Weder der Deutsche Dachdeckerverband noch das Deutsche Institut für Bautechnik in Berlin haben je etwas von einem Tesla-Solarziegel gehört. Dabei entscheiden hierzulande Bautechniker, ob ein Produkt wie der Solarziegel überhaupt zugelassen wird. „So ein Tesla-Solardachziegel muss den Anforderungen und Regeln deutscher Bautechnik entsprechen“, betont Josef Rühle, Technik-Geschäftsführer beim Dachdeckerverband in Köln. Ohne offizielle baurechtliche Bewertung „kommt kein Tesla-Solarziegel je auf ein deutsches Dach“.
Rühle rattert viele Fragen runter, die der „Herr Tesla“ beantworten müsse: Entspricht die Befestigung der Solarziegel im Dachstuhl den deutschen Normen? Gibt es wasserableitende Funktionen? Ist der Brandschutz gewährleistet? Wer darf das Produkt installieren? Ein Dachdecker sei kein Elektriker. „Stellen Sie sich mal vor, es brennt im Haus, und das ganze Dach steht unter Strom! Gibt’s dann da irgendwo einen Schalter, mit dem man das Solardach ausschalten kann?“ Bei Tesla gibt man sich dennoch optimistisch, den eigenen Fahrplan wie versprochen einhalten zu können: 2018 wolle das Unternehmen in Deutschland starten, bestätigte ein Tesla-Sprecher.
Technik-Chef Rühle würde sich über einen Anruf von Musk freuen. Denn ein Solarziegel aus dem Hause Tesla, wenn er denn einfach und unkompliziert zu verbauen wäre, würde Deutschland und den hiesigen Handwerkern guttun, glaubt er. Weltweit entdecken die Menschen die Liebe zum Solarstrom, aber ausgerechnet im Land der Energiewende stockt es, weil es immer mehr gesetzliche Einschränkungen beim Bau gibt.
Wenn es den Deutschen mit dem Wunsch nach mehr grünem Strom wirklich ernst ist, so glaubt Solarwatt-Chef Neuhaus, werde es in Zukunft sogar selbstverständlich sein, in Neubauten oder bei Kernsanierungen von Gebäuden Solarmodule zu verbauen. Deshalb haben die Dresdner ihre Idee von Solardächern noch nicht aufgegeben: Sie haben ein Solarmodul mit einem Rahmen entwickelt, das sich wie eine Dachpfanne an die Latten des Dachstuhls hängen und sich verschieben lässt. Wie der Solardachziegel von Tesla ersetzt dieses Modul die Dachschindel. Weil es aber viel größer als Teslas ist, lassen sich damit mehrere Ziegel ersetzen. Damit falle die aufwendige elektrische Verkabelung jedes einzelnen Solarziegels weg. Und dicht sei das Dach auch.
Wirklich gut verkauft es sich trotzdem nicht. Vielleicht weil es, wie Neuhaus meint, schwierig ist, den Kunden verständlich zu machen, was das neue Modell alles kann. Musk könne doch Marketing. Der Mittelständler hat eine Botschaft: Statt länger am eigenen Prototyp zu tüfteln, sollte Musk einfach das Produkt der Dresdner nehmen. „Liefern könnten wir sofort.“