Mercedes kommt in seiner Werbung direkt auf den Punkt: „Wer einen Notruf absetzt, will keinen Termin für nächste Woche.“ Mit dieser Ansage bewirbt der Autobauer seinen Rettungswagen Modell Sprinter. Der biete nämlich bei rasanter Fahrt nicht nur den Patienten viel Komfort. „Atmung ruhig, Blutdruck stabil - auch beim Fahrer“, so preisen die Schwaben den Rettungs-Sprinter an. Das Modell steht exemplarisch für eine gar nicht unbedeutende Nische: Deutsche Autobauer machen mit sogenannten Sonderfahrzeugen durchaus lukrative Geschäfte. Und Autoexperten sehen gerade in den Einsatzfahrzeugen mit Martinshorn und Blaulicht einen Schlüssel für das Markenprestige.
Ob nun Mercedes, BMW oder die Marken des Volkswagen-Konzerns: Alle mischen sie mit bei Streifenwagen, Notarzteinsatzfahrzeugen, Taxis, Feuerwehrdienstwagen, Fahrschulautos und Co. - in unterschiedlichen Ausprägungen. Auf dem Taximarkt etwa herrscht viel Bewegung. Mercedes macht zwar keine Angaben zu Taxi-Marktanteilen, eine Sprecherin räumt aber ein, dass „der Taximarkt eine besondere Bedeutung für uns hat“.
Autobauer in der Sonderfahrzeug-Nische
Egal ob Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht, Taxis oder Fahrschulwagen: Beim Thema Sonderfahrzeuge geben sich die Autobauer meist zugeknöpft.
Einzig BMW macht kein Geheimnis und kommuniziert offen, 2013 mehr als 2100 Einsatzfahrzeuge ausgeliefert zu haben. Bei der Polizei sieht sich BMW bundesweit bei etwa einem Zehntel Marktanteil, bei Feuerwehrfahrzeugen seien es etwa fünf Prozent. Auch das Ausland ordere BMW-Einsatzwagen, besonders die Schweiz, England oder Italien. „Kernmarkt weltweit ist allerdings Deutschland“, sagen die Münchner. Fast drei Viertel der BMW-Einsatzfahrzeuge entfielen jüngst auf die Polizei, gefolgt von Rettungsdienstorganisationen und Notärzten (zwanzig Prozent) und der Feuerwehr (zehn Prozent).
Die Marke Volkswagen verrät immerhin die Rangfolge: Autos für Menschen mit einer körperlichen Einschränkung lägen vorn, in Deutschland seien es 2013 gut 25.000 Stück gewesen. Dahinter folgten Sonderfahrzeuge für Fahrschulen, Polizei sowie Taxi, Mietwagen und Rettungsdienste. Auch weitere Marken aus dem VW-Konzern sind in dem Geschäft dabei, etwa Porsche bei Polizei und Rettungskräften.
Daimler bittet um Verständnis dafür, dass der Konzern das Thema nicht in Zahlen kommuniziere, „wobei offenkundig ist, dass der Taximarkt eine besondere Bedeutung für uns hat“. Der Taxi- und Mietwagenverband schreibt Mercedes 60 Prozent Anteil am Taxibestand hierzulande zu.
Mercedes kann womöglich auf einen besonderen Rekord verweisen: Die Konzernmarke Smart, den Kleinstwagen, gibt es als Polizeivariante - fraglos sehr wendig, aber andererseits ohne Rückbank für Kriminelle.
Laut deutschem Taxi- und Mietwagenverband (BZP) rangiert Mercedes im Bestand bei rund 60 Prozent. Es folgt Volkswagen, wie Verbandschef Thomas Grätz berichtet: „Mit etwa 20 bis 25 Prozent Marktanteil.“ Darin enthalten sei neben VW-Pkw auch die VW-Nutzfahrzeugmarke. Weit abgeschlagen auf Platz drei rangiere Toyota mit drei bis fünf Prozent Anteil. Laut Grätz macht VW dem Taxi-Platzhirschen Mercedes zunehmend Konkurrenz, seit knapp zehn Jahren legten die Wolfsburger spürbar zu. VW habe an das Mercedes-Prinzip angedockt, Schwerpunkthändler mit einer Service-Sonderbetreuung für Taxi-Kunden aufzuziehen. „Gerade ein Taxi darf ja nicht lange ausfallen, das kostet“, sagt Grätz.
VW und Mercedes bieten Taxis direkt ab Werk an, das Geschäft scheint fest etabliert. Andere ziehen sich aber auch wieder aus der Taxiwelt zurück, wie Grätz beobachtet. Die VW-Tochter Audi habe vor einigen Jahren einen Vorstoß wieder abgebrochen. Taxiunternehmer sind aber auch nicht auf die Hersteller allein angewiesen. Umrüstexperten wie Intax aus Oldenburg haben sich auf die Nische spezialisiert. So wirbt Intax damit, Umbauten so zu gestalten, dass der Normalzustand des Autos später wiederherstellbar ist - das helfe etwa den Behörden beim Sparen. So habe beispielsweise die Bundeswehr als Intax-Kunde die Möglichkeit „große Teile ihres Fuhrparks kostengünstig zu leasen“.