Solche Probleme muss Musk zeitnah lösen. Wenn der Sprung vom Nischenanbieter mit einem Modell zu einem Massenhersteller gelingen soll, muss Tesla viel lernen – oder externes Wissen zuzukaufen. Ein gutes Elektroauto zu bauen, dass die etablierten Hersteller alt aussehen lässt, ist das eine. Tag für Tag tausende Autos in Premium-Qualität zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen, das andere – zumal etwa Porsche und Audi starke Elektroautos mit ähnlichen Reichweiten angekündigt haben.
Nicht nur das Model X, auch das kleinere Model 3 ist zum Erfolg verdammt. Mit dem Chevrolet Bolt bringt Autoriese General Motors bereits ein bezahlbares Elektroauto auf den Markt – und GM weiß, wie man viele Autos herstellt.
Die wichtigsten Startups von Elon Musk
Internet-Medienunternehmen, 1999 von Alta Vista für 307 Millionen Dollar übernommen, Musk erhält 22 Millionen Dollar
Musk startet den Online-Bezahldienst, aus dem später PayPal wird. 2002 kauft Ebay die Firma für 1,5 Milliarden Dollar. Musk kassiert 165 Millionen Dollar
Ein Kindheitstraum wird wahr: Musk gründet sein Raumfahrtunternehmen
Musk beteiligt sich am Elektroautohersteller, wird später Mitgründer neben Martin Eberhard, Marc Tarpenning, Ian Wright und Jeffrey Brian Straubel
Lyndon und Peter Rive verleasen und installieren mit ihrem Start-up Fotovoltaikanlagen; Musk kofinanziert die Firma seiner beiden Cousins
Die größte Herausforderung liegt aber zweifelsohne in der Batteriefabrik. Ein solches Fünf-Milliarden-Dollar-Investment wäre auch für etablierte Autobauer eine enorme Belastung – für ein kleines Unternehmen mit einem Eigenkapital von 911 Millionen Dollar (Stand: Ende 2014) eine noch viel größere.
Investiert Tesla zu wenig?
Zum aktuellen Stand der Baustelle in der Wüste hält sich Musk meist bedeckt. Doch auch hier tauchen offenbar Probleme auf – mit womöglich existenzbedrohenden finanziellen Auswirkungen. Wie die lokale Zeitung „Reno Gazette-Journal“ berichtet, liegen sowohl Tesla als auch Kooperationspartner Panasonic bei der Gigafactory hinterher. Es sei deutlich weniger investiert worden als mit der Regierung von Nevada vereinbart, es seien auch weniger Jobs entstanden als im Zeitplan vorgesehen.
Demnach haben Tesla und Panasonic bislang 374 Millionen Dollar investiert, für Ende 2015 waren aber bereits eine Milliarde Dollar vorgesehen. Statt der 700 Vollzeitstellen mit Lohnkosten von 40 Millionen Dollar pro Quartal seien nach einer Studie der Nevada Govenor’s Office of Economic Developement nur 272 Jobs entstanden (4,3 Millionen Dollar pro Quartal).
Zwar sehen die Verantwortlichen laut dem „Reno Gazette-Journal“ Tesla immer noch auf einem guten Weg, die Vereinbarungen zu halten. Aber falls Tesla innerhalb von zehn Jahren nicht 3,5 Milliarden Dollar investiere, müsse das Unternehmen alle Steuergutschriften zurückzahlen. Um die Tesla-Fabrik und die 6500 prognostizierten Jobs nach Reno zu holen, hat der Bundesstaat dem Unternehmen Steuererleichterungen und weitere Nachlässe in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar garantiert.
Eine hohe Bürde also. Wenigstens an einer Stelle kann Musk aber aufatmen: Der Bau geht offenbar schneller voran, auch wenn nicht entsprechend viele Jobs entstanden sind. In einem Teil der Fabrik sollen bereits Powerwall-Akkus für den Hausgebrauch montiert werden – allerdings mit importierten Zellen aus Japan, später soll auf Zellen aus eigener Produktion umgestellt werden.
Produktionsprobleme, ein preisgünstiges Modell für den Massenmarkt und die weltgrößte Batteriefabrik – Tesla steht zweifelsohne am Wendepunkt. Um diesen zu überschreiten und seine Vision von einer Zukunft voller Elektroautos wahr werden zu lassen, braucht Musk vor allem eines: das Geld der Investoren. Einen ersten Schritt, um seine Geldgeber bei Laune zu halten, kann der 44-Jährige bei der Vorstellung der Jahreszahlen machen.
Denn auch eines kann der Selfmade-Milliardär Elon Musk nicht: Seine ganzen Ideen alleine zu finanzieren.