Seit Akio Toyoda den Konzern lenkt, stimmen die 67.000 Mitarbeiter in Japan über ihr Toyota-Modell des Jahres ab. Dadurch beschäftigen sie sich mehr mit den eigenen Produkten. Mit seinem "Morizo-Preis" für besondere Leistungen setzt Akio Toyoda einen persönlichen Akzent. Zur Verblüffung der Belegschaft zeichnete er die Neuauflage des "Crown Comfort" aus. Das Standardmodell für Taxen und Fahrschulen in Japan symbolisiere Qualität, Langlebigkeit und Verlässlichkeit, begründete Toyoda seine Wahl. "Man nimmt es kaum wahr, aber ohne dieses Fahrzeug kann die Gesellschaft nicht leben."
Die Ingenieure bei Toyota haben inzwischen gelernt, dass der Konzernchef sich persönlich in die Entwicklung der Autos einmischt. "Ich bin Geschäftsmann, kein Ingenieur", macht sich Toyoda gerne klein. Dann folgt der Zusatz: "Aber ich liebe Autos." Wie einst Steve Jobs bei Apple verlangt er Perfektion, um die Fahrfreude zu erhöhen. So war ihm der Entwurf für eine Auffrischung des Lexus GS zu langweilig. "Beweist mir, dass wir dieses Modell überhaupt brauchen", verlangte er von seinen Technikern, sonst müssten sie es streichen. Darauf kreierten die Designer den trapezförmigen Diabolo-Kühlergrill, der zum neuen Kennzeichen der Luxusmarke wurde.
Mit seiner Liebe zum Detail hatte Toyoda zuerst die Ingenieure beim Supersportwagen LFA gequält, der in einer eigenen Manufaktur und einer limitierten Auflage von 500 Stück produziert wurde. Mit der gleichen Leidenschaft kümmerte er sich um den Sportwagen GT 86. Nach einer Testfahrt meinte Toyoda, der auch lizenzierter Testfahrer ist, der Prototyp "spricht nicht mit mir". Toyoda war das Fahrgefühl zu steril, zu stark von der Elektronik reguliert. "Er ist ziemlich direkt und kritisch", staunte Chefingenieur Tetsuya Tada, der die Fahreigenschaften so lange korrigierte, bis Toyoda zufrieden lächelte.
200 Testfahrten pro Jahr
Natürlich sieht sich der notorische Einmischer auch als Chefdesigner. Seine Vorgaben für künftige Modelle sind konkret: Die Motorhaube flacher, der Schwerpunkt niedriger, die Karosserie steifer - das macht die Autos schicker und das Fahrgefühl sportlicher. "Pro Jahr möchte ich über 200 Prototypen persönlich testen", sagt Akio Toyoda.
Öffentliche Auftritte dagegen sind nicht sein Ding. Da macht er auch im vierten Jahr nach dem Amtsantritt noch einen steifen Eindruck. Spontane Äußerungen sind ihm nur schwer zu entlocken. Diese Neigung wirkte sich im Winter 2009/10, als Toyota wegen angeblicher Probleme mit dem Gaspedal rund fünf Millionen Fahrzeuge in die Werkstatt zurückrufen musste, fatal aus. Statt zügig auf den Vorwurf zu reagieren, Toyota habe den Tod von Autofahrern zu verantworten, kam vom Konzernchef zunächst nichts. Erst nachdem eine Welle der öffentlichen Empörung über Toyota hereingebrochen war, meldete er sich zu Wort.
Obwohl sich später herausstellte, dass es kein Qualitätsproblem bei Toyota gab, verteidigte sich der Konzernchef in der Öffentlichkeit nicht: "Unsere Autos tragen alle meinen Namen. Wenn sie beschädigt werden, dann ist das so, als ob auch ich beschädigt werde", erklärte Toyoda demütig und versprach mit tiefer Verbeugung, persönlich dafür zu sorgen, dass die Kunden sich wieder sicher fühlen können.