Transporter wird zur "Großraumlimousine" Daimler stellt neue V-Klasse vor

Neuer Name, neue Strategie: Daimler will seinen runderneuerten Transporter Viano aus der Nutzfahrzeugecke holen und mehr Autokunden für den Laster begeistern. Umgetauft auf den Namen V-Klasse soll er zudem einem alten Bekannten Konkurrenz machen - dem VW-Bulli.

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Die neue Mercedes V-Klasse
Der Daimler-Chef Dieter Zetsche preist bei der Premiere in München die neue Mercedes Großraumlimousine V-Klasse als "Eierlegende-Wollmilchsau" an. Hält der Nachfolger des Viano was Zetsche verspricht? Quelle: dpa
Geräumig ist sie, das lässt sich nicht bestreiten. Hier ein Blick ins Innere mit Vollausstattung. Die V-Klasse bietet Raum für bis zu acht Personen. Im Fond sind verschiedene Sitzkonfigurationen möglich, zum Beispiel mit Einzelsitzen oder mit Zweier- und Dreiersitzbänken. Quelle: dpa
Mercedes hat drei Zielgruppe im Fokus: Familien mit zwei oder mehr Kindern, freizeitaktive Menschen, die viel Platz für ihr Sport- und Outdoor-Equipment brauchen und Betreiber von VIP- oder Hotelshuttles. Volker Mornhinweg, Leiter Mercedes-Benz Vans: „Wir sprechen ganz neue Kundengruppen an – darunter auch solche, die ein großes Platzangebot brauchen, aber nie eine Großraumlimousine fahren wollten, weil ihnen Stil, Wohlfühl- und Fahrkomfort in diesem Segment bislang zu kurz kamen.“ Quelle: dpa
Auf Wunsch steht erstmals in dieser Klasse auch ein Cockpit-Oberteil in Lederoptik mit aufwendig gearbeiteter Ziernaht zur Verfügung. Ziernähte mit Manufakturcharakter finden sich auch auf den Ledersitzen, den Armlehnen und im Mittelfeld der Seitenverkleidung. Quelle: Daimler
Die V-Klasse kommt mit vielen Neuheiten auf, die es in anderen Fahrzeug in diesem Segment bisher so nicht gibt: Serienmäßig ist ein Seitenwind-Assistent und der Aufmerksamkeits-Assistent an Bord. Neu ist zudem die moderne Multimediageneration mit einem Touchpad zur Bedienung aller Telematik-Funktionen im Auto. Quelle: dpa
Bedien- und Anzeigenelemente: Zu sehen ist das freistehende Zentraldisplay, die runden Lüftungsdüsen, das Multifunktionslenkrad mit 12 Tasten und Direct Select Wählhebel mit Schaltwippen bei Automatikgetriebe sowie die zentrale Bedieneinheit mit Controller (Dreh-Drück-Steller) und einem Touchpad, mit dem sich alle Telematik-Funktionen wie bei einem Smartphone über Gesten oder die Eingabe von Buchstaben und Zeichen bedienen lassen. Quelle: Daimler
Die dynamisch geformte und breiten­orientierte Instrumententafel ist zweigeteilt. Ober- und Unterteil werden durch ein großes dreidimensionales Zierteil getrennt. Quelle: Daimler

Daimlers kompakte A- und B-Klasse ist den meisten ein Begriff. Auch die Limousinen der S- oder E-Klasse sind weltweit bekannt. Aber die V-Klasse? Bei diesem Spross der Mercedes-Familie erntet man eher ratlose Gesichter. Kein Wunder: Bislang gehörte der nämlich eher zur Familie der Nutzfahrzeuge und hieß zwischendurch auch noch anders - Viano.

Mit einer neuen Strategie und der Rückkehr zum alten Namen V-Klasse will Daimler seinen Transporter künftig aber einem breiteren Publikum schmackhaft machen und so den großen Konkurrenten im Transporterbereich angreifen - den VW-Bulli T5.
„Aus meiner Sicht wird das eine deutlich härtere Konkurrenz zum T5 werden - zumal der schon in die Jahre gekommen ist“, sagt Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch-Gladbach. Nach dpa-Informationen steht der VW-Nachfolger T6 zwar schon in den Startlöchern und könnte nächstes Jahr losrollen. Offiziell ist das aber noch nicht.

Die neue V-Klasse feiert an 30. Januar in München Premiere - und erinnert mit Ziernähten und serienmäßigem Lederlenkrad eher an eine Limousine. „Man versucht, das Interieur aufzuwerten und höher zu positionieren“, sagt Bratzel. „Die Ausstattung hat mit Nutzfahrzeugen nicht mehr viel zu tun.“ Künftig soll die V-Klasse Daimler zufolge sowohl beim Nutzfahrzeug- als auch beim Autohändler stehen und neben Familien unter anderem Freizeitsportler ansprechen.

Tatsächlich scheint das für Daimler durchaus ratsam zu sein: Zuletzt verkaufte sich der Viano, der schon immer eher an Pkw-Kunden gerichtet war, im Vergleich zu seinem Transporter-Bruder Vito eher mäßig. 60 400 Kunden kauften 2012 den Vito - der Viano kam mit einem Absatz von 23 300 Fahrzeugen auf ein Drittel davon.

Dabei hat die V-Klasse bei Daimler eine lange Geschichte: 1996 kam sie zusammen mit dem Vito auf den Markt - im Sommer 2003 wurde sie im Rahmen einer Modernisierung allerdings in Viano umbenannt. Nun also wieder alles auf Anfang. Branchenkenner Bratzel zufolge macht die Rückkehr zum alten Namen strategisch durchaus Sinn. Die Kombination aus Buchstabe und „Klasse“ sei charakteristisch für die Autos von Mercedes.

Den Pkw-Absatz, mit dem Daimler bis 2020 seine Erzrivalen die VW-Tochter Audi und BMW überholt haben will, wird der Hochglanz-Laster aber nicht beflügeln: Er werde weiter beim Nutzfahrzeug-Absatz geführt, sagte ein Daimler-Sprecher.

Auch da dürften Zuwächse aber willkommen sein: Daimlers Transportersparte hatte zuletzt mit Rückschlägen zu kämpfen. Das operative Ergebnis war 2012 im Vergleich zum Vorjahr stark eingebrochen. Der Absatz war um vier Prozent auf 252 418 Fahrzeuge zurückgegangen. Die Werte für das vergangene Jahr will Daimler in der kommenden Woche vorlegen. Nach den Worten des Chefs der Van-Sparte, Volker Mornhinweg, sollen 2013 und 2014 aber Wachstumsjahre sein. Bis 2015 will die Transporter-Sparte Mercedes-Benz Vans dann mehr als 400.000 Fahrzeuge absetzen.

Experte Bratzel traut der V-Klasse dabei Erfolge zu: „Angesichts der Tatsache, dass der T5 am Ende des Lebenszyklus ist, räume ich ihm gute Chancen ein“, sagt er. „Es kommt aber darauf an, was VW dagegen setzen wird.“

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