen hoch ist, kommen Seat und Skoda kaum mit der Produktion hinterher. In dem tschechischen Werk, in dem der Ateca und Kodiaq gemeinsam gebaut werden, sind die Kapazitäten restlos ausgeschöpft. Das große SUV von Seat, ebenfalls auf Basis des MQB, wird in Wolfsburg vom Band laufen.

Was kann ein Seat im Schnee?

„Wir waren bisher eine europäische Marke“, sagt Seat-Sprecher Roberto Toro, „das wird sich ändern, denn wir wollen weltweit glänzen.“ 80 Prozent aller Seat-Modelle wird aus Barcelona in die halbe Welt verschifft – aktuell in über 75 Länder. Das sollen nicht nur nach Ansicht von Luca de Meo gerne noch ein paar mehr werden. Mit dem Modellportfolio, was die Spanier ab 2018 haben werden, kein großes Risiko.

Groß sind auch die Erwartungen an den neuen Seat Leon, der 2019 eingeführt wird eine neue Designsprache einführen soll. Bis dahin darf man gespannt sein.

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