Toyota Der japanische Piëch bläst zum Angriff

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70-mal mehr Hybridautos als VW

Die reichsten Unternehmen der Welt
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Den neuen Entwicklungsvorstand Mitsuhisa Kato hatte Toyoda auf dem Höhepunkt der Rückrufkrise berufen. Kato hatte früh gewarnt, die schnelle Expansion überfordere die Ingenieure. "Wir durften nicht versagen und konnten uns daher professionell nicht entwickeln", meint er rückblickend. Der Querdenker war 2008 zur Motorsport-Tochter Toyota Technocraft abgeschoben worden. Dort lernte der bekennende Bleifuß Akio Toyoda bei den Vorbereitungen zu den Rennen auf dem Nürburgring kennen. Kato soll das von ihm erdachte Baukastensystem durchsetzen und Ingenieuren mehr Freiraum für Innovationen verschaffen.

Mit Mark Templin leitet seit April erstmals ein Ausländer eine Toyota-Abteilung in Japan, nämlich das globale Marketing für Lexus. Der US-Autoingenieur hatte für General Motors (GM) gearbeitet, bevor er 1990 zu Toyota stieß. Für die Märkte Nord- und Lateinamerika, Europa und Afrika sind künftig Nicht-Japaner verantwortlich. Eine Premiere sind auch Nicht-Japaner im Verwaltungsrat. Darunter ist der frühere GM-Vize-Präsident Mark Hogan, den Toyoda aus seiner Zeit in den USA kennt.

Drama in Deutschland

Mit der veränderten Konzernstruktur und dem Personaltableau will Toyoda das typisch japanische Gruppendenken und die Überzentralisierung von Entscheidungen überwinden. Der Neuanfang tut vor allem in Europa not, dem Heimatmarkt des Erzrivalen VW. Auf gerade mal vier Prozent Marktanteil kommt Toyota derzeit in Westeuropa, Tendenz fallend. Volkswagen dagegen wächst seit Jahren und kam Ende April auf 12,5 Prozent.

In Deutschland, wo der Anteil von Toyota am gesamten Neuwagenabsatz in den vergangenen sechs Jahren von 4,3 auf 2,7 Prozent zusammenschmolz, rebellieren inzwischen die Händler. Das Verkaufsnetz sei auf den Absatz von 120 000 Fahrzeugen pro Jahr ausgelegt, verkauft würden derzeit aber nur 80.000 Autos, schimpft der Chef des Toyota-Händlerverbandes, Michael Martin.

Ein Problem, das die deutschen Toyota-Händler haben, hat seine Ursache in einer Stärke des Konzerns: der Hybridtechnik. Die Nachfrage nach diesem Antrieb beim Kleinwagen Yaris und beim Golf-Konkurrenten Auris ist so groß, dass Toyota mit der Produktion nicht hinterherkommt.

2012 verkaufte Toyota rund 70-mal mehr Hybridautos als Volkswagen. Ferdinand Piëch, der die Technologie zur maßgeblichen Brücke ins Elektroautozeitalter erklärt hat, dürfte dieser Erfolg der Japaner übel aufstoßen. Und er muss sich auf weitere schmerzhafte Attacken einstellen.

Immerhin könnte Toyoda noch locker acht Jahre Präsident bleiben und dann noch zehn Jahre als Chairman weiterregieren.

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