Tesla Model 3 So urteilen die ersten Testfahrer

"Dieses Auto wird alles ändern". Kurz nachdem die ersten Fahrzeuge vom Typ Model 3 vom Band gelaufen sind, sind die Kritiker voll des Lobes.

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Model 3 Autos an Käufer übergeben

Ein Mann betritt eine Bühne, um ein Produkt vorzustellen. Er ist leger gekleidet, bemüht eine lockere Tonalität, die Präsentation löst frenetischen Beifall aus. Das Produkt wird zwar erst später für alle zu kaufen sein, aber einige wenige haben es schon. Sie feiern es und der Hersteller warnt rechtzeitig: Es könnte zu Lieferengpässen kommen.
Das Publikum kennt ein solches Schauspiel von Apple und den iPhone-Vorstellungen. Der Mann, der die Klaviatur des Weckens von Begehrlichkeiten fast genauso gut beherrscht wie Steve Jobs, heißt Elon Musk. Das Produkt, das er er vorstellt, ist Teslas neues E-Auto. 30 Fahrzeuge des jüngsten Modells – schlicht 3 genannt – wurden nach der Show am Wochenende den neuen Eignern übergeben. Und die Rezeption des Model 3 ähnelt den Kritiken nach der Präsentation der iPhones – Begeisterung allenthalben.

Einige Rezensenten schilderten ihre ersten Eindrücke – von ausführlichen Tests zu sprechen mag mangels Zeit und Nutzung für länger als 24 Stunden schwer sein. Und alle sind begeistert. Das amerikanische Portal qz.com machte sich auf die Suche und urteilt: „Es ist schwer eine schlechte Rezension zu finden.“

Tesla-Jünger feiern die ersten Model-3-Fahrzeuge
Elon Musk weiß, wie man einen Rockstar-Auftritt hinlegt. Zu lauter Musik rast der Tesla-Chef mit einem roten Exemplar seines ersten günstigeren Wagens Model 3, springt raus und lässt sich im Scheinwerferlicht von seinen Mitarbeitern feiern. Der Anlass ist ein Meilenstein für Tesla: Die ersten 30 Model 3 werden nach einem Monat Serienproduktion an ihre Besitzer übergeben - allesamt Tesla-Beschäftigte. Die ersten 30 von mehr als einer halben Million Vorbestellungen, die Tesla erst einmal lange abarbeiten muss... Quelle: dpa
Die Zeremonie am Tesla-Werk im kalifornischen Fremont läutet ein neues Kapitel in einem der spannendsten Duelle ein, die heute die Wirtschaft zu bieten hat: Tesla gegen den Rest der Autoindustrie. Eine Firma aus dem Silicon Valley, die früh komplett auf Elektromobilität setzte und von Autobossen zunächst als Exot mit mickrigen Produktionszahlen im für die weitaus meisten Menschen unerschwinglichen Luxussegment abgetan wurde. Doch inzwischen weht in der Branche ein anderer Wind... Quelle: dpa
Inzwischen sagen viele Experten, dass dem Elektroantrieb die Zukunft gehöre, auch wenn es eine lange Übergangszeit geben werde. Für Tesla wird es also künftig nicht mehr darum gehen, mit einigen zehntausend Wagen im Jahr zahlungskräftige Enthusiasten zu begeistern, sondern gegen die geballten Kraft der Autoindustrie mit einer Vielzahl von Modellen, Designvarianten und der traditionellen Markenbindung von Kunden anzutreten... Quelle: dpa
Und angesichts der Vorreiterrolle der Kalifornier dürfte auch der Fortschritt der Elektromobilität am Erfolg dieses Fahrzeugs gemessen werden. Milliarden steckte Musk in den Ausbau der Produktionsanlagen und der Batteriefertigung. Eine riesige Wette. Wenn sie aufgeht, wird Tesla in Fremont jährlich eine halbe Million Model-3-Wagen und rund 100.000 der größeren und teureren bisherigen Fahrzeuge Model S und Model X bauen. In Arbeit ist auch ein Lastwagen, der noch dieses Jahr präsentiert werden soll. Anleger glauben an Musk: Tesla ist trotz überschaubarer Stückzahlen der wertvollste US-Autohersteller an der Börse... Quelle: dpa
„Es war nie unser Ziel, teure Wagen zu bauen“, betont Musk. Das habe sich nur so ergeben, weil die Elektrowagen zunächst nicht günstiger zu produzieren gewesen seien. Und jetzt finanzierten die Käufer von Model S und Model X das günstigere neue Modell mit. Die 35.000 Dollar als Grundpreis des Model 3 sind aber wie so oft in der Branche erst der Anfang. Bucht man alle Extras wie Fahrassistenz-Funktionen, eine bessere Innenausstattung und eine andere Farbe als Schwarz, kommen fast 60.000 Dollar zusammen... Quelle: dpa
Das ist kein Schnäppchen mehr, entscheidend ist im Moment aber dennoch vor allem die Frage, ob Tesla den massiven Produktionssprung von rund 84 000 Fahrzeugen 2016 auf 500 000 im kommenden Jahr sauber hinbekommt. „Die Nachfrage ist hier nicht das Problem“, merkt Musk trocken mit Blick auf die halbe Million Vorbestellungen für das Model 3 an. Im ersten Produktionsmonat Juli wurden 50 Fahrzeuge gebaut, 20 von ihnen behält Tesla für Tests ein. Im September sollen 1500 Wagen produziert werden, auch mit 20 000 Fahrzeugen im Monat zum Dezember wird es lange dauern, die Warteliste abzuarbeiten... Quelle: REUTERS
Um den Produktionsschub zu meistern, ließ Musk die Konstruktion des Model 3 drastisch vereinfachen - auch nachdem es bei vorherigen Wagen Probleme mit ausgeklügelten Design-Ideen wie den Flügeltüren des Model X gab. Selbst die Entwicklung der Rücksitze hatte damals die Produktion des SUV um Monate aufgehalten. Quelle: REUTERS


