Tesla Quartalszahlen Rote Zahlen, steigender Kurs

Tesla Quelle: REUTERS

Trotz Rekordverlusten holt Tesla Motors seinen Konkurrenten General Motors beim Börsenwert wieder ein. Denn Tesla-Chef Musk bekräftigt seine Produktionsziele beim Model 3. Deutsche Ingenieurskunst soll dabei helfen.

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Am Dienstag hatte Elon Musks Raumfahrtunternehmen Space X erfolgreich seine wiederverwendbare Trägerrakete getestet und dabei als Ladung den privaten Tesla Roadster des Multi-Milliardärs ins All befördert. Am Mittwochabend deutscher Zeit präsentierte er in seiner Eigenschaft als Tesla Motors Chef die neuesten Quartalszahlen des Silicon Valley Elektroautobauers.
Musk stellte sich vor allem der drängenden Frage, ob die Produktion des Hoffnungsträgers Tesla 3 endlich auf Touren kommt. Statt der im Sommer vergangenen Jahres prognostizierten Rate von 20.000 Fahrzeugen im Monat Dezember, liefen im gesamten Weihnachtsquartal nur 2425 Tesla 3 vom Band.

Tesla fährt immer tiefer in die roten Zahlen


Derzeit liefert Tesla sie nur an Mitarbeiter und Besitzer von Tesla S oder Tesla X aus. Weltweit gibt es mindestens 400.000 Vorbestellungen. „Wahrscheinlich hat der Mars einen Tesla, bevor ich meinen kriege“, spottet ein Besteller im Forum auf Teslas Webseite. Für Anleger ist das schnellere Hochfahren der Produktion noch bedeutender. Denn das Unternehmen benötigt dringend positiven Cash-Flow. Da der Tesla 3 derzeit nur in Kombination mit einem größeren Akku und Premiumpaket ausgeliefert wird, spült jeder Verkauf mindestens 49.000 Dollar in die Kassen des Unternehmens. Die meisten Kunden ordern zudem für 5000 zusätzliche Dollar ein Fahrassistenzsystem.

Klar ist: Tesla plagen weiterhin Probleme beim Hochfahren der Model 3 Produktion. Allerdings weniger in der Fabrik in Fremont, sondern vor allem der Gigafactory in Reno, wo es Schwierigkeiten beim Produzieren der Akku-Module gibt. Sie sind momentan der größte Engpass.
Aber die drohende Pleite, vor der die größten Kritiker immer wieder warnen, ist nicht in Sicht. Stattdessen wies Tesla im Weihnachtsquartal mit 675 Millionen Dollar einen geringer als erwarteten Verlust auf. Trotzdem ist es ein neuer Spitzenwert. Der Verlust summierte sich wegen Investitionen in die Produktion von Fahrzeugen und Akkus auf fast zwei Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Doch gleichzeitig konnte das Unternehmen seinen Umsatz auf 12 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr steigern, davon allein 3,3 Milliarden Dollar im Weihnachtsquartal. Für 2018 erwarten Analysten wegen des Tesla 3 gar einen Sprung auf 20 Milliarden Dollar.

Positiver Cash Flow und Profit

Bei der derzeitigen Produktionsrate werden Neukunden in den USA sich weiter gedulden müssen. Vom Ausland ganz zu schweigen, Deutschland wahrscheinlich bis weit ins nächste Jahr. „Wenn wir einen Roadster in den Asteroiden-Gürtel befördern können, werden wir auch die Model 3 Produktion in den Griff bekommen“, verspricht Musk, der 2018 als das wichtigste Jahr für sein Unternehmen sieht. In „fünf bis sechs Monaten“ sieht er wegen dem Ausweiten der Produktion erheblichen positiven Cash-Flow. Derzeit hat Tesla noch etwa 3,4 Milliarden Dollar auf der hohen Kante.

Er stellt für das Jahr sogar einen Profit in Aussicht, wenn auch nur klein. Und Musk betont, dass es nicht um ein einzelnes Produkt geht, auch wenn er im gleichem Atemzug behauptet, dass das Model 3 die versprochenen Fahreigenschaften und Reichweite übertreffen werde. Aber: „Unsere Fertigung ist unser großer Wettbewerbsvorteil und wir verstehen sie immer besser.“ Gerade beim Beschleunigen der Produktion hätte die gesamte Fahrzeugbranche noch viel Potential. Was aus dem Munde von Musk wegen der derzeitigen Produktionsrate des Tesla 3 paradox klingt.

