Ulrich Hackenberg Audi fordert Freiheit fürs autonome Fahren

Audi verlangt von der Bundesregierung liberalere Regeln für das autonome Fahren, sonst drohe Deutschland ein klarer Standortnachteil.

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Audi-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg Quelle: dpa

Audi warnt vor dem drohenden Verbot fürs autonome Autofahren. „Da müssen unsere Ministerien handeln. Sonst fahren wir hierzulande hinterher“, sagte Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg im Interview mit der WirtschaftsWoche. Er fügte hinzu: „Wir meinen die Behörden überzeugen zu können, dass pilotiertes und vollautonomes Fahren im Sinne der Verkehrssicherheit sinnvoll sind.“

Hackenberg geht davon aus, dass andere Länder früher als Deutschland Regelungen zum autonomen Fahren verabschieden werden. „Einige Länder werden die nötigen Gesetze rascher beschließen, etwa die USA und China“, unterstrich Hackenberg. „Auch Großbritannien ist offener. Vor allem weil der Staat hofft, vor Ort technische Kompetenz aufzubauen.“ Weil in Kalifornien, Nevada und Florida Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr erprobt werden können, habe Audi derzeit seine Entwickler für das autonome Fahren in den USA konzentriert.

Zusätzliche Sicherheit sei der wichtigste Treiber dieser Innovation, betont der Entwicklungsvorstand. Weltweit würden 90 Prozent aller Unfälle im Straßenverkehr durch menschliches Fehlverhalten verursacht: „Wir müssen im Notfall eingreifen, so meinen wir, wenn das System feststellt, dass der Fahrer schwerwiegende Fehler macht, die nicht nur seine Sicherheit, sondern auch die der anderen Verkehrsteilnehmer gefährdet. Schon aus gesellschaftlichen Gründen sollte der Gesetzgeber Interesse an solchen Systemen haben“, mahnte Hackenberg.

Selbstfahrende Autos

Das vollautomatisierte Fahren sieht der Audi-Vorstand streckenabhängig in mehreren Etappen kommen: „Auf der Autobahn etwa könnte es schon in fünf bis zehn Jahren so weit sein, weil dort der Verkehr stark reglementiert ist und die Störgrößen so überschaubar sind. In der Stadt hingegen ist alles viel komplexer, auch rechtlich. Da reden wir über mehr als zehn Jahre.“

Audi wird im neuen A8 sein System mit der internen Bezeichnung „James“ anbieten, das bis zu 60 Kilometer pro Stunde pilotiert fahren kann. Der Nachfolger „Jack“ mit bis zu 140 km/h werde als Update voraussichtlich in drei bis dreieinhalb Jahren kommen und auch in anderen Modellen eingebaut.

Von dem Internetgiganten Google erwartet Audi Wettbewerb, aber nicht unbedingt als Fahrzeughersteller: „Es geht darum, möglichst viel von der verfügbaren Zeit des Kunden für sich zu gewinnen“, betonte Hackenberg. Dies sei etwa im Stau oder bei stockendem Verkehr der Fall, wenn die Maschine das Fahren übernehmen könne. „Aber auch wir kämpfen um die Zeit und Aufmerksamkeit unserer Kunden. Da stehen wir klar im Wettbewerb.“

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