Übernahme von TRW Die Herkulesaufgabe für ZF Friedrichshafen

Mit der Übernahme des US-Autoelektronikherstellers TRW wird der Getriebebauer vom Bodensee zum globalen Player – aber die Risiken des Deals sind groß.

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Die zehn größten deutschen Autozulieferer
Platz 10: EberspächerUmsatz 2014: 3,60 Milliarden Euro Das aus Esslingen am Neckar kommende Familienunternehmen zählt zu den weltweit führenden Systementwicklern und -lieferanten für Abgastechnik, Fahrzeugheizungen und KlimasystemeQuelle des Rankings: Berylls Stretagy Advisors Quelle: dpa
Platz 9: BroseUmsatz 2014: 5,17 Milliarden Euro Aus Coburg kommen die Sitzsysteme, Türmodule, Fensterheber und Schließsysteme von Brose. 22.000 Menschen arbeiten für das Familienunternehmen, das bereits seit 1908 existiert. Quelle: Presse
Platz 8: HellaUmsatz 2014: 5,18 Milliarden Euro In Lippstadt in Nordrhein-Westfalen produziert Hella mit rund 29.000 Mitarbeitern Licht- und Elektroniksysteme für den Fahrzeugbau, wie hier die LED-Scheinwerfer für eine Mercedes E-Klasse. Das Unternehmen blickt auf eine lange Historie zurück. Der Grundstein wurde bereits 1899 gelegt. Quelle: Presse
Platz 7: Benteler AutomobiltechnikUmsatz 2014: 5,87 Milliarden Euro Fahrwerkteile, Abgassysteme, Umformtechnik und Rohre – das sind die Komponenten, die Benteler Automobiltechnik mit weltweit rund 20.850 Mitarbeitern entwickelt und produziert. Zum 1. September 2014 hat Benteler zwei Teilbetriebe aus der insolventen Wilco Wilken Lasertechnik übernommen, um seine Kompetenz in diesem Bereich zu verstärken. Quelle: Presse
Platz 6: SchaefflerUmsatz 2014: 8,89 Milliarden Euro Von Herzogenaurach aus schickt Schaeffler seine weltberühmten Wälzlager, aber auch Motoren- und Getriebeelemente, sowie Kupplungs- und Antriebstechnik rund um den Globus. Schaeffler übernahm 2008 Continental und bürdete sich damit einen riesigen Schuldenberg auf, den das Unternehmen in den nächsten Jahren nur mühsam abstottern konnte. Die Schaeffler-Gruppe hat rund 76.000 Mitarbeiter. Quelle: REUTERS
Platz 5: ThyssenKruppUmsatz 2014: 9,72 Milliarden Euro Der Stahlkonzern aus Essen verdient an der Automobilindustrie mit dem Verkauf von Karosserieteilen, Fahrwerksmodulen, Antriebssträngen, Lenksystemen und Aufhängungen. Im Bild die Achsmontage an einem Smart Fortwo. Insgesamt arbeiten 157.000 Menschen für ThyssenKrupp. Quelle: Presse
Platz 4: MahleUmsatz 2014: 9,98 Milliarden Euro Die Stuttgarter beliefern Autobauer weltweit mit Kolben, Lagern, Ventiltrieben, Filtersystemen, Turboladern und Klimaanlagen. Rund 65.000 Menschen arbeiten für das Traditionsunternehmen, das 1920 gegründet wurde. 2010 fusionierte Mahle mit dem Klimaanlagenbauer Behr und stieg damit damals unter die Top 4 der größten deutschen Automobilzulieferer auf. Quelle: dpa

Wer von Westen über die Zeppelinstraße in das knapp 60.000 Einwohner große Friedrichshafen am Bodensee kommt, passiert nach drei Kilometern auf der rechten Seite den Campus der Zeppelin Universität. Knapp zwei Kilometer weiter liegt das Graf-Zeppelin-Haus, noch mal einen Kilometer weiter das Zeppelin Museum. Alle drei nach dem Luftschiff-Konstrukteur benannten Institutionen werden von der stadteigenen Zeppelin-Stiftung finanziert – genau wie das örtliche Klinikum, das Medienhaus am See, die Volkshochschule und etliche Jugendtreffs und Kindergärten.

Die weltweit größten Autozulieferer

Gefüllt wird deren Topf vom Getriebehersteller ZF Friedrichshafen. Der Stiftung gehören 94 Prozent des Autozulieferers, der seinem Eigentümer eine kleine Dividende zahlt – 2013 gerade mal 30 Millionen Euro. Der Rest vom Gewinn, im vergangenen Jahr gut 430 Millionen, bleibt im Unternehmen. Gut eine Milliarde Euro hat ZF dank der gewinnschonenden Stiftungskonstruktion auf der hohen Kante.

Preis und Risiko sind hoch

Mit dem dicken Finanzpolster im Rücken kann ZF die vergangene Woche verkündete Übernahme des fast gleich großen US-Autoelektrikspezialisten TRW stemmen. Die Strategie passt: „Der Zusammenschluss folgt der industriellen Logik der Branche“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Allerdings ging in der Euphorie unter, dass Preis und Risiko hoch sind. Mehr als zehn Milliarden Euro zahlt ZF für TRW, und ob die Integration funktioniert, ist fraglich: „Das Management der jeweiligen Sparten zusammenzubringen wird eine Herkulesaufgabe“, warnt Bratzel.

Der Deal ist eine der größten Übernahmen des Jahres und das wichtigste Ereignis in der Geschichte des 1915 gegründeten Unternehmens. Zusammen kommen der Getriebe- und Fahrwerkspezialist ZF und der Autoelektronikhersteller TRW aus Livionia bei Detroit im US-Staat Michigan auf weltweit 138.000 Mitarbeiter und 30 Milliarden Euro Umsatz. Damit wird ZF zum weltweit drittgrößten Autozulieferer nach den ebenfalls deutschen Wettbewerbern Bosch und Continental.

Der Preis dürfte das geringere Problem sein: Der erst seit Mai 2012 amtierende ZF-Vorstandschef Stefan Sommer zahlt den TRW-Aktionären 9,5 Milliarden Euro, zudem übernimmt ZF rund 800 Millionen Euro Schulden von dem künftig als separate ZF-Division geführten Unternehmen. Rund eine Milliarde Euro dürfte ZF von Bosch für die Hälfte des gemeinsam betriebenen Joint Ventures ZF Lenksysteme bekommen. Bei dem restlichen Kaufpreis helfen Deutsche Bank und Citigroup mit Anleihen und Krediten.

„TRW fügt sich hervorragend in unsere langfristige Strategie ein“, sagt Sommer. Tatsächlich ergänzen sich die beiden Partner im Prinzip gut, Überschneidungen gibt es kaum. Automarktexperten wie Bratzel sehen Sommers Pläne darum grundsätzlich positiv: „Es gibt einen Trend zur Größe, um mit der Globalisierung in den wichtigen Märkten präsent zu sein, vor allem in den USA und China.“

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