Nevada hätte so etwas wie ein Elektroauto-Wunderland werden können. In der Wüste unweit von Reno bauen Tesla und Panasonic an der derzeit größten Batteriefabrik der Welt, um den Hunger Teslas nach guten Akkus für seine Elektroautos und Heimspeicher zu stillen. Dank des Solarstroms sollen sich die Anlagen sogar sehr umweltfreundlich betreiben lassen können. Und da die Regierung bemüht ist, Industrieunternehmen in die Wüste zu locken, winken auch der ein oder andere Dollar an staatlicher Förderung.
Diese Gründe haben auch das Elektroauto-Start-up und Tesla-Gegner Faraday Future nach Nevada gelockt. Dort sollte das Werk entstehen, in dem die Serien-Elektroautos gefertigt werden sollten. Doch so weit wird es laut übereinstimmenden US-Medienberichten nicht kommen. Sowohl der „Business Insider“ als auch die „Navada Independent“ schreiben, dass die Pläne für den Bau der Elektroautofabrik gestoppt seien. Als Grund nennen sie finanzielle Schwierigkeiten der chinesischen Muttergesellschaft LeEco. „Wir sind in einer prekären Situation“, sagte ein Manager des Start-ups.
In der Fabrik wären laut den Plänen 13.000 Arbeitsplätze entstanden. Doch das Vorhaben liegt jetzt auf Eis, weil Faraday Future die geschätzten Kosten von einer Milliarde Dollar nicht aufbringen kann. Ganz aufgeben will das Unternehmen die Pläne aber nicht: Den Großteil des Geländes, auf dem die Fabrik entstehen sollte, will der Hersteller behalten, um dort in Zukunft eine Fabrik zu bauen, sagte Stefan Krause, der Finanzvorstand von Faraday Future. Man suche vorerst nach einem kleineren Gebäude in Kalifornien oder Nevada, um dort möglichst schnell eine Fertigung aufbauen zu können. Doch selbst diese Light-Variante würde Schätzungen zufolge zwischen 80 und 100 Millionen Dollar kosten, die Faraday Future momentan nicht hat.
Unklar ist angesichts der aktuellen Entwicklungen auch, ob der FF91 wie geplant 2018 auf den Markt kommen kann. Erst im Januar hatte das Unternehmen mit dem FF91 sein erstes Serienauto vorgestellt. Das Elektro-SUV sollte schneller beschleunigen als jeder Ferrari (und für Faraday extrem wichtig: schneller als ein Tesla Model X) und dabei eine Reichweite von 600 Kilometern bieten. Zudem sollte der 1000-PS-Wagen über weitreichende autonome Fahrfunktionen verfügen.
Schon bei der Präsentation im Januar am Rande der CES in Las Vegas machten Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten die Runde. Zudem wurden in jenen Wochen die Abgänge zweier wichtiger Manager bekannt – Markenchef Marco Mattiacci und Marketingchef Jörg Sommer. Mattiacci kam erst Mitte 2016 zu Faraday Future und war zuvor für Ferrari tätig – unter anderem als Chef von Ferrari Nordamerika, aber auch als zwischenzeitlicher Chef des Formel-1-Teams. Jörg Sommer wechselte im Herbst von VW zu FF. Gerade in Mattiacci wurden große Hoffnungen gesetzt, dass er die finanzielle Situation verbessern könnte.
Daran sind jetzt offenbar auch seine Nachfolger gescheitert.