Erst vor wenigen Tagen informierte die IG Metall über einen angeblich geplanten Stellenabbau beim Autozulieferer Schaeffler. 750 der 1500 Arbeitsplätze im FAG-Werk in Wuppertal sollen nach Auskunft der Gewerkschaft gestrichen werden. Hier laufen jedoch keine Teile für Autokonzerne vom Band, sondern Wälzlager für Windkraftanlagen - eine Branche, die derzeit mit schrumpfenden staatlichen Zuschüssen und Überkapazitäten zu kämpfen hat.
Doch auch in der Autozuliefererindustrie dürfte bald ein rauerer Wind wehen. Noch hat die Absatzkrise in Europa die Zulieferer nicht erreicht, das belegt eine Studie der Unternehmensberater von Berylls Strategy Advisors. Demnach meldet die gesamte Zuliefererindustrie für 2012 ein Rekordjahr. Im Fokus der Untersuchung „2. Global Top Automotive Suppliers 2012“ standen die Umsatzentwicklung und die Entwicklung der operativen Ergebnisse, also Ebit bzw. Operating Profit für die Jahre 2010 bis 2012.
Die Top Ten nach Margen:
Fazit der Studie: Das vergangene Jahr war ein weiteres Rekordjahr für die Top 100. Die Eurokrise und die anschließende Absatzkrise in Südeuropa hat sich kaum in den Bilanzen niedergeschlagen.
Im Gegenteil: Die Zulieferindustrie ist so stark wie lange nicht mehr. Nur ein Unternehmen unter den Top 100 hat im vergangenen Jahr Verluste verbucht. Und schon im dritten Jahr in Folge liegt das durchschnittliche Ergebnis deutlich über dem langfristigen Mittel von 5,3 Prozent Ebit - nämlich bei 7,2 Prozent. Allerdings unter dem Ergebnis von 2011 mit 8,5 Prozent.
Deutsche Zulieferer legen zu
Die 23 umsatzstärksten deutschen Automobilzulieferer konnten ihren Automotive-Umsatz um mehr als vier Prozentpunkte auf Euro 158,4 Milliarden steigern. Damit haben sie ihren Anteil am Umsatz der Top 100 auf rund 24 Prozent vergrößert - das sind volle neun Prozentpunkte mehr als vor 12 Jahren. Auch beim operativen Ergebnis lagen die Deutschen mit 8,2 Prozent vom Umsatz im Spitzenfeld.
Sie profitieren von wachsenden Märkten in Osteuropa, China und NAFTA sowie von der Popularität der deutschen Premiumhersteller BMW, Daimler, Porsche und Volkswagen inklusive Audi. Dr. Jan Dannenberg, Autor der Untersuchung und Berylls Partner: "Die deutschen Automobilzulieferer strotzen vor Stärke. Sie konnten bei den wesentlichen Erfolgsfaktoren zulegen: Verbesserung der Kostenposition, Erhöhung der Innovationskraft sowie Ausbau der globalen Präsenz."
Amerikanische Konzerne verlieren
Die amerikanischen Zulieferer verlieren dagegen weiter Marktanteile, und das, obwohl Nordamerika neben China der wichtigste Auto-Absatzmarkt weltweit ist. 15,8 Millionen Fahrzeuge liefen hier vom Band - 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Die US-Zulieferer büßen im Ranking im Schnitt einen Rang ein. Nur noch ein einziges Unternehmen schafft es unter die zehn größten Autozulieferern der Welt: Platz 9 für Johnson Controls. Im Jahr 2000 kamen noch sechs der zehn größten Zulieferer aus den USA. Selbst Goodyear oder BorgWarner,Technologieführer bei Turboladern und Doppelkupplungsgetrieben, haben im vergangenen Jahr enttäuscht. Ihre Umsätze stagnierte oder sanken.
Zulieferer | Umsatz in Mrd. Euro | Operatives Ergebnis in Mrd. Euro* | Marge operatives Ergebnis vom Umsatz |
Continental | 32,7 | 3,5 | 10,7 % |
Bosch | 30,9 | keine Angaben | keine Angaben |
Denso (1) | 30,9 | 2,3 | 7,6 % |
Bridgestone/Firestone (1) | 26,8 | 2,5 | 9,4 % |
Magna | 23,3 | 1,2 | 5,2 % |
Aisin | 22,5 | 1,5 | 6,7 % |
Hyundai Mobis (1) | 21,8 | 2,1 | 9,4 % |
Michelin | 21,5 | 2,4 | 11,3 % |
Johnson Control | 20,6 | 1,2 | 5,6 % |
Faurecia | 17,4 | 0,5 | 3 % |
(1) = Umrechnung Geschäftsjahr auf Kalenderjahr
* = Ebit oder Operating Income; nur Unternehmen mit einem Umsatzanteil von > 50 %; 2012
Die Koreaner kommen
Die koreanischen Automobilzulieferer befinden sich dagegen auf der Überholspur. Unternehmen wie Hyundai Mobis, Mando und Hankook Tires verbuchten 2012 weltweit die stärksten Umsatzzuwächse. Sie legten in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 46 Prozent zu - und das bei Renditen von durchschnittlich 9,5 Prozent - die deutschen schafften nur 8,2 Prozent. Andreas Radics, Partner und Co-Autor der Studie: „Bei den koreanischen Automobilzulieferern spiegelt das Wachstum nicht nur die enge Beziehung zu den Automobilherstellern Hyundai und Kia wider. Mobis, Mando und Co. haben durch die Übernahmen von DaeWoo Motors durch GM und Samsung Motors durch Renault-Nissan Zugang zu zwei der größten OEMs der Welt erhalten. Sie drängen erfolgreich in alle relevanten Automobilregionen vor.“
Die weltweite Nr. 7 der Automobilzuliefererbranche, Hyundai Mobis, ist mit Euro 2,5 Milliarden Umsatz in Europa, Euro 4,0 Milliarden in den USA und Euro 6,0 Milliarden in China einen echter global Player. „65 Prozent des Geschäftes von Hyundai Mobis werden heute außerhalb des koreanischen Heimatmarktes getätigt“, stellt Radics fest.
Positiver Ausblick für das Jahr 2013
Die Studie wertete zudem die Geschäftserwartungen für das Jahr 2013 von rund 40 Zulieferern aus. Die Unternehmen rechnen durchschnittlich mit einem Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent. Bei operativen Ergebnis erwarten sie gleiche oder etwas bessere Werte als 2012. In allen Regionen - mit Ausnahme von Westeuropa und Japan - wird mit steigenden Absatzzahlen gerechnet. Weltweit rechnen die Konzerne mit ein bis drei Prozent mehr Autos.