Es sind dann auch in erster Linie nicht die vielleicht zu erwartenden Automagazine, die sich frühzeitig mit einem Urteil an die Öffentlichkeit wagen, sondern jene Publikationen, die es gewohnt sind, technische Geräte binnen kürzester Zeit einzuordnen.

In der Online-Ausgabe des Magazins Wired hält Autor Jack Stewart das Model 3 für gelungen genug, um den Punkt zu markieren, an dem sich jeder den Umstieg von Verbrennungsmotor zu Elektroantrieb vorstellen könne – und nicht nur jene, die dies aus Gründen des Umweltschutzes tun oder Elektroantrieb per se begrüßen.

Bloombergs Testfahrer Tom Randall konstatiert nach seiner Testfahrt, dass Model 3 im Gegensatz zu seinen Vorgängern sich auch dank seiner Ausstattung an die Menschen wendet, die das Auto täglich nutzen wollen – dazu zählen laut Randall viele Cupholder, Ablagefächer in den Türen und Stauraum. Die Materialien der Armlehnen fühlten sich an als seien sie „geeignet für Missbrauch.“


Entsprechend warm anziehen müssten sich die Wettbewerber wie Mercedes oder BMW in deren Gewässern fische. Das Model 3 sei ein unmittelbarer Angriff auf den 3er-BMW und die C-Klasse von Mercedes.

Gewiss scheint, dass es kaum einem der deutschen Fahrzeuge bislang gelungen ist, so viel Euphorie auszulösen. „Das Model 3 von Tesla ist das wichtigste Fahrzeug des Jahrhunderts“, urteilt Motor Trend und fasst zusammen: „Ja, die Übertreibung ist notwendig.“

Die Tesla-Chronik


Matthes DeBord von der amerikanischen Ausgabe von Business Insider hat ebenfalls im Model 3 Platz genommen und ist sich sicher: „Ich bin gerade den Tesla Model 3 gefahren und er ändert alles – die ganze Welt wird einen haben wollen.“
So wie das iPhone. Mehr Smartphones verkauft aber seit Jahren Samsung.

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