Tesla-Batteriefabrik Fünf Lehren aus der Gigafactory

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Der Automarkt ist hart umkämpft

Etwa 10 Kilogramm Lithium werden für die Stromspeicher in Teslas Model S benötigt. Die Abhängigkeit von Lieferanten könnte sich deshalb zum Problem für Tesla herausstellen. Denn die Fördermenge wird mit der steigenden Nachfrage nicht dauerhaft mithalten können.

Im vergangenen Jahr lag die Produktion Tesla bei etwa 50.000 Autos, Elon Musk möchte in absehbarer Zukunft 500.000 Fahrzeuge pro Jahr bauen. Das Unternehmen geht nach eigenen Schätzungen davon aus, dass dafür die derzeit jährlich abgebaute Menge an Lithium weltweit aufgebraucht würde.

Tesla baut weiter an seiner Batteriefabrik
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Tesla Gigafactory Quelle: Tesla
Im Juli 2016 hatte Tesla zur offiziellen Eröffnung erstmals Presse-Fotografen auf das Gelände gelassen. Die bezeichnend "Gigafactory" genannte Anlage gehört sogar zu den größten Produktionsstätten überhaupt. Hier sollen Akkus für Elektroautos und Heimspeicher vom Band laufen – mehr als alle Hersteller der Welt heute zusammen produzieren. (Stand: Juli 2016) Quelle: AP
Im Juli waren erst 14 Prozent der Anlage in Betrieb. Dennoch hatte Tesla-Gründer Elon Musk Ende Juli zur Eröffnungsfeier geladen – einige Tage vorher durften sich bereits Journalisten und Fotografen auf dem Fabrikgelände umsehen. Voll in Betrieb soll die Anlage erst 2018 sein. Bis dahin wird an allen Ecken und Enden gebaut. Quelle: REUTERS
Auch wenn es noch nicht so aussieht: Diese Halle ist einer der Grundpfeiler der Strategie von Elon Musk, mit der er Tesla von einem Nischen- zu einem Massenhersteller machen und ganz nebenbei dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen will. Quelle: REUTERS
Die eigenen Batterien sind unerlässlich, wenn Tesla mit dem Model 3 (im Bild ein ausgestellter Prototyp) ab dem kommenden Jahr die Massen mobilisieren soll. Zum einen, weil momentan gar nicht genügen Akkus für die angepeilten Stückzahlen des Model 3 zugekauft werden könnten. Zum anderen, weil sie schlichtweg zu teuer wären. Der angekündigte Preis von 35.000 Dollar für den Wagen wäre nicht zu halten. Quelle: REUTERS

Das offene Geheimnis um das Apple-Car könnte schon bald zur Realität werden. In einem Wettbewerb um das knappe Gut Lithium könnte Apple mit seiner prall gefüllten Kasse Tesla Probleme bereiten.

Auch die deutschen Autobauer prüfen den Bau einer oder mehrerer Batteriefabriken. Das wären schon mindestens drei starke Konkurrenten die nicht nur Marktanteile, sondern auch den derzeit unverzichtbaren Rohstoff Lithium unter sich aufteilen müssen.

 

5. Ein Start-up, das keins ist

Die Vision von Elon Musk ist sehr umfassend. Zwar ist er mit einem geschätzten Privatvermögen von geschätzten zwölf Milliarden Dollar einer der reichsten Menschen der Erde und greift für seine Projekte tief in die eigenen Taschen. Mit großem Pioniergeist und unkonventionellen Ansätzen überzeugt er aber auch seit Jahren Geldgeber, in seine Ideen zu investieren – und auf die Durchschlagskraft seiner Vision zu wetten.

Technische Hintergründe zu Akkus

Auch mit Tesla agiert Tausendsassa Musk wie ein Start-up. Aber das ist es nicht. Start-ups haben für gewöhnlich kaum eigene Vermögenswerte. Dafür aber eine innovative Geschäftsidee oder Problemlösung. Sie werden mit dem Ziel gegründet, schnell zuwachsen und einen hohen Wert zu erreichen.

Für Gewöhnlich haben die Startups es dabei mit einem jungen oder noch nicht existierenden Markt zu tun. Dort heißt es dann „the winner takes it all“. Der Markt, um den Tesla aber kämpft, ist einer der konsolidiertesten und umkämpftesten, die es gibt. Bei aller Innovation: sie bauen Autos.

Der Bau der Gigafactory ist ein Joint-Venture mit Panasonic und einer Reihe anderer strategischer Partner. Gemeinsam spekulieren die Partner darauf, den großen Automobilbauern einen Schritt voraus zu sein – und dadurch den Markt der Zukunft für sich zu entscheiden. „Dabei bindet sich Tesla aber einen Mahlstein an Assets ans Bein. Sie sind von Rohstoffpreisen und Forschungserfolgen abhängig, die sie selber gar nicht kontrollieren können“, sagt Experte Seiberth. „Ein Versorgungsengpass etwa könnte sofort in die Katastrophe führen.“

Die Fabrik passt super in der in die gigantomanische Narrativ von Tesla. „Es kann leicht praktische Probleme geben. Irgendwelche Fehler oder Risiken sind leicht zu übersehen und dann braucht es Puffer“, sagt Seiberth. Auch logistische Probleme bei der Belieferung und dem Abtransport von der Gigafactory zu Teslas Produktionsstandorten seien möglich. Ebenso wären Bauverzögerungen denkbar: „Das alles klingt viel zu schön um wahr zu sein. Man muss kein Skeptiker sein, um da ein Fragezeichen zu setzen.“

Was Tesla mit der Gigafactory zeigt ist Pioniergeist, Heldenmut, das muss man anerkennen. Das macht auch Seiberth respektvoll. „Aber würde man darein investieren? Wahrscheinlich nicht.“

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