Tesla Motors Fusion der Familie

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Energieversorger neuen Typs

Solar City wiederum wurde vom Muskschen Familienclan vor zehn Jahren als Energieversorger neuen Typs aus der Taufe gehoben. Das Unternehmen, das derzeit 13.000 Mitarbeiter beschäftigt, wurde mit dem Installieren und Verleasen von Solaranlagen groß. Besitzer von Eigenheimen oder Gewerbeimmobilien werden Solaranlagen aufs Dach montiert, ohne dass diese für deren Anschaffung zahlen müssen. Im Gegenzug überlassen sie ihre Steuervergünstigung und die gewonnene Sonnenenergie dem Betreiber und verpflichten sich, ihren Strom für die nächsten 15 bis 20 Jahre über Solar City zu beziehen.
Das Modell ist sehr kapitalintensiv für Solar City, weil das Unternehmen die Anlagen vorfinanzieren muss. Auch sonst funktioniert es nur dank großzügiger staatlicher Förderung. Eigentlich sollte die Steuergutschrift von 30 Prozent der Kosten der Anlagen im vergangenen Jahr auslaufen, wurde zur großen Erleichterung der Solarbranche im letzten Moment bis auf 2019 verlängert. Aber die Kalkulation fußt auch auf den hohen Einspeisevergütungen, die traditionelle Stromversorger an Solar City zahlen. Kalifornien hat sie zwar verlängert. Doch in den republikanisch regierten Nachbarstaaten Nevada und Arizona wurde sie bereits zurückgefahren. Politiker und Lobbyisten für fossile Brennstoffe mäkeln, dass Stromkunden ohne eigene Immobilie die Einspeisevergütung für Solarkunden quersubventionieren müssen.

Die Tesla-Chronik

Der Ausweg: Solar City verkauft die Solarenergie nur noch dann an traditionelle Stromversorger, wenn das preislich Sinn macht. Ansonsten bleibt die erzeugte Energie dort wo sie erzeugt wurde, gespeichert in stationären Akkus. Diese wiederum werden von Tesla geliefert. In Hawaii vermarket Solar ity das Bündel bereits.
Mit dem Zusammengehen werden interessante Modelle denkbar. Tesla könnte seinen Kunden nicht nur Elektroautos offerieren, sondern auch deren gesamte Stromversorgung und managen. Schon behaupten Witzbolde, dass auch Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX später dazu stösst – um die umweltbelastenden Akkus auf fremden Gestirnen zu entsorgen.

So weit die Theorie. In der Praxis sind die Vorhaben nicht nur wegen ihres Finanzbedarfs riskant. Aber das ist ja bei allen Musk Unternehmen Programm. All seine Unternehmen verbrennen Kapital.
Solar City ist wegen seines Kapitalbedarfs bereits in der Zwickmühle. Das Unternehmen blutet Geld, verlor allein im ersten Quartal 283 Millionen Dollar. Großaktionär Musk sprang Solar City mehrfach finanziell zur Seite, ließ sein Raumfahrtunternehmen SpaceX Schuldverschreibungen für 214 Millionen Dollar erwerben.
Um die staatlichen Förderungen mitzunehmen und sein Imperium an Solaranlagen weiter rasch auszubauen, hat Solar City Chef Rive bereits künftige Einnahmen an Banken verkauft. 227 Millionen Dollar hat er damit jüngst eingesammelt. Die Aktie, die im August vergangenen Jahres mit 61 Dollar ihre Spitze erreichte, hat fast zwei Drittel ihres Wertes verloren.
Solar City ist berüchtigt für seine Außendienstmitarbeiter, die in Baumärkten wie Home Depot auf Kundenfang gehen. Doch die sind schwerer zu überreden, seit klar ist, dass ein langfristiger Solarvertrag eine kostspielige Hürde beim Weiterverkauf der Immobilie ist.
Der Preiskampf in der Branche ist so aggressiv geworden, dass der Wettbewerber Sun Edison im April Bankrott anmelden musste.


Enorme Gelder braucht auch Musk, der 2018 bereits 500.000 Elektroautos fertigen will, das Zehnfache der Produktion des vergangenen Jahres. Mit der halben Million Fahrzeuge erreicht seine Stammfabrik im kalifornischen Fremont ihre Grenzen, weitere Produktionsstätten müssen dann hochgezogen und finanziert werden. Ebenso wie die Akkuproduktion. Mit der Kombination von Tesla Motors und Solar City müsste Konzernchef Musk dann gleich drei Bälle in der Luft halten – Elektroautos, Akkus und Solarstrom. Allein die Serienproduktion des Tesla 3 ist eine riesige Herausforderung. „Das betrifft das Tesla 3 Modell in keinerlei Weise“, versichert Musk.
Bei seinen Mitaktionären muss er noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Im Mai hatte Tesla Motors bereits die Ausgabe von 6,8 Millionen Aktien angekündigt, um mit deren Verkauf 1,5 Milliarden Dollar für den Ausbau der Produktion einzusammeln. Nun werden die Tesla Aktionäre durch den Solar City Deal weiter verwässert.

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