USA Was US-Autoarbeiter über Trump sagen

Gewerkschafter haben in den USA die Demokraten gewählt - bis Donald Trump kam. Er stellt sich gegen Freihandelsabkommen und droht Unternehmen mit Einfuhrzöllen. Die Autoarbeiter in Ohio sind gespannt, was jetzt kommt.

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Ein Parkplatz vor dem Gebäude der Gewerkschaft United Auto Workers Local 12 Quelle: dpa

„Autos, die nicht in Amerika gebaut wurden, sind auf diesem Parkplatz nicht willkommen.“ Dieses Schild steht in Toledo, im US-Bundesstaat Ohio. Der künftige US-Präsident Donald Trump brachte in seinem Wahlkampf eine ähnliche Haltung zum Ausdruck - und gewann den umkämpften Bundesstaat am Ende überraschend deutlich. Unter den Autoarbeitern wissen nicht alle, was sie von ihm halten sollen.

Bruce Baumhower ist Gewerkschafter in Toledo, er mobilisiert seit 23 Jahren gegen Freihandelsabkommen in den USA. Und eigentlich müsste das passen, denn auch Trump wetterte im Wahlkampf gegen solche Abkommen. Baumhowers Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) war im Wahlkampf trotzdem gegen den Immobilienunternehmer.

Gewerkschaften sind in den USA traditionell Verbündete der Demokratischen Partei. Und die UAW unterstützte Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton - wegen einer ganzen Reihe politischer Positionen etwa zu Gesundheitsversorgung und Arbeiterrechten, wie Baumhower erklärt. Doch diesmal haben auch viele Gewerkschafter den Kandidaten der Republikaner unterstützt.

Das Thema Handel habe bei den Mitgliedern am meisten Nachhall gefunden, sagt Baumhower. Normalerweise gäben 75 Prozent von ihnen bei UAW-Wahlaufrufen per Telefon an, für den von der Gewerkschaft unterstützten Kandidaten stimmen zu wollen. Diesmal hätten 40 Prozent angekündigt, ihre Stimmen Trump zu geben. Laut Befragungen an den Wahllokalen räumte der Republikaner in Ohio 54 Prozent der Stimmen aus Gewerkschaftshaushalten ab. Trump gewann den Bundesstaat.

Seit seinem Wahlsieg am 8. November richtete Trump die Drohung von Einfuhrzöllen an einzelne Autobauer. In einem Interview von „Bild“ und Londoner „Times“ sagte er über deutsche Autohersteller: „Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen.“ Der Hersteller BMW, der 2019 eine Fabrik in Mexiko eröffnen will, solle in den USA bauen.

Fiat Chrysler kündigte vor kurzem an, eine Milliarde Dollar (950 Millionen Euro) in zwei Werke in Michigan und Ohio zu stecken und bis 2020 rund 2000 Jobs in den Vereinigten Staaten zu schaffen. Mindestens 700 davon sollen im Montagewerk des Unternehmens in Toledo entstehen, wo bereits 4000 UAW-Mitglieder arbeiten.

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Das wirkte wie ein Erfolg für Trump - ebenso wie Fords Verzicht auf eine geplante Investition in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar in Mexiko zugunsten einer bestehenden US-Fabrik. Der künftige Präsident lobte beide Autobauer und twitterte, das sei „nur der Anfang“. Laut Baumhower war die Entscheidung von Fiat Chrysler in Toledo allerdings schon seit 2015 bekannt. „Neu ist, dass jetzt alles bestätigt wurde.“

Der Parkplatz des Restaurants „Zinger's Bar and Grill“ am nördlichen Rand von Toledo ist voll von Chrysler-Fahrzeugen. Drinnen sitzt an einem Januarnachmittag ein Dutzend Männer und Frauen. Manche von ihnen kommen gerade von einer Schicht im Jeep-Werk des italienisch-amerikanischen Unternehmens. Zigarettenrauch wabert durch den Raum. Gespräche drehen sich zunächst um Football und Fabrikschichten, doch bald wird über Politik gesprochen.

Der 67-jährige frühere Autoarbeiter Bob äußert die Sorge, dass Trump die Sozialleistungen für Rentner wie ihn kürzt. Er habe aber für den Milliardär gestimmt, weil er Clinton nicht für vertrauenswürdig gehalten habe. „Die Stimmung bei den Arbeitern war, dass sie die Politik leid waren.“ Er sei bei Trump „vorsichtig optimistisch“, denn dieser sei kein Politiker. „Wenn er etwas Albernes macht, können sie ihn des Amtes entheben.“

Chris nippt derweil an einem Bier und einem Whisky. Er hat als Jugendlicher angefangen, im Jeep-Werk zu arbeiten, und sich vor kurzem nach 30 Jahren zur Ruhe gesetzt. Er hat für Clinton gestimmt, kann sich in Sachen Steuer- und Handelspolitik aber mit Trumps Ideen anfreunden. „Die Leute wollen mehr Geld in der Tasche haben“, sagt er. Chris ist allerdings skeptisch, dass Trump seine Pläne auch umsetzt. „Es klingt alles gut. Das sind aber alles Versprechen. Wir werden sehen, was er macht.“

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