Musk wird vorsichtiger

Doch der Tesla Chef, der zugibt, im Überschwang gern mal zu übertreiben, ist bei seinen Ankündigungen vorsichtiger geworden. Für das laufende Quartal stellt er nur noch konservativ eine wöchentliche Produktion von 2500 Tesla 3 bis Ende März in Aussicht. Und betont, dass dies ein Ziel sei. Danach soll sie sich wie bereits im Januar angekündigt bis Ende Juni auf 5000 Fahrzeuge pro Woche verdoppeln.
„Der Engpass sind die Akkumodule, was uns überrascht hat“, gesteht Musk ein. Auch weil Auftragsfertiger Versprechen nicht gehalten hätten.

Tesla und seine Verfolger

Außerdem sei die Tesla 3 Produktion noch nicht so stark automatisiert wie erwartet, manuelle Schritte immer noch unerlässlich. Die stärker automatisierten Test-Fertigungslinien in Deutschland, die vom zugekauften Automatisierungsspezialisten Grohmann entwickelt wird, liefen jedoch bereits einwandfrei. Sie werden derzeit in Deutschland auseinandergenommen und in die USA geliefert. Im März sollen sie in der Fabrik in Fremont zum Einsatz kommen. „Der Tesla 3 lässt sich wesentlich unkomplizierter als die Model S und X fertigen“, betont Chefingenieur Doug Field.

Verkaufschef geht zu Lyft

Musk bleibt auch bei seinem Ziel, im Jahr 2020 eine Million Fahrzeuge zu fertigen. Ein sensationeller Spurt, denn das sind etwa 900.000 mehr, als Tesla im vergangenen Jahr produzierte. Je länger Musk bei den Quartalszahlen redete, umso unvorsichtiger wurde er. Schließlich verfiel er wieder in seine alte Gewohnheit, über detaillierte Produktionsziele zu fabulieren, ganz ohne Not.

Zum Beispiel, dass er sich vorstellen könne, dass die Fertigungsfabrik in Fremont 700.000 Fahrzeuge fertigt, davon 500.000 Model 3, 100.000 vom S und X sowie 100.000 vom geplanten Model Y. Wann? „Eines Tages.“ Für das Model Y, einen SUV-Crossover kann er sich sogar vorstellen, „dass wir eine Million Stück im Jahr in Angriff nehmen.“

Es sind solche Aussagen, die Musk angreifbar machen. Sein schärfster Kritiker Mark Spiegel vom Hedgefond Stanphyl Capital ist immer noch überzeugt, dass die etablierten Fahrzeughersteller Tesla den Garaus machen werden. „Das Quartal war einfach nur schrecklich“, ätzt er mit Verweis auf die Verluste.

Zudem hat Musk mit John McNeill schon wieder einen hochrangigen Manager verloren. Der angesehene Verkaufschef heuert als Operativchef beim Fahrdienst Lyft an, der gerade Boden gegenüber dem Platzhirsch Uber gut macht. Eine auch finanziell lukrative Stelle, da Lyft seinen Börsengang noch vor sich hat. Einstweilen übernimmt Musk auch noch den Job als Verkaufschef.
Doch negative Nachrichten haben auch weiterhin keinen Einfluss auf die Tesla Aktie, zum Leidweisen der Shortseller. Nach Bekanntgabe der Ergebnisse stieg die Tesla-Aktie im nachbörslichen Handel um 3,3 Prozent. Mit 59 Milliarden Dollar rückt Tesla damit wieder nah an die 60,5 Milliarden von General Motors, dem größten US-Fahrzeughersteller heran.

Elon Musk möchte Tesla-Chef bleiben. Ein Gehalt oder Boni werde er nicht bekommen, stattdessen soll er nur in Aktien bezahlt werden. Laufen die Tesla-Geschäfte schlecht, sinkt auch Musks Einkommen.
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